Ende des Verbrennermotors: Reine Imagepflege
Das Ziel der Klimakonferenz von Glasgow, ein Ende des Verbrennermotors ab 2035, ist wenig ehrgeizig. Es muss ambitionierter sein.
A uch wenn sich manche nach wie vor hartnäckig weigern, es zur Kenntnis zu nehmen: Die E-Mobilität ist eine Erfolgsgeschichte, und sie ist längst ein Selbstläufer. Der Marktanteil der Stromer hat sich weltweit seit 2019 verdreifacht, bereits heute sind Autos mit einem Diesel- oder Benzinmotor quasi Auslaufmodelle.
Der Großteil der Industrie hat sich längst darauf eingestellt. Ein Ende des Verbrennermotors ab 2035 anzukündigen, wie es jetzt aus Anlass der Klimakonferenz in Glasgow eine Reihe von Staaten, Autokonzernen und anderen Unternehmen getan haben, ist angesichts der rasanten Verbreitung der E-Mobilität deshalb Imagepflege – aber mehr auch nicht. Zumindest aber kein echter Fortschritt.
Für die Konzerne ist nicht nur klar, dass die Kund:innen auf E-Autos stehen. Sie wissen zudem, dass sie damit bald auch richtig Kasse machen können: Die Produktion eines Elektroautos wird binnen weniger Jahre günstiger sein als die eines Verbrenners, staatliche Subventionen in Milliardenhöhe wie in Deutschland werden bald überflüssig.
Die Mehrzahl der Verbraucher:innen ist durchaus klimabewusst und denkt ein paar Jahre voraus. Den Leuten ist klar: Wer heute ein neues Auto anschafft, wird in wenigen Jahren das Problem haben, es zu verkaufen, wenn es mit Diesel oder Benzin angetrieben wird.
Hartes Verfallsdatum für fossile Verbrennermotoren
Deshalb ist das Ziel von Glasgow wenig ehrgeizig. Die teilnehmenden Konzerne von Mercedes bis General Motors haben sich ohnehin bislang nicht als E-Avantgarde hervorgetan.
Auch wenn die FDP lange ohne staatliche Regulierung auskommen wollte: Im Sondierungspapier der Ampel-Verhandler:innen haben sogar die Liberalen dem von der Europäischen Union vorgegebenen Ausstiegsdatum 2035 zugestimmt. Voraussetzung: Technologieoffenheit für E-Fuels als Treibstoffe.
Es ist durchaus sinnvoll, fossilen Verbrennermotoren ein hartes Verfallsdatum zu geben. Denn damit wird der Transformationsprozess in der Industrie beschleunigt. Aber dann bitte mit einem ambitionierten Ziel.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken