piwik no script img

Erderhitzung zerstört GletscherGrönlandeis bekommt immer größere Risse

Viele Gletscherspalten wachsen immer weiter, die Gletscher schrumpfen schneller. Schuld sind die steigenden Temperaturen in der Arktis.

In Grönland reißen die Gletscherspalten weiter Foto: Reinhard Pantke/imago

Berlin taz/dpa | Zwischen 2016 und 2021 sind die Gletscherspalten in der grönländischen Eisdecke deutlich gewachsen. Das könnte den Eisverlust des grönländischen Eisschilds beschleunigen. Zu diesem Ergebnis kamen For­sche­r*in­nen unter der Leitung von Thomas Chudley in einer Studie im Fachmagazin Nature Geoscience.

Gletscherspalten sind keilförmige Risse, die entstehen, wenn Gletscher sich ungleichmäßig bewegen. Das ist ganz normal, denn Eis fließt mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten: An der Oberfläche eines Gletschers und in seiner Mitte ist es schneller als an den Rändern oder tieferen Schichten. So entstehen Spannungen, die das Eis zum Aufbrechen bringen.

Weil die Menschheit immer weiter CO₂ in die Atmosphäre bläst, steigen in Grönland die Temperaturen. Hohe Temperaturen sorgen für schneller fließendes Eis an der Oberfläche und an den Rändern von Gletschern. So steigen die Spannungen im Eisschild und die Gletscherspalten reißen weiter. So weit die Theorie.

Tatsächlich gemessen hat bisher nur eine Studie die Ausbreitung von Spalten im grönländischen Eisschild zwischen 1985 und 2009. Zu erwarten wäre aber, dass sich Gletscherspalten viel schneller bilden. Die Studie von Chudley und Co. ist die erste, die Größe und Tiefe von Gletscherspalten in Zeiträumen von höchstens fünf Jahren nachvollziehen konnte.

Spalten bringen Gletscher zum Schmelzen

Die For­sche­r*in­nen haben dafür 8.000 3D-Oberflächenkarten des Eisschilds analysiert, die sie aus hochauflösenden Satellitenbildern erstellt hatten. In einigen Sektoren wuchsen die Risse zwischen 2016 und 2021 um 15 bis 25 Prozent. Betrachtet man den gesamten grönländischen Eisschild, hielten sich Wachstum und Schrumpfen die Waage.

Den For­sche­r*in­nen zufolge liegt das daran, dass ein besonders schneller Gletscher langsamer als üblich war. Der hat aber seitdem wieder Fahrt aufgenommen, die Zeit des Gleichgewichts sei deswegen wahrscheinlich vorbei.

Mit ihren Erkenntnissen können die Stu­di­en­au­to­r*in­nen helfen, den Eisverlust Grönlands genauer vorherzusagen, erklärt Ian Howat, Direktor des Byrd Polar & Climate Research Center an der US-amerikanischen Ohio State University und Mitautor der Studie: „Wenn Gletscherspalten wachsen, nähren sie die Mechanismen, die dafür sorgen, dass sich die Gletscher des Eisschilds schneller bewegen, Wasser und Wärme in das Innere des Eisschilds treiben und das Kalben von Eisbergen in den Ozean beschleunigen.“

Diese Prozesse könnten wiederum den Eisfluss beschleunigen und zur Bildung von mehr und tieferen Gletscherspalten führen – „ein Dominoeffekt, der den Eisverlust in Grönland beschleunigen könnte“, so Howat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Ein interessantes Geschäftsmodell:



    Die andere Seite der Medaille



    2020 bei dw.com



    "Grönland begreift die Erderhitzung als Chance für neue Wirtschaftszweige: Die Regierung der teilautonomen Insel, die politisch zu Dänemark gehört, will bis zu 16 kommerziellen Unternehmen erlauben, Schmelzwasser aufzufangen und zu verkaufen. Bisher hielten neun kleinere Projekte solche Lizenzen, sagte Industrie- und Energieminister Jess Svane dem "Tagesspiegel". "Aber wir wollen expandieren und unser Wasser mit dem Rest der Welt teilen."



    Eiswasser gegen Dürre



    In anderen Teilen besteht hingegen dringender Bedarf an Trinkwasser. Der Klimawandel "sorgt auch dafür, dass die Wasserknappheit auf der Welt zunehmen wird", sagte Svane. Man habe erkannt, "dass wir daraus ein marktfähiges Produkt machen können, das anderswo fehlt".

    Es gab früher schon sehr interessante Projekte m. Eisbergen f. Afrika:



    "Mehr Trinkwasser gegen die Dürre?



    Eisberge für Afrika: Wahnsinnsplan oder reiner Wahnsinn?



    Jedes Jahr brechen etwa 100.000 Eisberge in der Arktis oder Antarktis ab. Die Berge samt dem darin enthaltenen Süßwasser würden einige Unternehmen gerne in die trockenen Regionen auf der Welt schippern."



    Quelle ingenieur.de

    • @Martin Rees:

      Das rechnet sich nur, wenn die Kunden richtig viel zahlen. Klar, ne? Geschäft mit dem Verdursten. Ich kann gar nicht so viel essen, wie...

      • @Patricia Winter:

        Da ist was dran...



        Bei handelszeitung.ch in 2024



        "«Wenn wir den Frieden bewahren wollen, müssen wir nicht nur schnell handeln, um die Wasserressourcen zu schützen, sondern auch, um die regionale und globale Zusammenarbeit in diesem Bereich zu stärken», sagte die Generaldirektorin der Unesco, Audrey Azoulay, am Freitag anlässlich der Veröffentlichung des jährlichen Wasserberichts der Organisation."



        Und aktuell bei tagesspiegel.de



        "UNESCO-Engagement auch auf dem Prüfstand: Trump ordnet erneut Austritt der USA aus UN-Menschenrechtsrat an"

  • Wurde doch schon vor 20 jahren angekündigt. Ist doch egal, stört nicht bei der Party hier, wir verdoppeln jetzt Vermögen mit Investments in die Zerstörung des Planeten und fliegen zum Mars.

  • Sehr unschön. Jetzt noch schnell eine Wärmepumpe einbauen und die Gletscher sind gerettet. Wir schaffen das .

  • Was auch immer passiert: Haltet Trump fern!