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Ende der Maskenpflicht an GrundschulenDie Freude überwiegt

Ab Montag ist die Maskenpflicht an Berliner Grundschulen ausgesetzt. SchulleiterInnen freut das: Es werde Zeit, sagen sie.

Testen und Maske tragen: Letzteres fällt für GrundschülerInnen in Berlin nun (erstmal) weg Foto: picture alliance/dpa | Christian Charisius

Berlin taz | Ab Montag müssen die Berliner GrundschülerInnen keine Masken mehr im Unterricht tragen, an weiterführenden Schulen darf die Maske während Klassenarbeiten und Klausuren abgelegt werden. Die Neuerung, die Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Dienstag mehr oder weniger en passant während der Senatspressekonferenz verkündete, ging ein wenig in den Nachwehen des chaotisch verlaufenden Berliner Wahlsonntags unter. Doch tatsächlich scheint bei den meisten AkteurInnen die Freude über das Ende des Maske-Tragens zu überwiegen.

„Wir haben diese Änderung freudig zur Kenntnis genommen, es wurde wirklich Zeit“, sagte Astrid-Sabine Busse vom Interessenverband Berliner Schulleitungen und selbst Leiterin der Neuköllner Grundschule in der Köllnischen Heide, der taz. Es sei nun bereits der zweite Jahrgang eingeschult worden, der Unterricht nur mit Maske kenne. Gerade beim Lesen- und Schreibenlernen sei es ein Problem, wenn die Mimik der LehrerIn nicht sichtbar sei für die Kinder, sagt Busse.

Scheeres hatte die Maskenpflicht auch mit Verweis auf das Nachbarland Brandenburg aufgehoben. Dort gibt es schon länger keine Maskenpflicht mehr an den Schulen – zugleich ist die Inzidenz bei jüngeren Kindern nicht signifikant gestiegen. Scheeres sagte auch, dass man an „strikten Vorsichtsmaßnahmen“ weiter festhalte: „Die Schülerinnen und Schüler werden sich weiter zweimal die Woche testen, in den ersten beiden Wochen nach den Herbstferien sogar dreimal die Woche.“

Der Landeselternausschuss, der gemeinsam mit ärztlichen ExpertInnen in Scheeres' Hygienebeirat sitzt und über das Aussetzen der Maskenpflicht mitberaten hat, mochte sich bisher nicht klar positionieren. Landeselternsprecher Norman Heise hatte dem Tagesspiegel gesagt, wenn der Wegfall der Masken von einer entsprechenden Teststrategie flankiert werde, trage man die Entscheidung „unter gewissen Umständen“ mit. Protest von Eltern erreiche den Landeselternausschuss jedenfalls nur vereinzelt.

Eine Woche vor den Herbstferien

Die Grünen-Landesvorsitzende Nina Stahr kritisierte den Wegfall der Maskenpflicht. Stahr sagte der taz, sie finde den Schritt „so kurz vor den Ferien falsch“. Gerade für Kinder mit Vorerkrankungen bedeute der Schulbesuch nun ein erhöhtes Risiko. Kinder würden „ausgeschlossen, sei es, weil das Risiko so groß ist, dass sie fortan im Distanzunterricht beschult werden müssen oder weil sie weiterhin Maske tragen und sich so sichtbar von MitschülerInnen unterscheiden“. Eine Abschaffung der Maskenpflicht sei „erst vertretbar, wenn alle Kinder, die oder deren Eltern das wollen, die Möglichkeit zur vollständigen Imfpung hatten“.

Zuletzt hatte es Ende August Streit um die Corona-Regeln an Schulen gegeben: Die Berliner Amtsärzte wollten die Quarantänepflicht für SchülerInnen abschaffen. Bei einem Coronafall im Klassenzimmer sollten auch die engen Kontaktpersonen weiter zur Schule gehen können. Die Begründung: Das Umfeld der Kinder sei weitgehend geimpft, die Krankheitsverläufe bei Kindern seien in der Regel nicht schwerwiegend. Der Aufschrei unter Eltern und in der Politik war groß; der Senat beschloss lediglich eine verkürzte Quarantänepflicht auf fünf Tage.

Schulleiterin Busse indes betont, auch das jetzige Aussetzen der Maskenpflicht geschehe „ja nicht aus Jux und Tollerei“, sondern sei „medizinisch begründbar“. Auch sie verweist auf Brandenburg, wo die Inzidenzen unter den Jüngeren nicht gestiegen seien, und die Testpflicht.

In Berlin liegt die Inzidenz bei den 5-9-Jährigen derzeit bei 124,2. Bei den 10-14-Jährigen erreicht sie 165,2. Das ist deutlich über dem Landesdurchschnitt von 67,7. Für alle Schulen gilt eine eigene Corona-Warnampel: Jede Woche werden die Schulen von den Gesundheitsämtern der Bezirke und der Schulaufsicht eingestuft. Derzeit sind alle Schulen laut Senatsbildungsverwaltung „grün“. In der Stufe „gelb“ würde die Maskenpflicht wieder gelten. Rund 0,26 Prozent der SchülerInnen und 0,18 Prozent des pädagogischen Personals ist, Stichtag 24. September, positiv getestet.

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