Entlassungen bei Twitter: Ciao per Mail
Twitter-Chef Elon Musk spart ein: Per Mail will das Unternehmen am Freitag Tausende Mitarbeitende entlassen. Sie sollen auch ihre Spam-Ordner checken.
Am Freitag sollen alle Mitarbeiter*innen von Twitter per Mail erfahren, ob sie entlassen werden oder nicht. So steht es in einer Mail, die das Unternehmen versendet hat. Das Schreiben wurde am Donnerstagabend von mehreren Medien veröffentlicht. Demnach werden die Mitarbeiter*innen darauf hingewiesen, dass sie um 9 Uhr Pazifische Standardzeit (17 Uhr deutsche Zeit) eine Mail bekommen werden, in der ihnen mitgeteilt wird, ob sie weiterhin für Twitter arbeiten. Der Betreff: „Deine Rolle bei Twitter“.
Laut US-Medien sollen 3.700 Menschen von den Kündigungen betroffen sein, also etwa jede*r zweite Mitarbeiter*in des Unternehmens. Elon Musk hatte bereits vor seinem 44 Milliarden Dollar schweren Kauf von Twitter am vergangenen Freitag angekündigt, dass er bis zu 75 Prozent der Beschäftigten entlassen würde, wenn er Chef der Plattform wird.
Die Art dieser firmenweiten und öffentlichen Kommunikation ist bezeichnend für Musk. In der Mail von Donnerstag wurden die Mitarbeitenden nicht namentlich angesprochen. Unterzeichnet wurde die Nachricht nicht mit dem Namen von Elon Musk oder dem anderer Führungspersonen, sondern mit „Twitter“. In dem Schreiben heißt es, es wäre „notwendig, weltweit Arbeitskraft zu reduzieren“, damit „die Firma voranschreitet“.
Und: Die Angestellten werden aufgefordert, doch bitte auch ihre Spam-Ordner zu checken, um herauszufinden, ob sie gefeuert wurden oder nicht. Außerdem wurde in der Nachricht angekündigt, dass die Twitter-Büros am Freitag geschlossen bleiben, wohl um wütenden Reaktionen der Mitarbeitenden vorzubeugen.
Musk will Twitter profitabler machen
Bereits jetzt teilen einige Accounts auf Twitter unter dem Hashtag #OneTeam mit, dass sie entlassen wurden, posten dabei Fotos von sich selbst und geben so der aktuellen Entwicklung ein Gesicht und eine Geschichte. Ob diese Accounts allesamt authentisch sind, ist zweifelhaft. Unter den Beiträgen weisen jedoch schon jetzt andere Arbeitgeber*innen darauf hin, dass sie Personal suchen.
Die Entlassungen wirken wie ein verzweifelter Versuch von Musk, Twitter so zu gestalten, dass es mehr Geld abwirft. Denn für die Übernahme musste Musk Kredite für etwa 13 Milliarden US-Dollar aufnehmen. Zudem ist das Unternehmen nicht so rentabel wie viele anderen Social-Media-Plattformen. Hinzu kommt, dass einzelne große Werbekund*innen seit der Twitter-Übernahme durch Musk ihre Werbebudgets eingefroren haben, wie etwa General Mills, Volkswagen und General Motors. Doch Werbung macht rund 90 Prozent der Einnahmen von Twitter aus. Außerdem wechselten viele User nach dem Kauf – auch wegen der stärkeren Verbreitung von Verschwörungserzählungen, Desinformation und Hass – auf alternative Plattformen.
Eine Strategie, um mehr Geld zu erwirtschaften, teilte Musk bereits vor einigen Tagen mit: Er möchte User zum Abschluss von Abonnements bewegen. Für 8 US-Dollar pro Monat sollen sie „Twitter Blue“ abschließen. Dadurch würden sie weniger Werbung ausgespielt bekommen, ihre eigenen Beiträge wären prominenter dargestellt und sie würden den Verifizierungs-Haken bekommen, der zeigt, dass die Identität eines Accounts zweifelsfrei geklärt ist. Dieser Haken ist bisher Unternehmen und Menschen mit einer großen Zahl an Follower*innen und Prominenz vorbehalten, die etwa in Politik, Sport oder Unterhaltungsbranche tätig sind.
Bereits am Donnerstag berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider und interne Mails, dass Musk das Management angewiesen habe, eine Milliarde US-Dollar pro Jahr an der Infrastruktur einzusparen. Betroffen seien insbesondere Cloud-Dienste und Rechner-Kapazitäten, wodurch wohl 3 Millionen US-Dollar täglich eingespart werden könnten. Doch gerade die Infrastruktur ist notwendig, um Twitter auch während Großereignissen erreichbar zu halten, etwa während oder kurz nach Anschlägen, in denen besonders viel über Twitter kommuniziert wird, oder aber auch vor und während Wahlen. Eine, die besonders viel Datenaufkommen generieren könnte, steht in den USA bereits am Dienstag an: die Midterms.
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