Deutsche Bahn, Gaspreis und Elon Musk: Globale Superhirne

Während die Bahn bei ein paar durchtrennten Kabeln zusammenklappt, will Elon Musk Staatschef im Netz werden. Die Woche mit Küppersbusch.

Portrait

Mit seinem Hin und Her beim Twitter-Kauf versucht Elon Musk den Preis zu drücken Foto: Patrick Pleul/dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Sabotage bei der Bahn.

Und was wird besser in dieser?

Die Bahn kann das selber besser.

Auf Tiktok trenden diverse alternative Heiztechniken, zum Beispiel Rettungsdecken im Fenster. Wie überwintern Sie?

Da gibt’s Thermostatverdreherversteher-Tutorials, mit Putin-Bildchen beklebte Heizregler und welche, die schlimm Ohrenkaries machen. Dagegen die Spartipps aus Lappen-Württemberg und von Kaltduscher Habeck: So was entgleist schnell zu Rotzreaktionen. Bevor ich mir für grüne Prediger einen Schnupfen hole, gönn ich mir Heißwasser und Solidarität mit Leuten, die nichts zu sparen haben. Langfristig wird’s der Big Bang für Erneuerbare, Wärmepumpen, die Energiewende der Endverbraucher. Kurzfristig kurz­frostig.

Auf dem Bund-Länder-Treffen gab es vor allem Streit, Kanzler Scholz lobte die „konstruktiven Gespräche“. Ist das Ergebnis so positiv?

Ein Gaspreisdeckel pro Haushalt würde Wohlhabende und Verschwender belohnen; einer pro Person setzt ein Volk von nackten Energiekunden voraus. Nicht bei diesem Wetter! Und einer für ganz Europa lädt alle Lieferanten ein, es teurer woanders zu verkaufen. So gesehen ist „kein Ergebnis“ schon mal besser als eines von diesen dreien.

Die Raiffeisenbank Hochtaunus hat als erste Bank in Deutschland alle ihre Filialen geschlossen – Kun­d:in­nen können nun kein Bargeld mehr abheben. Finden Sie auch, Bargeld ist völlig überholt?

„Unter der armen, ausgesogenen Bevölkerung befinden sich Giftpflanzen, Wucherer, die die Not der Mitmenschen in herzlosester Weise ausnutzen.“ Klingt altmodisch für die Kritik an Paypal, an Onlinebanken und dem tyrannischen Finanzmarkt. Und hat sich offenbar seit Friedrich Wilhelm Raiffeisen nicht grundlegend geändert. Der Eifeler Beamte baute Schulen, verteilte Brot und Saatgut auf Schuldschein und erfand die Genossenschaftsbanken. Bargeld war lange das billigste Geld: keine Bankgebühren, keine Prozente für Kartenunternehmen, kein „Geld gegen Daten“-Zwang. Ein heutiger Raiffeisen würde es erfinden.

Letzte Woche schrieben Sie an dieser Stelle über die Berliner Wahlen und „R2G“, dabei haben wir doch RGR als Koalition. Und uns ist das nicht aufgefallen! Wie konnte das nur passieren?

Es ging um Kuschelrhetorin Giffey und im Herzen befürchtete ich das Wording „Liebe-Freunde-Koalition“. R2G hat sich über die Wahl zu RGR verschoben und steht nach Umfragen jetzt bei GRR. Vielleicht braucht es doch einen volkstümlicheren Namen. Harald-Juhnke-Bündnis – immer heiter und vieles schon vergessen.

Elon Musk möchte die Onlineplattform Twitter jetzt doch erwerben. Warum?

Musk versuchte den Preis zu drücken, weil zu viele Fake Accounts die erhofften Werbeerlöse mindern sollen. Und weil’s nicht genug Meinungsfreiheit gebe bei Twitter. Wer sich von mehr Fake Accouts mehr Meinungsfreiheit erhofft, gilt derzeit als global führendes Superhirn, immerhin. Da liegt die Latte nicht zu hoch. Die Menschheit scheint unvorbereitet auf eine Einzelperson, die die unteren circa 100 Staaten der UN an Einfluss und Macht in die Tasche steckt. Musks Weltall-Technologie spielt eine zentrale Rolle im Ukrainekrieg, er stresst die Automobilindustrie, hält bei globalen Geldtransfers die Hand auf und, hm – kann man da Staatsbürger werden? Oder sind wir’s schon?

Biden hat vor der atomaren Bedrohung durch Russland gewarnt. Müssen wir Jodtabletten hamstern?

Biden bezieht sich auf die Kubakrise und gibt damit ausgerechnet Russlands Außenminister Lawrow die Hand, der vor zwei Monaten klagte: In der Kubakrise habe es wenigstens noch funktionierende diplomatische Drähte zwischen SU und USA gegeben. Das hat mich mehr verunsichert.

Die Gruppe K.I.Z. hat ein Musikvideo veröffentlicht, in dem der Wiesnalltag unzensiert präsentiert wurde. Youtube hat das Video gesperrt. Zu Recht?

Das Video ist ein Worst-of der KotzRammelRülps-Reportagen à la „Spiegel TV“, die inzwischen imagebildend fürs Fest wurden. Einige drastische Sequenzen wurden mehrfach eingeschnitten, als sei die Realität noch nicht ganz so übel, wie die Band es für den Skandal wollte. Das Oktoberfest hat also noch Potenzial nach oben.

Und was machen die Borussen?

Hab ich jemals was gegen Modeste geschrieben?

Fragen: Alexandra Hilpert, Daniel Schütz

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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