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Einigung bei der COP in GlasgowStaatschefs wollen Wälder retten

Auf der Klimakonferenz COP26 haben sich über hundert Staats- und Regierungschefs geeinigt, gegen Abholzungen vorzugehen. Auch Brasilien sagte zu.

Brand im Amazonas: Für Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen kommt der geplante Entwaldungsstopp zu spät Foto: Fernando Souza/dpa

Glasgow afp | Die Staats- und Regierungschefs bei der UN-Klimakonferenz COP26 wollen sich auf einen verstärkten Kampf gegen die Entwaldung verpflichten, um die Erderhitzung zu bekämpfen. Bis 2030 soll gemäß einer für Dienstag geplanten gemeinsamen Erklärung die Entwaldung gestoppt werden, wie die britischen Gipfelorganisatoren in der Nacht zum Dienstag mitteilten. Zu den Unterzeichnern zählen auch Brasilien und Russland. Klimaaktivisten kritisierten das Zieldatum als zu spät.

Laut des vorab verbreiteten Redetexts betonte der britische Premierminister Boris Johnson die Bedeutung der Wälder bei der Erreichung des Ziels, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. „Diese großen wimmelnden Ökosysteme, diese Kathedralen der Natur, sind die Lungen unseres Planeten“, hieß es in dem Text. Mit der für Dienstag geplanten Verabschiedung der Selbstverpflichtung zum Waldschutz habe die Menschheit die Chance, vom „Eroberer“ zum Hüter der Natur zu werden.

Der britischen Regierung zufolge stehen hinter der Erklärung mehr als einhundert Staats- und Regierungschefs, deren Länder gemeinsam mehr als 85 Prozent der Wälder weltweit beherbergen, darunter der boreale kanadische Wald, der Amazonas-Regenwald in Brasilien und der tropische Regenwald im Kongobecken. Unterstützt wird das Vorhaben mit fast 20 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) an Finanzzusagen von öffentlichen und privaten Geldern.

Der Plan ist eigentlich schon alt

Die britische Regierung bezeichnete das Vorhaben als „beispiellos“. Allerdings hatten die Teilnehmer eines UN-Klimatreffens in New York bereits 2014 angekündigt, die Entwaldungsrate bis 2020 zu halbieren und die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Dennoch geht die Abholzung in industriellem Maßstab ungebremst weiter, nicht zuletzt im Amazonas-Regenwald unter der Regierung des rechtsradikalen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro.

Allerdings zählt auch Brasilien zu den Unterzeichnern der für Dienstag geplanten Erklärung für einen Entwaldungsstopp bis 2030. Bolsonaro kündigte per Videobotschaft in Glasgow zudem an, die Treibhausgasemissionen seines Landes bis 2030 im Vergleich zu 2005 zu halbieren. Nach Angaben von Brasiliens Umweltminister Joaquim Leite will das Land bis 2050 Kohlenstoffneutralität erreichen.

Die Gipfelpläne, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen, beinhalten auch Zusagen, die Rechte von indigenen Einwohnern zu wahren. So soll ihre „Rolle als Wächter der Wälder“ anerkannt werden.

Die Naturschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Glasgower Initiative. Damit werde praktisch grünes Licht gegeben „für ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung“. Indigene forderten zu Recht, dass 80 Prozent des Amazonas bis 2025 geschützt werden müssten. „Das Klima und die Natur können sich diesen Deal nicht leisten“, kritisierte Greenpeace.

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8 Kommentare

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  • Die Umweltdebatte aller Kolumnen macht mir Probleme. Wie ein roter Faden ziehen sich Enthaltsamkeit, Selbstgeißelung, das Verbieten, das Verteuern, Schuld- und Unterlassungsvorwurf sowie Politikerschelte durch die Beiträge. Nur zielführend und z.T. kompetent sind viele Beiträge nicht. Ich maße mir nicht an, kompetent zu sein, aber ob z.B. die Abschaffung der Fliegerei weiterhilft, darf ich doch anzweifeln, wenn ich einmal davon ausgehe, daß das damit an andere Verkehrsmittel abzutretende Transportaufkommen nicht wirklich geringer wird. Es steckt ja hinter den meisten Transportkilometern ein triftiger Anlaß (selbst bei Urlaubsreisen, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so aussieht). Unsere globalisierte Welt produziert, konsumiert u n d erholt sich globalisiert. Bolsonaro holzt seine Wälder doch nicht ab, um Europa zu ärgern. Ein Zurück aus dieser Wirtschaftsmechanik wird es nicht geben. Ich halte das bei allem ehrlichen Klimaschutzwillen für illusionär. Die Politikerschelte ist daher z.T. unfair, vor allem von denen, die ohne Kompetenz Forderungen aufstellen. Politiker mögen Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke abschalten können, für die Lösungen danach sind sie auf die Kompetenz aus der Wirtschaft angewiesen, denn eine andere haben sie nicht. Die Gesellschaft kann nicht runtergefahren werden. Sie braucht ihre Energie. Die ökologische Kompetenz kommt zuerst aus der Wirtschaft – nicht von den Streikenden! Deswegen bewerte ich trotz der unbefriedigenden Zeitvorhalte Zielbekenntnisse positiv. Sie geben eine Richtung für die noch in den Kinderschuhen steckende Öko-Wirtschaft vor, die sich – natürlich mit Gewinn und nicht Selbstgeißelung – diese zielführende Kompetenz erst als Wirtschaftszweig (oft wieder gegen den Widerstand von Klimaschützern) erschließen muß und jetzt weiß, daß es sich lohnen würde. Nur dann wird sie auch Wälder an die Natur zurückgeben und das CO2 als Nahrung für klimakühlende Fotosynthese kein Gespenst mehr für uns sein.

  • Dasselbe wurde vor ein paar Jahren schon mal beschlossen. Papier ist halt geduldig

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Staatschefs wollen Wälder retten…“ [….] „Die Gipfelpläne, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen,“



    Sie wollen nicht die Wälder retten. Sie wollen bis 2030 die Entwaldung stoppen. Vllt. schon eher – (wenn kein Wald mehr vorhanden ist.) [/Sarkasmus off]

  • Also im Prinzip ist es jetzt bereits weit nach 12 und dennoch meinen Politiker die Umsetzung der Beschlüsse auf irgendwann nach 2030, 2040 oder gar 2060 zu verlegen. Mit anderen Worten, da können sich dann ja zukünftige Poltiker damit beschäftigen. Hauptsache die derzeitige völlig übertiebene und komplett aus dem Ruder laufende Konsum-Wirtschaft läuft bis Anschlag auf Hochtouren.

  • Leute, was ist das für eine Überschrift ?



    Stammt die auch von AFP ?

    Warum steht da, im Gegensatz zu den Mainstreammedien, nicht



    WEITERE ZEHN JAHRE UNGEBREMSTE ABHOLZUNG

    Stattdessen muss man sich durch das Pressegeschwurbel lesen bis endlich



    zum Schluss mal irgendeine kritische Stimme vorkommt.

    Vorauseilend devote journalistische Pressesprecher gibts genug, von der Taz erwarte ich mehr Eigensinn.



    Den einlullenden Standardsenf kann man auch woanders konsumieren, dafür muss ich nicht bei TazZahlIch mitmachen...

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @frank:

      Nu sein'se mal nicht so grob. Es handelt sich um eine aufbereitete afp-Meldung. Die deutsche Sprache unterscheidet "wollen" und "werden". Vielleicht gefällt Ihnen der Artikel von Bernhard Pötter besser:



      taz.de/G20-Gipfel-und-COP26/!5812116/

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Man sollte dringend Bolsonaro am internat. Gerichtshof wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anklagen!



    Xi Jingping gleich mit dazu.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      dann müßten deutsche Politiker und Bürger bereits hingerichtet werden?

      Deutschland 32,7% Wald



      Brasilien 59,0%



      GB 13%

      Vor diesen Rodungen lag in Deutschland (angeblich auch in GB) die Waldfläche bei ca. 80%!

      Dieser Wald ist deutschem Verdrängungsgeschehen aus rein wirtschaftlichen Gründen zum Opfer gefallen! Es ist schon zynisch Bolsonaro vorzuwerfen, daß er uns die biologische Lunge stiehlt, die wir bei uns der Welt bereits unter egoistischer Gestaltung unseres Wohlstandes schon viel früher geraubt haben

      Wir haben dieses Verbrechen bereits vor 1000 Jahren vom Zaun gebrochen, als Städte, wie Wernigerode, Harzgerode, ... über Rodungen aus dem Wald gestampft wurden und bis heute weiterbetrieben.