Einkommensverluste in Bremen 2020: Pandemie nimmt’s von den Armen

Eine Studie der Arbeitnehmerkammer zeigt, dass Ungelernte besonders viel Lohn verloren haben. Das Durchschnittsgehalt in Bremen ist aber eher hoch.

In einer Bar wird ein Tresen mit einem Geschirrtuch geputzt

Arme Gastro-Angestellte – und das nicht nur in der Pandemie Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BREMEN taz | Dass die Coronapandemie für viele einen Unterschied auf der Gehaltsabrechnung macht, war klar – aber wie sehr? Die Arbeitnehmerkammer Bremen hat nun in einer Studie für das zweite Quartal des Jahres Zahlen vorgelegt. Danach waren die Löhne im Land Bremen in diesem Zeitraum durchschnittlich 4,9 Prozent niedriger als 2019.

Hauptursache waren die Schließungen und Teilschließungen vieler Betriebe in dieser Zeit und damit der Rückgang der bezahlten Wochenstunden. Allein im April waren rund 72.000 Beschäftigte im Land Bremen in Kurzarbeit; das Kurzarbeitergeld konnte nur einen Teil der Verluste decken.

Die Einkommensverluste sind allerdings nicht gleichmäßig verteilt: Vor allem An- und Ungelernte waren laut den Erhebungen der Arbeitnehmerkammer betroffen. Bei den Ungelernten betrug der Rückgang der Löhne im zweiten Quartal 14,2 Prozent, bei den Angelernten, also Beschäftigten mit einer kurzen Schulung für eine spezielle Tätigkeit im Betrieb, sogar 17,9 Prozent.

Zum Vergleich: Fachkräfte mussten 3,9 Prozent Lohneinbußen verkraften, herausgehobene Fach- und Führungskräfte nur 2,7 Prozent. „Die Pandemie verschärft die Einkommens­ungleichheit“, mahnt Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen.

Hohe Löhne dank der Industrie

Im Bundesvergleich schneiden die durchschnittlichen Vollzeitlöhne in Bremen trotzdem weiter recht gut ab, so das Statistische Bundesamt: Im zweiten Quartal lag der gesamtdeutsche Durchschnittslohn bei monatlich 3.868 Euro brutto, in Bremen mit 3.898 Euro leicht darüber, weil hier viele Beschäftigte in der Industrie arbeiten, in der die Gehälter traditionell höher sind.

Doch das ist nur der Durchschnitt. Gleichzeitig stehen viele Bremer*innen auf der anderen Seite des Einkommensspektrums: Der Anteil an Niedriglöhnen in der Stadt liegt laut Bundesamt für Statistik bei 16,9 Prozent – zwei Prozent weniger als deutschlandweit. In Bremerhaven ist er – entgegen dem Bundestrend – seit 2011 sogar gestiegen und liegt jetzt bei 20,9 Prozent.

Minijobber zählen nicht in die Statistik

Zu Niedriglöhnen zählen alle Monatsgehälter, die in Vollzeit weniger als 2.267 Euro brutto einbringen. Im Gastgewerbe etwa kann man für einen Vollzeitjob nur mit 1.572 Euro brutto rechnen.

Dazu kommt, so die Arbeitnehmerkammer, dass fast 38 Prozent der Beschäftigten in Bremen ausschließlich einem Minijob nachgehen oder in Teilzeit arbeiten; in der Niedriglohnstatistik sind diese nicht erfasst. Rechnet man sie mit ein, liegt der Niedriglohnanteil im Land sogar bei gut einem Viertel aller Beschäftigten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.