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Elbtower in HamburgHamburgs peinlichste Baustelle

Durch private Investitionen könnte aus dem Elbtower doch noch was werden. Dafür soll das Naturkundemuseum mit einsteigen – auf Rechnung der Stadt.

Impressionen im Baustopp: der Elbtower in Hamburg Foto: Christian Charisius/dpa

Bei Hamburgs peinlichstem Bauprojekt tut sich was. Kürzlich hat der rot-grüne Senat bekanntgegeben, dass der Insolvenzverwalter des Elbtowers an den Hamburger Elbrücken exklusiv mit einem Investorenkonsortium über eine Fertigstellung verhandelt. Dafür müsste der Senat aber wohl von seinem Versprechen abrücken, kein öffentliches Geld in das Projekt zu stecken.

Der Elbtower soll eine weithin sichtbare Landmarke werden. Schon von Weitem wäre sichtbar: Jetzt kommt Hamburg. Mit 245 Metern Höhe würde er die wenigen anderen Hochhäuser Hamburgs weit überragen, weswegen er unter Hamburger Architektur-Freunden nicht nur auf Begeisterung stößt.

Gegenwärtig steht ein zu einem Drittel fertiggestellter Rohbau im Dezemberniesel. Die Arbeit daran war im Oktober vergangenen Jahres eingestellt worden, nachdem die Signa-Gruppe des österreichischen Groß-Pleitiers René Benko ihre Rechnungen nicht mehr bezahlt hatte. Im Januar wurde ein Insolvenzantrag für das Projekt gestellt.

Vor einer Woche nun hat der vorläufige Insolvenzverwalter, der Berliner Anwalt Torsten Martini mitgeteilt, er werde mit einem Konsortium um den Hamburger Bauunternehmer Dieter Becken verhandeln, zu dem auch der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne gehört. Der gebürtige Hamburger und Milliardär Kühne betätigt sich auch als Stifter. Er hat zig Millionen Euro in den Hamburger SV gesteckt und zuletzt angeboten, der Stadt für mehrere Hundert Millionen ein neues Opernhaus zu spendieren. Auch in Benkos Signa-Holding hatte er investiert, stieg aber 2022 rechtzeitig vor der Pleite aus.

Dem Elbtower ist aufgrund des Stillstandes ein Ankermieter abhanden gekommen, der einen Mindestanteil der Flächen belegt hätte. Um das Projekt finanzierbar zu machen, schlägt das Konsortium vor, die Stadt möge einspringen und ihr geplantes Naturkundemuseum in den unteren Stockwerken des Hochhauses unterbringen.

Das erste Hamburger Naturkundemuseum von 1843 ist hundert Jahre später im Feuersturm der Bombenangriffe untergegangen, wobei ein bedeutender Teil der Sammlung gerettet und nach dem Krieg erweitert worden ist. Den Neubau plant der Senat gemeinsam mit dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Als „Evolutioneum“ soll es den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung des Lebens zeigen und mit seinen mehr als zehn Millionen Exponaten Forschung zur Biodiversität und Evolution ermöglichen.

Geplant war es eigentlich als eigenständiger prominenter Bau im Zen­trum der Hafencity, also dem Neubaustadtteil, dessen östlichen Abschluss der Elbtower bilden soll. Jetzt hat sich angeblich herausgestellt, dass das fürs Museum vorgesehene Baufeld nicht so geeignet ist und Alternativen gesucht werden.

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Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) findet jedenfalls, die Idee des Naturkundemuseums in den unteren Stockwerken des Elbtowers habe „großen Charme“. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) begrüßt, dass das Projekt „in der Federführung und im ausschließlichen Risiko privater Investoren fertiggestellt werden soll“. Konkrete Vorschläge für eine öffentliche Nutzung werde der Senat im Hinblick auf die Machbarkeit, Qualität, und Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Stadt prüfen.

Die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann von der Linken hält das für Augenwischerei. Denn als Mieter würde sich die Stadt an den Eigentümer ketten. „Ein Auszug des Museums bei zu hohen Mietbelastungen ist aufgrund der hohen Umzugskosten unrealistisch“, warnt die Abgeordnete.

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13 Kommentare

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  • Käme auf die Verträge an, ob ein eigener Bau oder ein Einzug in den Elbtower günstiger wäre. In Berlin gibt es doch auch so ein Thema mit der Landesbibliothek. Ich bin gespannt, wer besser verhandelt, der Hamburger oder der Berliner Senat. Aus der Vergangenheit heraus, würde ich auf die "Hamburger Pfeffersäcke", die "ehrbaren Kaufleute", tippen, die hatten (zumindest früher) viel Verhandlungsgeschick.

    • @Offebacher:

      Ist nicht persönlich gemeint, das wirkt aber recht Naiv. Ich kopiere ihnen mal einen Teil aus dem Kritikteil des Wikipediaartikels zu Öffentlich-private Partnerschaften de.wikipedia.org/w...rtnerschaft#Kritik.

      „Dieter Engels, Präsident des Bundesrechnungshofs von 2002 bis 2014 verweist darauf, dass die beteiligten Unternehmen anders als der Staat Gewinne erzielen müssen, dass umgekehrt aber ihre Kreditkosten höher sind als die des Staates. Allein dieser Zusammenhang mache ÖPP in der Regel unwirtschaftlich.“







      Und Hamburg hat mit der Elbphilarmonie u.a. auch schon einmal gezeigt, das es von Großprojekten besser die Finger lassen sollte.

  • Die Investoren müssen sich selbst helfen. Es ist schon idiotisch genug, dass so ein Hochhaus erlaubt wurde. Die Stadt sollte da nicht Teil der Planung sein. Und braucht Hamburg wirklich eine große Menge neuer, teurer Büroflächen?



    NEIN.



    Warum überhaupt dieses Gebäude?



    Es sieht scheiße aus und wird nicht benötigt. Das ist doch die Wahrheit.

  • Es ist zu begrüßen, dass hier bereits nach einem Jahr eine Lösung gefunden wird.



    Natürlich ist es typisch deutsch, große Projekte in Deutschland zu kritisieren.



    Das ging der Elphi in der Bauzeit genauso, jetzt, nach erfolgreichem Abschluss, sind Alle begeistert.



    Benko ist eben ein Pleitier, der Viele getäuscht hat, war da nicht auch was in Berlin ...?!



    Die Stadt Hamburg wird, als erfahrener Handelsplatz, auch einen entsprechenden Vertrag für ein Museum aushandeln können.



    Peinlich finde ich eine solche Lösung jedenfalls nicht.



    Ein Museum zur deutschen getrennten und gemeinsamen Geschichte hätte Berlin gut abgestanden.



    Erichs Lampenladen stand zur Verfügung und was machten die BerlinerInnen?



    Peinlich, Peinlich!

    • @Philippo1000:

      „Das ging der Elphi in der Bauzeit genauso, jetzt, nach erfolgreichem Abschluss, sind Alle begeistert. „

      Richtig ist eher, das jetzt ein Teil über die vorgefallenen teils eklatanten Mängel in Planung und Realisierung hinweg schaut, bzw. diese eben von einem Großteil nicht mehr Wahrgenommen werden. Ein Teil erkennt an, das es ein durchaus beeindruckendes Gebäude ist, ist dennoch aber nicht wirklich begeistert, da die diesbezüglichen Mängel, die man u.a. hier nochmal nachlesen de.wikipedia.org/w...ngsaussch%C3%BCsse kann, sich so, oder in ähnlicher Form, nicht wiederholen dürfen. Es aber eher keinen Anlass gibt, zu glauben, das von Seitens Hamburg daraus ernsthaft gelernt wurde.

      Peinlich wirkt so, vor allem ihr pauschaler Optimismus gegenüber der Stadt Hamburg, sowie der scheinbare, gegenüber der Idee sich beim Elbtower einzumieten, oder sich daran zu beteiligen. Und die Idee, das es berechtigte Gründe gibt, Großprojekten gegenüber skeptisch zu sein, scheint ihnen ja auch eher nicht zu kommen.

      • @serious?:

        Bei einer Baukostensteigerung von Ursprünglich 77 Millionen Euro auf 866 Millionen Euro von einem erfolgreichem Abschluss zu sprechen, ist m.E. nach auch arg Fragwürdig.

        Und spricht auch eher für das „Die Investoren müssen sich selbst helfen.“ von Andreas_2020, als für eine Beteiligung durch die Stadt.

    • @Philippo1000:

      Ein alter Knacker mit einem viel zu großem Haufen Knack hat in der Freien und Hansestadt Hamburg vielzuviel zu sagen über die Verwendung öffentlicher Gelder entgegen Vereinbarungen (keine Stadteinmietung). Ist der gleiche, welcher auch für die Zweitklassigkeit einer Männerfußballmannschaft mitverantwortlich ist. Also sowas wie ein Vorbild für Elon Musk wie mer mit Kohle den Staat abzocken kann und nebenbei noch Verwirrung stiften.

      • @Hugo:

        Der Kühne könnte und sollte auch auch erstmal ernsthaft, und der Öffentlichkeit gegenüber transparent, die NS Vergangenheit von Kühne + Nagel aufarbeiten lassen.

  • „Als ,Evolutioneum' soll es den Einfluss des Menschen auf die Entwicklung des Lebens zeigen " - Entwicklung? Es muss Abwicklung heißen.

  • 6G
    676169 (Profil gelöscht)

    Wie hieß noch gleich der Schneemann, der den Turm für Hamburg so toll fand?

  • Aus klimatologischer Sicht ist ein Abriss dringend geboten. Oder zumindest eine massive Verringerung der Gebäudehöhe.

    Was passiert, wenn der Untergrund die Tragfähigkeit verliert? Das lässt sich ja schon mittelfristig nicht verhindern.

    Die Hochwasser-Risikoeinschätzung beruht in Hamburgs Bauprojekten immer noch auf völlig überholten Prognosen aus den Nullerjahren. Und sie beachtet auch nicht den zusätzlichen Druck durch den Meeresspiegelanstieg - der sich nicht kontinuierlich aufbauen wird, sondern durch Schmelzwasserpulse innerhalb weniger Jahre.

    Wasser, das von oben reinschwappt kann man in den Griff kriegen. Aber ein Ozean, der von unten hebelt? Naja, bevor es in Hamburg passiert, wird es in Miami passieren... obwohl, die haben eine Kalksteinplattform unter allem liegen.

  • „Ein Auszug des Museums bei zu hohen Mietbelastungen ist aufgrund der hohen Umzugskosten unrealistisch“

    Man wird sich ja sicher vorher auf einen Mietpreis verständigen.



    Und den legt man dann langfristig fest.

    Feddich ist die Laube.

    • @Bolzkopf:

      Siehe oben, das Museum wird wegen des Klimawandes wohl ohnehin ausziehen müssen, das geht schneller, als man denkt, in hundert Jahren ist Hamburg Geschichte.