Elektronische Patientenakte: Kranksein erleichtern
Die geplante elektronische Patientenakte wird Zeit und Geld sparen und unnötiges Leid verhindern. Gezwungen wird niemand dazu.
W er mit einer Grippe oder um gegen Tetanus geimpft zu werden zur Hausärztin geht, wird in der Regel den Kopf schütteln auf die Frage, ob er oder sie einer elektronischen Patientenakte zustimmt. Groß ist das Misstrauen vieler im Land, wenn es um die privaten Daten geht, vor allem wenn intime gesundheitliche Fakten abgefragt werden. Was aber, wenn aus dem vertrauten Patienten-Ärztin-Verhältnis ein Patient-viele-ÄrztInnen-Verhältnis wird?
Was, wenn sie oder er aufgrund langwieriger, komplizierter, schwerwiegender Erkrankungen parallel auf mehrere Behandler, auf Expertinnen und Gesundheitsinstitutionen angewiesen ist? Die Sorge um den Datenschutz verfliegt mit jeder Minute, die man unnötigerweise im Wartezimmer verbringt, am Telefon oder auf dem Weg von einer zur anderen Praxis, nur weil ein Befund nicht zur Hand ist.
Der Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, bis 2025 automatisch für alle Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) anzulegen, ist ohne Abstriche nur zu begrüßen. Wer nicht damit einverstanden ist, soll und kann widersprechen. „Opt-out“, so heißt das Verfahren, das an die Stelle rückt, wo bisher PatientInnen umgekehrt aktiv ihre ePA anlegen lassen mussten. Seit 20 Jahren ist das schon möglich, trotzdem haben bis heute nur sehr wenige Versicherte davon Gebrauch gemacht.
Das Argument, die Krankenkassen könnten im Einzelfall PatientInnen ablehnen oder Tarife erhöhen, ist insofern unsinnig, da die Kassen ohnehin über jeden Eingriff und jedes verschriebene Medikament informiert sind; schließlich tragen sie die Kosten dafür. Allergien, Vorerkrankungen, Medikationen und andere wichtige Informationen wären mit der ePA im Notfall unmittelbar und problemlos einsehbar.
Eine Studie aus den USA spricht von einem Rückgang vermeidbarer medizinischer Fehler um 17 Prozent. Dazu kommen verbesserte Forschungsbedingungen aufgrund der Datenlage. Schon heute werden Krebsfälle dokumentiert, soweit die Patienten keine Einwände anmelden. Letztendlich geht es auch darum, Leben zu retten.
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