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Erfolg für Umweltschützer in SüdafrikaWale sind stärker als Shell

Gericht verbietet „seismische Erkundungen“ vor Südafrikas Wild Coast. Das umstrittene Vorhaben hatte Proteste auf den Plan gerufen.

„Hände weg von unserer Wild Coast“: Protest gegen Shell, Mzamba Beach Foto: Rogan Ward/reuters

Johannesburg afp/dpa | Die südafrikanische Justiz hat Untersuchungen des britisch-niederländischen Energieriesen Shell von Öl- und Gasvorkommen vor Südafrikas Küste vorerst gestoppt. Das Hohe Gericht in Grahamstown in der Provinz Ostkap untersagte dem Unternehmen am Dienstag, „seismische Erkundungen“ an der Wild Coast vorzunehmen – ein bedeutender Erfolg für Umweltschützer, die seit Wochen gegen das Projekt protestieren und zum Boykott von Shell aufrufen.

Shell will an Südafrikas Wild Coast mit seismischen Wellen, die von Luftkanonen auf Schiffen ausgesandt werden, die Struktur des Meeresbodens analysieren, um mögliche Rohstoffvorkommen aufzuspüren. Die Wild Coast, die mehrere Natur- und Meeresschutzgebiete umfasst, erstreckt sich über rund 300 Kilometer an der Ostküste Südafrikas am Indischen Ozean. Shell will dort in den kommenden vier bis fünf Monaten auf einer Fläche von rund 6000 Quadratkilometern Erkundungen vornehmen.

Geplant war, dass seismische Wellen fünf Monate lang 24 Stunden am Tag alle zehn Sekunden von Luftkanonen auf Schiffen ins Meer bis zu einer Tiefe von 700 bis 3000 Metern gesandt werden, in einem Gebiet rund 20 Kilometer vor der Küste.

Nach Einschätzung von Umweltschützern beeinträchtigt dieses Verfahren das Verhalten und die Fortpflanzung von Walen und anderen Lebewesen im Meer, die stark auf ihren Hörsinn angewiesen sind. Sie weisen unter anderem darauf hin, dass Wanderrouten von Walen durch das betroffene Gebiet führen. Shell hat zugesagt, Auswirkungen auf die dort lebenden Tiere nach Möglichkeit „zu verhindern oder zu minimieren“.

Ein erster Eilantrag gegen die Erkundungen war kürzlich noch vor einem Gericht niedrigerer Instanz gescheitert. Nach dem Urteil vom Dienstag hieß es, Shell respektiere die Gerichtsentscheidung. Das Unternehmen habe die Erkundungen ausgesetzt und prüfe nun das Urteil, erklärte das Unternehmen.

Die Organisation Natural Justice sprach von einem „riesigen Sieg“. Jedoch sei der Kampf noch nicht vorbei und das Verfahren werde weitergehen.

Regierung Südafrikas befürwortete Explorationsprojekt

Für das umstrittene Explorationsprojekt genoss Shell Rückenwind von der Regierung Südafrikas. Energieminister Gwede Mantashe, zugleich Bundesvorsitzender des regierenden ANC (Afrikanischer Nationalkongress) in Südafrika, hatte Anfang Dezember über seinen Twitter-Account betont, Öl- und Gassuche gebe es seit Jahrzehnten unter anderem in Ländern wie Norwegen, Saudi-Arabien oder Deutschland: „Diesen Volkswirtschaften geht es heute gut, das wurde auf der Basis der Erforschung dieser Ressourcen begründet.“ Afrika verdiene eine ähnliche Chance.

„Kann es sein, dass dies extreme, reine Liebe für die Umwelt ist, oder eine unerbittliche Kampagne, um sicherzustellen, dass Afrika und Südafrika nicht die Investitionen hereinströmen sehen, die sie benötigen?“, fragte der Minister weiter. Südafrika müsse erlaubt werden, an seinen Öl- und Gasvorkommen zu verdienen.

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3 Kommentare

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  • Diese niederfrequenten Sonare (LFAS) sind hochgefährlich für Wale und Delfine, sie zerstören ihr Gehör. Das Problem wird seit Anfang der 2000er schon thematisiert, und soweit es das Militär betrifft, gerne totgeschwiegen.



    Für mehr Infos siehe auch:



    www.sharkinfo.ch/SI4_02d/lfas.html

  • Gute Nachricht. Zum Shell-Boykott gibt es übrigens immer wieder gute Gründe. Seit Jahrzehnten.

  • "„Kann es sein, dass dies extreme, reine Liebe für die Umwelt ist, oder eine unerbittliche Kampagne, um sicherzustellen, dass Afrika und Südafrika nicht die Investitionen hereinströmen sehen, die sie benötigen?“, fragte der Minister weiter. Südafrika müsse erlaubt werden, an seinen Öl- und Gasvorkommen zu verdienen."



    Das ist zu kurz gedacht Mr. Energieminister Gwede Mantashe, denn nicht nur Deutschland schickt sich gerade an den Verbrauch von Gas- und Erdöl zu reduzieren. Damit werden alle Ihre Investitionen zusammen mit der Fa. Shell keine nachhaltig tragenden Investitionen sein. Die Nachfrage wird bald zurückgehen - wo bleibt dann Ihr Retourn of Invest. Sie sollten besser in die Technologie investieren in die Deutschland aktuell investieren wird; Wasserstoff und Stromspeichertechnologie. Kostenfreie Sonnen- und Windenergie haben Sie ja genug in Ihrem Land und an Ihrer Küste. Diese Investition wäre dann nachhaltig und der Retourn of Invest ist Ihnen sicher, da Sie dann ein Mitglied der Länder mit zuküftiger Spitzentechnologie sind.



    Als Nebenerfolg würden Ihnen die Wale vor Ihrer Küste nicht wegsterben, und damit eine Attraktion für Ihre Tourismuswirtschaft bleiben. Der Strombezug wird damit sauber und kostengünstiger als mit Gas, Erdöl, oder atomar erzeugt.



    Wenn Sie dabei noch Ihre Bürger animieren Eigenanlagen zu erstellen, verbessern Sie damit die Ausfallsicherheit Ihrer Stromversorgung, da Sie damit ein Südafrikanisches Megakraftwerk erzeugen. Allein die Leitungsinfrastruktur müssten Sie aus dem Staatshaushalt finanzieren und über wenige % des Strompreises über Jahres Refinanzieren.



    Es ist nicht die "reine Liebe für die Umwelt ... um sicherzustellen, dass Afrika und Südafrika nicht die Investitionen hereinströmen sehen, die sie benötigen", sondern eine fehlerhafte Beratung von vielleicht Shell oder anderen Ihnen gegenüber.



    Es sind gnadenlose finanzielle Absichten der Sie beratenden Konzerne, um in Abhängigkeit noch mehr Geld zu Ihrem Nachteil zu verdienen.