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Elon Musks Kauf von TwitterGefährlicher Alpha-Befreier

Gemma Teres Arilla
Kommentar von Gemma Teres Arilla

Tesla-Chef Elon Musk übernimmt Twitter jetzt wohl doch. Der propagierte Tweet-Liberalismus ist gefährlich.

Gefährlich: Elon Musks Plan, auf Twitter keinerlei Zensur zuzulassen Foto: Dado Ruvic/reuters

D ie Tech-Telenovela nähert sich dem Ende. Oder doch nicht. Die Kauf-Frage in der Elon-Musk- Twitter-Beziehung wurde am Mittwoch teilweise geklärt – nun muss der Vorstand des Nachrichtendienstes der Kaufsumme zustimmen. Dann dürfte irgendwann die Telenovela endgültig vorbei sein. Währenddessen werden wir noch eine Staffel bei der Frage der Meinungsfreiheit in der Twitter-Musk-Beziehung verfolgen dürfen. Und sie ist viel wichtiger als der Kaufpreis und die Auswirkungen auf die Börse.

Dass der reichste Mann der Welt die weltweit wichtigste Meinungsmacher-Plattform besitzen und sie unzensiert führen möchte, sollte Anlass zur Sorge sein. Auch bei demokratischen Regierungen. Dass sich hinter einem Teil der Twitter-User in Wahrheit wohl Fake-Accounts oder Bots verbergen, ist kein gutes Zeichen für Meinungsfreiheit und fördert eher das Fake-News-Phänomen.

Ein bisschen Resthoffnung liegt bei den Twitter-Mo­de­ra­to­r*in­nen: Vielleicht schaffen sie es trotz der Musk-Übernahme weiterhin, den Hass- und Desinformationsfilter anzuwenden. Mit großer Freude wurde übrigens die Kaufabsicht unter dem Personal nicht unbedingt registriert.

Die transparente Offenlegung von Profilen ist auch keine demokratische Lösung per se: Die Proteste im Iran haben gezeigt, wie gefährlich es für Be­richt­erstat­te­r*in­nen vor Ort sein kann, wenn ihre Anonymität nicht geschützt wird. Auch Musks Starlink-Satellit kann nicht einfach so als „Schutzengel“ angewendet werden, wenn es an Genehmigungen für die Geräte in den jeweiligen Staaten und dem Kapital dafür fehlt. Die Idee von Musk als Alpha-Befreier ist einfach viel zu naiv.

Wenn der reichste Mann der Welt die Rolle des Meinungsfreiheitsbefreiers übernehmen will, dann sollte er diese Aspekte berücksichtigen. Reiner Tweet-Liberalismus in Zeiten von Cyber-Diplomatie, -Attacken, -Journalismus und -Politik wäre viel zu gefährlich. Aber diese Tech-Telenovela ist ein Anlass, eine gesellschaftliche Debatte über die Notwendigkeit echter Diplomatie und über die unangemessene Macht sozialer Medien anzustoßen.

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Gemma Teres Arilla
Leitung taz Panter Stiftung
Jahrgang 1982, ist Leiterin der taz Panter Stiftung. Zuvor war sie stellvertretende Auslandsressortleiterin und taz-Europa-Redakteurin. Bei der taz hat sie im Mai 2022 als Themen- und Nachrichtenchefin angefangen. Sie berichtet seit 2005 als freie Korrespondentin für Tageszeitungen, Fernseh- und Radiosender über Deutschland, Zentral- und Osteuropa. Ihre Karriere als Journalistin hat sie in Spanien gestartet und an der FU Berlin hat sie sich auf Osteuropa und Russland spezialisiert. Mehrere multimediale Projekte hat sie initiiert und durchgeführt, um Mehrsprachigkeit, Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft zu fördern.
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5 Kommentare

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  • "Dass der reichste Mann der Welt die weltweit wichtigste Meinungsmacher-Plattform besitzen und sie unzensiert führen möchte, sollte Anlass zur Sorge sein."



    Ja, genau! Wo kämen wir denn hin, wenn man Medien unzensiert liesse...

  • Ich bin auf Twitter in einer Woche als Kommunist, White Supremacist und Islamisten-Freund beschimpft worden. Danach habe ich beschlossen die Plattform wieder zu verlassen. Extrem toxisch. Memes kriege ich auch anderswo und Nachrichten in dem ich queerbeet durch die Blätter lese.

  • Wir können ja alle zu Truth Social wechseln 💩

  • Sehr schön Selenskijs halboffizieller Kommentar zu Musks aktuellem "Friedensplan":

    "Der will sich doch nur bei den Trumpisten anbiedern. Da kann man nix machen - die haben alle einen an der Waffel."

    Immerhin einer, der es kapiert. Slava Ukraini!

  • Twitter ist doch nur "weltweit wichtigste Meinungsmacher-Plattform" weil Medien dies ermöglichen, tlw. sehr belanglose Debatten zum Shitstorm hochgejazzt und damit zusätzlich verstärkt werden. Angeblich hat Twitter in D. 8 Mio. Nutzer - ich kenne niemanden, liegt es am Alter oder am Umfeld - ich weiß es nicht, aber Twitter macht garantiert nicht meine Meinung.



    Evtl sollten Journalisten in der Berichterstattung überlegen, ob eine auf Twitter geführte "Debatte" wirklich relevant ist, um darüber zu berichten - ich denke somit erledigt sich die Meinungsmacht relativ zügig.