Energiewende in der Industrie: Viel Steuergeld für Wasserstoff
Eine vom Bund geförderte Stiftung soll beim Import des umweltfreundlichen Energieträgers helfen. Verbände fordern Nachhaltigkeitskriterien.
So ging am Montag in Hamburg eine neue Stiftung namens H2Global an den Start, die eine zentrale Rolle beim Import von Wasserstoff aus anderen Ländern spielen soll. Die Stiftung, die von zunächst 17 Industrieunternehmen getragen wird, soll in einem doppelten Auktionsverfahren grünen, also mittels Strom aus erneuerbaren Energien produzierten Wasserstoff in sonnenreichen Ländern einkaufen und diesen an Unternehmen in Deutschland weiterverkaufen.
Die Differenz zwischen Angebots- und Nachfragepreis soll in der Einführungsphase bis 2030 vom Staat getragen werden. Dazu stellt der Bund insgesamt 900 Millionen Euro bereit. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nannte die Gründung ein „historisches Projekt“, das für die Energiewende dringend erforderlich sei. „Für das Klimaziel im Jahr 2030 müssen jetzt diese Weichen gestellt werden“, sagte er.
Schon 2024 soll den Plänen zufolge der erste geförderte Wasserstoff zur Verfügung stehen. In welcher Form er nach Deutschland transportiert wird und welche Kosten dabei anfallen, ist aber noch offen. Auf dem Seeweg dürfte die Umwandlung in Ammoniak günstiger sein als der Transport von Flüssigwasserstoff, sagte Nikolaus Schües von der Reederei F. Laeisz.
Geteiltes Echo
Bei Umweltverbänden und Grünen stieß die Ankündigung auf ein geteiltes Echo. „Langfristige Abnahmeverträge sind ein sinnvolles Instrument, um Importe zu ermöglichen“, sagte Christiane Averbeck von der Klima-Allianz. „Die Schnelligkeit, in der die Stiftung aufgesetzt wurde, lässt uns aber befürchten, das Nachhaltigkeitskriterien nicht ausreichend berücksichtigt werden.“
Auch die Grünen-Abgeordnete Ingrid Nestle meint: „Im Grundsatz verfolgt H2Global einen sinnvollen Ansatz, nämlich Investitionsanreize für die Wasserstoffproduktion zu schaffen.“ Kritisch sieht sie aber, dass in der Stiftung nur Unternehmen vertreten sind. „Eine Beteiligung der Zivilgesellschaft an dem Projekt hat bisher kaum stattgefunden.“
Neben internationalen Projekten unterstützt die Bundesregierung auch Anlagen zur Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff in Deutschland; dafür sind insgesamt 8 Milliarden Euro vorgesehen. Eine Milliarde davon fließt nach Bayern, hieß es am Montag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei