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Elbtower-Investor kann loslegenMöge eine schöne Ruine entstehen!

André Zuschlag
Kommentar von André Zuschlag

Hamburg übergibt dem Investor René Benko das Grundstück für den Elbtower. Der 245-Meter-Turm könnte am Ende zu einem Wahrzeichen anderer Art werden.

Eines seiner Vermächtnisse in Hamburg: Olaf Scholz 2018 vor einer Visualisierung des Elbtowers Foto: Daniel Reinhardt/dpa

E s soll vielleicht nicht Hamburgs schönstes Wahrzeichen, aber doch immerhin das am weitesten sichtbare werden: Der Errichtung des 245 Meter hohen Elbtowers steht nun kaum mehr etwas im Weg. Bis zum 30. November hatte die Stadt als Verkäuferin der Fläche an den Elbbrücken Zeit zu prüfen, ob der Käufer alle Bedingungen erfüllt hat. Nun steht nur noch der zweite Teil der Überweisung des Verkaufspreises durch den Immobilieninvestor René Benko und seiner Signa-Gruppe an.

Dann gibt es kein Zurück mehr. Doch tatsächlich beginnt erst jetzt die wirklich spannende Projektphase – an deren Ende mit einer Bauruine ein Wahrzeichen ganz anderer Art weithin sichtbar sein könnte. Und schön wäre das ja!

Allen auch internen Zweifeln zum Trotz hat die hamburgische SPD das Projekt bis hierhin durchgedrückt. Denn: Der Turm, so einst Fraktionschef Dirk Kienscherf, „bereichert unsere Stadt“. Und mehr noch: Das Bauwerk unterstreiche „die Bedeutung der Stadt als Tor zur Welt“.

Ja, wie soll ein Mensch gegen solche programmatischen Ansagen argumentieren! Und es ist obendrauf ja auch das Vermächtnis des zweiten hansestädtisch-sozialdemokratischen Bundeskanzlers nach Helmut Schmidt. In seinen letzten Handlungen als Bürgermeister stellte Olaf Scholz 2018 die Weichen.

Eine lange Liste an Zweifeln

Doch seither hat sich die Lage ziemlich gewandelt. Zwar hat die Stadt ein wenig darauf reagiert und höhere Anforderungen an Benkos Signa-Gruppe gestellt. Doch können sie im Kern nicht den Zweifel daran ausräumen, dass die Signa-Gruppe das Gebäude vielleicht nie wird fertigstellen können.

Der Zweifel beginnt bei Benko. Der war zwar auch schon 2018 wegen Korruption vorbestraft und nicht gerade das, was Ham­bur­ge­r:in­nen gerne einen ehrbaren Kaufmann nennen. Aber bald könnte er erneut vor Gericht stehen. Die österreichischen Behörden ermitteln gegen ihn wegen Bestechung eines hohen Finanzbeamten, um ein Steuerverfahren zu beeinflussen. Springen dann die davon abgeschreckten Investoren des Elbtower-Projekts ab?

Und dann ist da die erneute Insolvenz von Benkos Warenhauskette Galeria-Karstadt-Kaufhof. Ist das nicht ein Zeichen, dass man in Benkos Händchen für erfolgreiche Unternehmungen vielleicht doch nicht so viel Vertrauen haben sollte? Schließlich muss die Signa-Gruppe genügend Geld haben, um den Bau fertigzustellen.

Einen Großteil des Kapitals stellt sie nicht selbst, sondern lässt ihn fremdfinanzieren. Da ist es sicherlich nicht hilfreich, dass kürzlich bekannt wurde, der Turm werde statt der geplanten 700 Millionen Euro nun 950 Millionen Euro kosten.

Erinnerungen an die Elbphilharmonie

Das jedoch sind nur einige der Zweifel, deren Gesamtheit kürzlich auch der Spiegel zusammenfasste. Nicht unwahrscheinlich also, dass in drei Jahren nicht wie versprochen die schmucke gekrümmte Glasfassade des Turms in der Sonne strahlt, sondern dort höchstens ein Stahlgerippe ein paar Dutzend Meter hoch in die Luft ragt. Gänzlich neu wäre Ham­bur­ge­r:in­nen ein solcher Anblick nicht. Bei der Elbphilharmonie sah es zeitweise ähnlich aus.

Und schön anzusehen wäre eine solche Bauruine ja dennoch – als Wahrzeichen städtischen Größenwahns. Es könnte über viele Jahre hinweg stetig rostend mahnen, von derlei überdimensionierten und ziemlich unnützen Projekten die Finger zu lassen.

Aber so eine Ruine würde natürlich höchstens für eine kurze Zeit mahnen. Das immerhin hat die Stadt vertraglich gesichert: Geht Benkos Signa-Gruppe pleite und kann den Bau nicht vollenden, darf die Stadt das Grundstück samt der bisherigen Bautätigkeit zurückkaufen – und das Wahrzeichen selbst zu Ende bauen.

Einziger Haken und klug von Benkos Signa-Gruppe ausgehandelt: Sie bekommt dann auch noch die bisherigen Baukosten erstattet. Aber auch das wäre ja eine schöne Mahnung für künftige sozialdemokratisch regierte Hamburger Senate.

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André Zuschlag
Redakteur taz nord
Jahrgang 1991, hat Politik und Geschichte in Göttingen, Bologna und Hamburg studiert. Von 2020 bis August 2022 Volontär der taz nord in Hamburg, seither dort Redakteur und Chef vom Dienst. Schreibt meist über Politik und Soziales in Hamburg und Norddeutschland.
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8 Kommentare

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  • Der Turm ist auf ganzer Linie Mist.



    a) Hamburg braucht keine Hochhäuser, um weltoffen, hanseatisch oder auf den internationalen Handel ausgerichtet zu sein.



    b) Hochhäuser sind ab 8. oder 9. Stockwerken immer eine massive Belastung der Umwelt.



    c) Es gibt keinen positiven sozialen Effekt dieses Hochhauses: Kein wohnungsloser Mensch mit niedrigem Einkomen hat was davon, aber: Auch kein Mensch mit einem hohen Einkommen wird in einen Vorteil durch das Hochhaus gelangen.



    d) Die beste Aussichtsplattform in Hamburg ist der Michel und der Fernsehturm, wir sind mit so was gut versorgt.



    e) Die Stadt wird am Ende wieder für irgendetwas gebürgt haben.



    d) Miese Investoren zeigen ein mieses Klima auf: Anders als die Stadt behauptet, zeigt genau dieser Investor, dass wir in Transparenz noch was zulegen können.



    e) Träume die in die Höhe schießen, enden im Keller: Der Turmbau zu Babel ist schon eine Weile her, aber das Prinzip: Hoch, in die Höhe, heißt nichts anderes, als am Ende wird man verbrennen und dann heißt es Wunden lecken.

    Endszenario: Nach zwei Jahren Bauzeit platzt eins nach dem anderen. Am Ende stehen Retter bereit und präsentieren eine Abschlussrechnung, die aber den Nachteil hat, dass die Stadt eigentlich nichts davon haben wird, außer eine Ruine weniger.

    Und jetzt ich: Laßt sie bauen, laßt sie scheitern, aber rettet diesen Prometheus nichts. Manchmal ist eine Ruine gut, sie erinnert daran, wie einfach es ist zu scheitern.

    Baut Sozialwohnungen, Sozialsiedlungen, baut U-Bahnen in die Großsiedlungen, baut dort auch gute Schulen und Bibliotheken. Die, die reich werden wollen, sollen es versuchen, aber ohne Steuergeld.

  • Dass Scholz bei der entscheidenden Sitzung, bei der Signa den Zuschlag für den Bau bekam, teilnahm, wurde nur bekannt, weil Bild die Information einklagte!

    Sollte das Zinsniveau nur ein Prozent steigen, könnte eine Schieflage des Projekts entstehen.



    Bundeswirtschaftsminister Altmaier und Finanzminister Scholz haben 460 Millionen Euro Staatshilfe für Benkos Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) nach einer Insolvenz gegeben.



    Beide saßen vom Amtswegen im Kuratorium der Ruhrkohlestiftung RAG, die an der Signa Prime Selection AG des Eigentümers der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), René Benko, beteiligt ist.



    Diesen Zusammenhang monierte ein Experte in einer WDR-Doku über Benko als anrüchig.



    Wirtschafts-Professor Gerrit Heinemann sagt zur Immobilien-Bewertungsmethode Benkos in der Doku: „Was hier stattfindet, sind Zuschreibungen, die unseriös sind. Das Aufwerten von Bilanzen.....macht man eigentlich grundsätzlich nicht!“

    www.youtube.com/watch?v=vbPar8MpC-k

    Die Stadt lässt sich von der Großkanzlei Freshfields beraten, die auch ein Unternehmen von Benko, Signa, mandatierte. Signa will bei finanziellen Problemen des Elbtowers geradestehen, hängt aber mit der wieder Pleite gegangenen Galeria-Karstadt-Kaufhof zusammen, was das Konstrukt wackelig macht.

    Deshalb ist es vollkommen unverständlich, dass der Hamburger Senat auf Autopilot schaltet und hofft, dass alles gutgeht.



    Der Hamburger Senat macht mit einem Mann Geschäfte, der vorbestraft ist und der einen wichtigen israelischen Geschäftspartner hatte, der in der Schweiz in erster Instanz zu 5 Jahren Haft wegen Korruption verurteilt wurde!



    Österreichs Justiz wirft Benko zurzeit Bestechung vor. Die Fäden liefen angeblich bei einem Spitzenpolitiker der Grünen in Österreich zusammen.

    www.handelszeitung...nko-bestechung-vor

  • Es gibt sicherlich einige Kritikpunkte, aber das der Turm auch mit Fremdkapital finanziert wird, ist keiner und zeugt eher von einer unzureichenden Kenntnis der Thematik in der Immobilienfinanzierung. Manfred Mustermann beim selber bauen, die Vorkäufe durch die "Diese e.g." etc. immer ist Fremdkapital mit dabei. Eine Immobilie zu 100% durch Eigenkapital finanziert kommt wohl nur vor, wenn man Schwarzgeld waschen muss, ist aber sonst völlig branchenunüblich.

    • @unbedeutend:

      Ich hatte das nicht als Kritik an der Fremdfinanzierung verstanden, eher so, dass die Gefahr besteht, dass dieses Kapital wegen der diversen Skandale und der vorausichtlichen Kostensteigerung wegfallen könnte.

      • @Tetra Mint:

        Naja, dann wird ggf. einer weiterer EK-Einsatz notwendig oder die Aufvalutierung der FK-Mittel. Und die Gefahr, dass die Banken die Kredite fällig stellen sehe ich nicht, außer es könnte das Thema Geldwäsche aufploppen, da reagieren sie empfindlich aber sonst sind steigende Baukosten ja kein singuläres Thema dieses einen Projekts. Und spätestens seit Schneider hat man doch gelernt, es ist besser der Bank Millionen zu schulden als ein paar 100.000.

        • @unbedeutend:

          Und wenn es stimmt, das die Sigma-Gruppe den Bau jederzeit beenden kann und die rechnerisch anfallenden Kosten dann erstattet bekommt, da stelle ich mir die Frage, ob die das überhaupt jemals zu Ende bauen wollen.

          Theoretische Kosten in die eigene Tasche zu verschieben ist ja nun wirklich kein Kunststück.

    • @unbedeutend:

      Der Artikel kritisiert nicht das Model der Fremdfinanzierung. Sondern die Ausprägung und Zahl der Faktoren, die eine erfolgreiche und vor allen Dingen abschließende Fremdfinanzierung deutlich gefährden.

      • @Thomas L.:

        Die Finanzierungsnachweise wurden doch nach Bericht im Abendblatt schon vorgelegt. Es muss also derzeit davon ausgegangen werden, dass der Bau durchfinanziert ist.