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Ermittlungen gegen CSU-Mann SauterEine Million Euro für Maskendeal?

Auch der ehemalige bayerische Justizminister Sauter gerät in der Maskenaffäre unter Verdacht. Die CSU wendet sich von ihm ab.

Maskenaffäre: der ehemalige bayerische Justizminister Alfred Sauter gerät unter Verdacht Foto: Zeppo/imago

München taz | Einen Moment lang sah es so aus, als habe sich der Fokus in der Affäre um dubiose Maskengeschäfte unter Beteiligung von Unionspolitikern etwas mehr auf die Schwesterpartei CDU verschoben. Doch die mutmaßliche Freude von CSU-Chef Markus Söder darüber dürfte verfrüht gewesen sein. Denn jetzt hat die Münchner Generalstaatsanwaltschaft einen weiteren CSU-Politiker ins Visier genommen.

Die Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts auf Bestechung und Bestechlichkeit wurden auf insgesamt fünf Beschuldigte ausgeweitet, darunter offensichtlich auch der einflussreiche Landtagsabgeordnete Alfred Sauter. Die Ermittlungsbehörde selbst nannte den Namen nicht, es war jedoch schnell klar, dass es sich um Sauter handelte.

Das war auch naheliegend, da Sauter – in den Neunzigern war er auch kurzzeitig mal Justizminister – bereits seit längerem mit im Zentrum der Affäre steht: Als Anwalt hatte er einen Vertrag mit der bayerischen Staatsregierung über die Lieferung von FFP2-Masken aufgesetzt. Den Deal hatte der damalige CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Nüßlein eingefädelt.

Während Nüsslein, der eine Provision von 660.000 Euro kassierte, über die Affäre stürzte, die CSU verlassen hat und nicht mehr zur Bundestagswahl antritt, beharrte Sauter bislang darauf, dass seine Beteiligung an dem Zustandekommen des Vertrags nichts mit seiner Politikertätigkeit zu tun gehabt habe.

Deshalb kam es auch bereits zur Auseinandersetzung mit Thomas Kreuzer. Der CSU-Fraktionschef, der wie Sauter die Schwaben im Landtag vertritt, wollte von seinem Parteifreund Details über das Maskengeschäft, vor allem die Höhe des Anwaltshonorars wissen. Doch Sauter schwieg beharrlich, verwies auf seine anwaltliche Schweigepflicht. In einer E-Mail an Kreuzer schrieb er: „Niemand lässt sich gerne unter Druck setzen – ich auch nicht.“

Nebenjob: Abgeordneter

Unter Druck steht Sauter nun dennoch. Am Mittwoch ließ die Generalstaatsanwaltschaft sein Büro im Landtag und neun weitere Räumlichkeiten in München und Schwaben durchsuchen. In München befindet sich Sauters Anwaltskanzlei. Gern wird der Jurist mit dem zweifelhaften Bonmot zitiert: „Selbstverständlich habe ich einen Nebenjob: Abgeordneter.“ Seine jährlichen Einkünfte als Anwalt gibt Sauter auf der Website des bayerischen Landtags mit „Stufe 10“ an, das heißt: mehr als 250.000 Euro. Wie viel mehr, ist offen.

Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR hegt die Generalstaatsanwaltschaft den Verdacht, dass Sauter „für die Vermittlung von Masken und für weitere Dienstleistungen“ hohe Beträge kassieren sollte. Und hoch heißt in diesem Fall: sehr hoch. Insgesamt soll es um rund eine Million Euro gehen. Das fragliche Anwaltshonorar hat Sauter nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schon vor längerem gespendet. Ob damit allerdings die in Frage stehende Million oder nur ein Teil davon gemeint ist, ist unklar.

Der 70-Jährige galt als enger Vertrauter des früheren Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Dem Vernehmen nach ist allerdings auch der Draht zu dessen Nachfolger Markus Söder recht kurz. Sauter sitzt zudem im CSU-Präsidium, ist gut vernetzt und verfügte bislang über einigen Einfluss in der Partei, vor allem in Schwaben. Doch der scheint nun zu schwinden. Die Fraktion ist offenbar schon mal bereit, mit Sauter zu brechen. Am Mittwochnachmittag kam sie zu ihrer turnusgemäßen Sitzung im Landtag zusammen.

Opposition fordert maximale Transparenz

Im Anschluss forderte Generalsekretär Markus Blume Sauter auf, seine Ämter in der Partei niederzulegen. Dessen Erklärungen seien unzureichend, monierte Blume. Und Kreuzer verlangte, dass Sauter sein Abgeordnetenmandat ruhen lässt, bis die Affäre aufgeklärt sei.

Auch Söder gerät nun als Parteichef immer mehr in Erklärungsnot. Bisher hielt er sich in der Debatte zu dem, was bei Twitter schon unter #maskengate läuft, auffallend zurück. „Es darf nicht passieren, dass da der Versuch gemacht wird, daraus Wahlkampf zu machen von anderen Stellen“, war eines der ersten Anliegen, das Söder vergangen Woche in der Causa formulierte.

Am Mittwoch ging der Ministerpräsident dann zumindest auf Distanz zu Sauter. Dieser müsse nun reinen Tisch machen, die Vorwürfe so schnell wie möglich entkräften und im Zweifel Konsequenzen ziehen, sagte er. Die Affäre sei geeignet, das Vertrauen in die Demokratie und in die CSU zu beschädigen. Mit der Krise Geschäfte zu machen sei mit den Werten der CSU und der Demokratie nicht vereinbar.

Oppositionsführerin Katharina Schulze von den Grünen forderte indes: „Alles muss auf den Tisch!“ Die Ermittlungen gegen Sauter legten „schonungslos offen, dass die CSU nicht für Aufklärung möglicher krimineller Machenschaften in ihren Reihen sorgt“. Erst am Dienstag habe Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) die Forderung abgelehnt, eine Liste mit den Beschaffungsverträgen und Hinweisen von Abgeordneten zum Einkauf von Masken zu veröffentlichen.

Auch der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn, der sich derzeit um den Vorsitz der Bayern-SPD bewirbt, fordert maximale Transparenz. Dazu gehörten eine vollständige Offenlegungspflicht und eine strikte Begrenzung von Nebeneinkünften.

Parallel zu den laufenden Ermittlungen leitet nun auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) ein Prüfungsverfahren gegen Sauter ein, wie der Landtag am Nachmittag mitteilte. Darin gehe es um den Verdacht des Verstoßes gegen die Verhaltensregeln für Abgeordnete.

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14 Kommentare

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  • Wäre doch mal interessant was den noch so alles unter der Hand lief als diese Person noch im Amt war!

    Glaubt doch keiner das jemand der heute lügt, betrügt und bescheißt gestern ein feiner, anständiger, rechtschaffener Mann war

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Verstehe wirklich nicht, wie man ab einem gewissen Alter, vorausgesetzt man ist nicht von der Mitte abwärts in der sozialen Rangskala angesiedelt, sich mit persönlichen Finanzdeals, einen persönlichen Kick verschaffen kann.

  • Mehr Geld für Reiche.



    Das Problem heisst Gier. Bin ich der Einzige, der befürchtet, daß diese Eigenschaft nicht nur in CDU - Kreisen weit verbreitet ist?

    • @Papa Moll:

      Insofern macht es die CSU schon richtig - mit Söder als Vorsitzenden hat man einen Mann der solche Possen nicht nötig hat. Immerhin gehört seiner Frau ein "kleiner mittelständiger" Betrieb. Hust...

    • @Papa Moll:

      Sicher ist sie das nicht. Es ist weniger eine dem Charakter innewohnende Eigenschaft sondern vielmehr eine Bestrebung, die vom System anerzogen und begünstigt wird. Kern des Systems ist die Kapitalakkumulation. Es gibt Kapitalismus nur mit Kapitalist*innen.

  • 2G
    21659 (Profil gelöscht)

    Es ist noch ein halbes Jahr hin bis zur Bundestagswahl, wenn die Union aber so weiter macht, bestehen große Chancen auf eine Regierungsmehrheit ohne CDU/CSU. Wenn die Bürger dann für eine stabile Mehrheit sorgen.

  • Das wird sich hoffentlich bei den Bundestagswahlen auf die Ergebnisse der CDU/CSU auswirken. Der Fisch stinkt wie immer vom Kopf.

  • Und nun die Preisfrage: Welcher Unionspolitiker hat bezüglich der beanstandeten "Deals" am meisten verdient? Löbel (250.000 €), Nüßlein (>600.000 €) und Sauter (1 Mio. € ?).



    War's das schon oder geht da noch mehr, in der Union?

    • @Thomas Brunst:

      Schätze da geht noch was.



      Die Union bekommt die AfD schon über 25% gehievt, wenn sie sich nur richtig anstrengt.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein:

    “ exponentielles Wachstum -



    Markus Söder: "Die Affäre sei geeignet, das Vertrauen in die Demokratie und in die CSU zu beschädigen. Mit der Krise Geschäfte zu machen sei mit den Werten der CSU und der Demokratie nicht vereinbar." Jaja, Demokratie und CSU. Das sind offensichtlich zwei unterschiedliche Sachen.“

    • @Lowandorder:

      "Schreiben lassen" ist das Gebot der Stunde.



      Die beruflichen Baeadr sind eben doch besser(fast..)



      www.spiegel.de/pol...-ac40-50588c2c79db

      - Das Volk sieht nichts – oder doch?-

      ..Der bayerische Politiker Alfred Sauter könnte der Kultserie ›Kir Royal‹ um den fiktiven Münchner Klatschreporter Baby Schimmerlos entsprungen sein: seit über 30 Jahren für die CSU im Landtag, intrigengestählt, affärenerprobt«...



      .....Aus der grauen Eminenz der CSU wurde eine »Eminenz in der Grauzone«, wie der »Münchner Merkur« schrieb – eine Schlagzeile wie aus »Kir Royal«.....

      • @Ringelnatz1:

        Schonn. Aber Gemach Gemach.

        In den 60ern/70ern gern in die Lehre.



        Aber dann kackte das Teil sprachlich wie inhaltlich - wie gleichzeitig Die Zeit - derartig zum Tischfeuerwerk der Demokratie ab. Daß Montag & Donnerstag - Spiegel/Zeit-Tag - für die Tonne war&ist. GellewelleWollnichwoll



        Darüber vermag der heutige suboptimale Spiegel-Jargon mit seinen einäugigKörnchen-🐔 nicht hinwegzutäuschen. Never ever.

  • Der Nächste bitte, das geht ja bei CDU/CSU wie das Bretzelbacken. Und alle haben grob gegen das Erste Gebot des Übervaters Franz-Josef Strauß verstoßen: Du sollst Dich nicht erwischen lassen!!

  • Das ist schon sehr entlarvend, was der Mann aus Franken, der in den Medien gern als Deutschlands kommender Kanzler hochgejazzt wird, dazu sagt: „Es darf nicht passieren, dass da der Versuch gemacht wird, daraus Wahlkampf zu machen von anderen Stellen“



    Für ihn ist das Hauptproblem nicht etwa die Korruption in den eigenen Reihen, sondern der Wahlkampf der anderen. Keine Aufforderung zum Aufklären, sondern vielmehr eine zum Vertuschen. Damit hat er sich jetzt selbst schon gründlich disqualifiziert.