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Entführungsfall Trinh Xuan ThanhKidnapper von Hanoi geehrt

Zwölf Vietnamesen hatten 2017 einen Landsmann von Berlin nach Hanoi entführt. Dafür erhielten sie nun den höchsten Orden ihres Landes.

Trinh Xuan Thanh nach der Verurteilung in Hanoi 2018 Foto: reuters

Berlin taz | Aus Deutschland wurden sie ausgewiesen oder werden hier mit Haftbefehl gesucht. In Vietnam werden sie ausgezeichnet: Die Männer, die den viet­namesischen Ex-Politiker und Asylbewerber Trinh Xuan Thanh im Juli 2017 von Berlin nach Hanoi entführt haben. Wie jetzt bekannt wurde, fand schon letzten Sommer in Hanois Innenministerium eine Ehrung für zwölf Entführer statt.

Fotos und Texte, die einer von ihnen bei Facebook postete, später aber wieder löschte, dokumentieren, dass die Entführung von Vietnams Innenminister To Lam unter dem Code VT17 koordiniert wurde. Die zwölf Männer bekamen bei der Feier von Staats- und Parteichef Nguyen Phu Trong die Siegesmedaille erster, zweiter und dritter Klasse – einen der höchsten Orden Vietnams.

Die Medaille erster Klasse erhielt Nguyen Duc Thoa, damals in Berlin Diplomat und Mitarbeiter von Hanois Geheimdienst. Er wurde rasch aus Deutschland ausgewiesen, weil für die deutschen Ermittler schon kurz nach der Entführung feststand, dass er sie vorbereitet und mit durchgeführt hatte.

Der zweite Ausgezeichnete ist mit Le Thanh Hai ebenfalls ein damaliger Diplomat in Berlin. Ihm werfen die Ermittler vor, den Entführten von Berlin bis in die tschechische Stadt Brno gefahren zu haben, wo er ihn an Mitentführer übergab.

Ordenszeremonie auf Facebook dokumentiert

Als 2018 vor Berlins Kammergericht der Prozess gegen einen Mitentführer lief, wollte das Gericht Le Thanh Hai als Zeugen hören. Er konnte dies aber mit Verweis auf seine diplomatische Immunität verweigern. Le Thanh Hai war es auch, der die Auszeichnungsfeier auf seiner privaten Facebookseite dokumentierte. Auch Geheimdienstler wollen gelegentlich ihr Ego pflegen.

Zuerst hatte der slowakische öffentlich-rechtliche Sender RTV am Dienstagabend über die Auszeichnungen berichtet. In Bratislava ist die Entführung brisant, weil das Opfer von seinem Entführern mit einem vom damaligen slowakischen Innenminister Robert Kalinak geliehenen Regierungsflugzeug aus der EU ausgeflogen wurde. Kalinaks genaue Rolle dabei ist noch ungeklärt.

Seit dem Regierungswechsel 2020 in der Slowakei zeigt der neue Generalstaatsanwalt, Marus Zilinka, den Willen ernsthaft zu ermitteln. Der TV-Bericht hatte laut seinem Autor Tibor Macak viel Resonanz: „Seit der Entführungscode VT17 bekannt ist, haben auch der slowakische und deutsche Geheimdienst neue Ermittlungsansätze.“

Petra Schlagenhauf, die deutsche Anwältin von Trinh Xuan Thanh, der in Hanoi wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen eine lebenslange Haftstrafe absitzt, nennt dessen Inhaftierung völkerrechtswidrig und fordert seine Rückkehr nach Deutschland. Der vietnamesische Staat, der ihn entführt hatte, hätte ihn nie vor Gericht stellen dürfen.

Die Entführungs hatte eine schwere diplomatische Krise zwischen Berlin und Hanoi ausgelöst.

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2 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Irgendwie hat Vietnam es geschafft, in der Welt ein recht positives Ansehen zu haben.



    Das dürfte hauptsächlich mit dem Tourismus zusammenhängen.



    Die politische Wirklichkeit sieht offenbar anders aus.

  • Wie immer in solchen Fällen wird auch diesmal wieder die Bundesregierung aufgefordert, sich darum zu kümmern.



    Inzwischen sollte sich aber herumgesprochen haben, dass das keinen Zweck hat. Kommunistische Diktaturen reden sich dann immer mit der Formel heraus, das Ausland soll sich bitteschön nicht in innere Angelegenheiten einmischen (z. B. China). Gilt auch für Staaten, die sich zwar des Kommunismus entledigt, aber die Diktatur beibehalten haben (z. B, Russland, Belarus).



    Was tun?