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Einigung in Metall-TarifstreitZeichen für Entspanntheit

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

5,5 Prozent Lohnerhöhung für Millionen Beschäftigte – die Metall-Industrie scheint trotz Konkurrenz und hoher Stromkosten gut damit zurechtzukommen.

Der Protest hat sich gelohnt: Beschäftigte sollen im Durchschnitt 5,5 Prozent mehr Lohn im Laufe der kommenden zwei Jahre erhalten Foto: Julian Stratenschulte/dpa

S o schlimm kann die Lage nicht sein. Sonst hätten die Verbände der Metallindustrie nicht in den neuen Tarifabschluss mit der IG Metall eingewilligt. Millionen Beschäftigte sollen im Durchschnitt 5,5 Prozent mehr Lohn im Laufe der kommenden zwei Jahre erhalten. Das ist wahrscheinlich mehr als die Inflationsrate.

Dass die Ar­beit­neh­me­r:in­nen auf diese Art kaum einen Kaufkraftverlust erleiden, ist auch makroökonomisch sinnvoll, um die Nachfrage aufrechtzuhalten. Gleichzeitig geben die Unternehmen mit dem Tarifabschluss oberhalb der Inflation einen Teil ihres Produktivitätsgewinns weiter. Nur eine Umverteilungskomponente, eine höhere Beteiligung an der Kapitalrendite, konnte die Gewerkschaft nicht durchsetzen.

Traditionell steht diese als dritter Faktor neben Inflationsausgleich und Produktivitätszuschlag auf der Forderungsliste. Angesichts der Stagnation hat es damit jetzt nicht geklappt. Trotzdem ist ein solcher Abschluss kein Indiz für eine wirtschaftliche Katastrophe, wie sie gegenwärtig häufig beschworen wird. Man könnte die Einigung sogar als Zeichen einer gewissen Entspanntheit verstehen.

Denn die meisten Metallunternehmen scheinen mit um 5,5 Prozent höheren Löhnen in den nächsten zwei Jahren gut zurechtzukommen – trotz zunehmender Konkurrenz aus China, angekündigten US-Zöllen, hohen Stromkosten und schrecklicher Bürokratie. Wobei der Abschluss auch schlau ist: Firmen, die wirklich in Schwierigkeiten stecken, brauchen die vereinbarten Lohnerhöhungen nicht voll auszuzahlen. Auch in einem weiteren Punkt beinhaltet die Vereinbarung eine politische Botschaft.

In ihrer gemeinsamen Erklärung haben die IG Metall und der Verband Gesamtmetall Teile eines Programms formuliert, das sie sich für die kommende Bundesregierung wünschen. Es beinhaltet unter anderem zusätzliche staatliche Investitionen etwa in die Verkehrsinfrastruktur, die nur mit einer Lockerung der Schuldenbremse zu stemmen sein dürften. Hier erhebt ein Wirtschaftsverband Forderungen an die Wirtschaftspartei Union, die bald den Kanzler stellen könnte.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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2 Kommentare

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  • Die Einigung ist vernünftig und der Situation angemessen. Allerdings ist die Angabe "5,5% mehr" etwas irreführend. Tatsächlich sind es 2 Prozent mehr Geld ab April 2025 und weitere 3,1 Prozent mehr ab April 2026. Dazu 600€ Einmalzahlung. Das ist weniger, als 5,5%, da die Erhöhung stufenweise kommt. Ob es mehr als die Inflationsrate ist, werden wir noch sehen. Oder aus welcher Glaskugel kennt man schon die Zahlen für 2025/26?

    Ich bin jedenfalls vorerst zufrieden 😊

  • Es sind 2% im April 2025 und nochmal 3,1% im April 2026, bei einer Laufzeit von 25 Monaten. Kein Mensch mißt Inflation in Prozent innerhalb von 2 Jahren. Damit ist bei weitem kein Inflationsausgleich erreicht. Die IGM hat sich über den Tisch ziehen lassen. Und damit das nicht ganz so offensichtlich, rechnet sie beide Zahlenwerte zusammen. Das hilft aber den Mitarbeitern nicht.

    Zudem ist zu befürchten, dass die kalte Progression jetzt doch nicht mehr abgeschafft wird. Überhaupt nicht kompensiert wurde die hohe Inflation des letzten Jahres. Und dann noch die gesteigenen Krankenversicherungs- und Plfegekosten. Eine Kaufkraftsteigerung wird durch diesen Abschluß sicher nicht erreicht, bei weitem nicht einmal eine Kaufkraftsicherung. Ein Abschluss, der sowohl in der taz wie im Handelsblatt gelobt wird, kann nichts taugen.