Ermittlungen gegen Blatter und die Fifa: Der anrüchige Deal
Wie 10 Millionen Dollar von Südafrika über die Fifa in die Karibik flossen. Und warum Sepp Blatter deswegen in den Focus der US-Justiz geriet.
Heikel für den scheidenden Fifa-Präsidenten Sepp Blatter wurde nun der sechste Fall. Es geht um die Vergabe der WM 2010 an Südafrika. Laut Anklage der US-Justiz soll Jack Warner, der verhaftete und auf Kaution wieder frei gelassene Präsident des Fußballverbandes für Nord- und Mittelamerika sowie die Karibik (Concacaf), einem Mitverschwörer berichtet haben, dass hohe Fifa-Offizielle, die südafrikanische Regierung und das südafrikanische Bieter-Komitee bereit seien, eine Zahlung von Südafrikas Regierung in Höhe von 10 Millionen Dollar an die karibische Fußball-Union (CFU) zu arrangieren. Diese solle „die afrikanische Diaspora unterstützen“.
Laut US-Anklageschrift ist von 25 Mitverschwörern die Rede. Ein namentlich nicht genannter Mitverschwörer #1 habe verstanden, so die Anklageschrift weiter, dass Warner, er selbst und Mitverschwörer #17 für Südafrika als Gastgeber der WM 2010 stimmen sollen. Warner habe demnach angedeutet, dass er das Angebot akzeptiert und Mitverschwörer #1 zugesagt, eine Million Dollar weiterzureichen. In drei Margen habe im Jahr 2008 ein hochrangiger Fifa-Funktionär angewiesen, dass zehn Millionen Dollar von einem Fifa-Konto auf ein US-Konto fließen.
Das Geld landete schließlich auf Konten im Namen der Karibischen Fußball-Union CFU und Concacaf, kontrolliert von Warner, in Trinidad und Tobago. Durch Geldwäsche seien Teile des Geldes schließlich zu Unternehmen in Trinidad und Tobago sowie Warners Privatkonten geflossen. Mitverschwörer #1 habe mehr als 750.000 Euro von Warner erhalten.
Blatter im Visier
Danny Jordaan, Cheforganisator der WM 2010, hat der südafrikanischen Zeitung Sunday Independent die Zahlung der 10 Millionen Dollar bestätigt. Das Geld sei aber keine Bestechung gewesen, sondern für die Förderung des Fußballs in der Karibik.
Blatter selbst erklärte, nichts von den Bestechungsgeldern gewusst zu haben. Die New York Times hatte aber am Dienstag berichtet, dass die US-Ermittler der Ansicht seien, der Fifa-Generalsekretär und Blatter-Vertraute Jerome Valcke sei „der hochrangige Offizielle“, der die zehn Millionen Dollar von einem Fifa-Konto überwiesen habe. Daher sei Blatter mittlerweise selbst ins Visier der Ermittler geraten, berichten die New York Times und der US-Sender ABC News. Auch das FBI soll gegen ihn ermittelt haben.
Interpol hat auf Antrag der US-Behörden derweil sechs Männer auf seine Fahndungsliste gesetzt. Es geht nach den Angaben um den früheren Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner sowie um den Paraguayer Nicolás Leoz, ehemals Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees und südamerikanischer Verbandschef. Auch vier Geschäftsleute werden genannt. Interpol bat seine Mitgliedsstaaten mit einer sogenannten roten Ausschreibung um Amtshilfe, die sechs Personen ausfindig zu machen und festzusetzen, damit sie ausgeliefert werden können. Ein internationaler Haftbefehl liege aber nicht vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja