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Energieversorgung der Europäischen UnionGasknappheit 2023 möglich

Die EU könnte nicht genug Gas bekommen, warnt die Internationale Energieagentur. Rund 30 Milliarden Kubikmeter könnten 2023 fehlen.

Die EU muss gegensteuern, damit es nicht an Gas mangelt Foto: Daniel Vogl/dpa

Brüssel/Dessau/Berlin dpa/taz | Im nächsten Winter könnte es nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) zu wenig Gas in der EU geben. „Das nächste Jahr – 2023 – könnte sehr viel schwieriger werden als dieses Jahr“, sagte IEA-Chef Fatih Birol am Montag in Brüssel.

So könnte etwa Russland seine restlichen Lieferungen einstellen und das globale Angebot an Flüssiggas knapp werden – vor allem, wenn die Nachfrage in China wieder ansteige, heißt es in einem Bericht der IEA. Zudem könne man sich nicht auf ähnlich milde Temperaturen wie in diesem Jahresdurchschnitt verlassen. Alles in allem könnten den EU-Staaten laut der IEA rund 30 Milliarden Kubikmeter Gas fehlen. Insgesamt benötigt die EU demnach knapp 400 Milliarden Kubikmeter Gas im nächsten Jahr.

Die IEA hat aber auch Ratschläge parat, wie ein Gasmangel zu verhindern wäre, ohne die europäischen Klimaziele zu gefährden. Das Erschließen neuer Gasquellen ist darin nicht enthalten. Schon frühere Berichte der internationalen Behörde hatten gezeigt: Solche Investitionen stehen dem Ziel entgegen, die Welt bis 2050 klimaneutral zu machen.

Stattdessen pocht die IEA zum Beispiel darauf, Programme zur Förderung von Energieeffizienz auszubauen. Zudem sollten Projekte mit erneuerbaren Energien schneller genehmigt und etwa Wärmepumpen finanziell gefördert werden. Es müsse bessere und mehr Kampagnen zum Energiesparen geben. Zudem könnte die EU Staaten wie Algerien oder Ägypten Geld dafür geben, überflüssiges Gas nicht abzufackeln, sondern aufzufangen und in die EU zu exportieren.

Investitionen lohnen sich schnell

Laut Birol würden diese zusätzlichen Maßnahmen nächstes Jahr etwa 100 Milliarden Euro kosten, sich durch die Gaseinsparungen aber schon nach zwei Jahren rechnen.

In Deutschland mahnte fast zeitgleich das Umweltbundesamt einen stärkeren Ausbau der erneuerbaren Energien an. Nach vorläufigen Daten der Umweltbehörde wurden im Jahr 2022 zwar etwa 9 Prozent mehr Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt als im Vorjahr, jedoch liege dieser Anteil noch unter dem im Erneuerbaren-Energien-Gesetz festgelegten Ziel. Die grüne Stromerzeugung müsse sich in den nächsten acht Jahren mehr als verdoppeln.

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3 Kommentare

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  • "...und etwa Wärmepumpen finanziell gefördert werden."



    Dann darf man aber keine "fossilen" Kraftwerke stillegen, sondern muss noch ein paar dazubauen.

  • Das Problem: Nicht allein die "grüne" (Euphemismus für: Natur kaputt on- wie offshore, aber plutonium- und halbwegs COzwei-frei), sondern die GESAMTE Stromproduktion müsste sich MEHR als verdoppeln, mit einem sehr sehr SEHR großen 'MEHR': Schließlich warten Chemie, Stahlerzeugung, Straßentransport auf ihre Elektrifizierung UND die explodierende Digitalidingsbums auf ein Mehrfaches ihres bisherigen Bedarfs. Der Transport müsste sinnvollerweise wenigstens teilweise übern Tank elektrifiziert werden, weil nur so katastrophenfest = im Störungsfall unabhänfig vom Stromnetz, und dies bringt zusätzlich große Energieverluste bei der Herstellung der benötigten Elektro-Fuels. Vervierfachen müsste sich wohl die gesamte europäische Stromproduktion, mindestens. Rechenaufgabe: Was für 'grünen' Strom bedeuten würde: ver-wieviel-fachen ?



    Gut 2/5 unsres dt. Stroms erzeugten 2021 Erneuerbare. Brauchen wir z.B. insgesamt 4 mal soviel Strom wie bisher, muss sich das also verzehnfachen. Von 2/5 auf 20/5.



    Optimistischer folgender Überschlag: D gesamt knapp 470 Twh Erneuerbare, was bislang schon knapp 1/5 des Gesamtumsatzes an Energie ausmacht. Immerhin. Gesamtenergieverbrauch wird aber steigen, durch: mehr Gebäude, mehr Digi, Elektrofuel-Herstellung, und und und. Und , Fun fact: Durch mehr Klimanalagen in "Null-Energie-"-Häusern, in denen's sommers unerträglich warm wird (muss mensch erlebt haben um's zu glauben - siehe Bahnstadt Heidelberg).



    www.enercity.de/ma...AAYAiAAEgLzHfD_BwE

  • Habeck hatte im Frühsommer gesagt, dass der aktuelle Winter die größte Herausforderung sei, da wenig Zeit zur Vorbereitung. 23/24 sei dann einfacher!



    Ist halt immer ein Problem, keine Lösung zu haben, aber ein Argument sucht im Jetzt leider gegen jede Vernunft zu handeln und viel Geld auszugeben. Was wir mit unserem unlimitierten Gaspreisegaleinkaufswahnsinn im Sommer veranstaltet haben ist unverzeilich. Inflation angeheizt und anderen Ländern deren Versorgung kaputt gemacht. Es wird keinesfalls besser, solange wir den Realitäten hinterherarbeiten anstatt voraus zu sein.