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Ehre, wem Ehre gebührtDas Verdienstkreuz und ich

Endlich wollten sie mir das Bundesverdienstkreuz verleihen. Also fuhr ich nach Berlin – und kam in Schloss Bellevue zu einer unschönen Erkenntnis.

Das Objekt von Osmans Begierde: ein Bundesverdienstkreuz am Bande Foto: dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

H eute bekomme ich endlich das Bundesverdienstkreuz für meine vielen heldenhaften, verantwortungsvollen, ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Ich bin total aufgeregt! Hoffentlich kommen wir ohne einen Unfall mit unseren Ford-Transit heil in Berlin an.

„Eminanim, eigentlich hätte ich dieses Bundesverdienstkreuz schon viel früher bekommen müssen“, sage ich zu meiner Frau, als wir in Helmstedt die imaginäre Grenze zur ehemaligen DDR überqueren.

„Osman, eigentlich müsste ich das Ding kriegen, für 30 Jahre Ehe mit dir“, zischt sie.

„Nein, nein, nein, so einfach ist es nicht, die höchste Auszeichnung des Landes zu bekommen. Zum Beispiel einem Nichtsnutz wie unserem Mehmet würde man diese Medaille nicht geben. Der studiert seit zehn Jahren irgendwas und liegt dem Staat und mir ständig auf der Tasche!“

„Aber warum du sie bekommst, ist mir trotzdem ein Rätsel, Osman?“

„Ich kümmere mich um verwahrloste Jugendliche …“

„Du meinst damit wohl deinen eigenen Sohn Mehmet!“

„Ich bin bei der Freiwilligen Feuerwehr!“

„Weil du mal zwei verbrannte Spiegeleier gerettet hast. Aber der Bundespräsident ist alt genug zu wissen, was er tut, obwohl man bei denen auch nicht mehr so sicher ist“, knurrt sie.

„Eminanim, wenn du artig bist, darfst du meine Medaille auch mal tragen – wenn ich schlafe oder dusche zum Beispiel.“

Nach zwei Stunden Fahrt sind wir endlich da und ich betrete das Gebäude.

„Halt, halt, meine Herrschaften, dürfte ich bitte mal Ihre Ausweise sehen!“, stellt sich mir jemand in den Weg.

„Ich bin der Herr Engin, der gleich das Bundesverdienstkreuz bekommt!“

„Sie sind doch schon drin, Herr Engin.“

„Aber Sie sehen doch, dass ich hier stehe. Hier ist mein Ausweis.“

„Ach, da liegt ein Missverständnis vor. Nicht Sie, sondern ein gewisser Mehmet Engin wird gleich ausgezeichnet und er ist auch schon seit einer Stunde beim Herrn Bundespräsidenten.“

„Mehmet hat Euch reingelegt! Er stiehlt mir mein Bundesverdienstkreuz! Ich rufe sofort die Polizei“, brülle ich.

„Beruhigen Sie sich – ich bin doch die Polizei! Es hat alles seine Richtigkeit. Sie können sich dort in die Ecke setzen und über den Monitor die Zeremonie verfolgen.“

Tatsächlich sehen wir kurz darauf, wie der Bundespräsident diesem ewigen Studenten die Medaille auf das schmuddelige Che-Guevera-T-Shirt heftet und sagt:

„Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, dass ich Herrn Mehmet Engin für seine Heldentaten mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnen darf. Herr Mehmet Engin hilft seit Jahren ehrenamtlich und völlig selbstlos Hunderten von ausländischen Studenten, sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden und sich ohne Zeitverlust mit ihrem Studium in Deutschland vertraut zu machen. Wir alle sind ihm zu höchstem Dank verpflichtet!“

„Herr Steinmeier, das stimmt doch gar nicht! Mehmet zeigt denen nur, wo die nächste Kneipe ist. Herr Steinmeier, hallooo, Herr Steinmeier, ich bin der Vater von Mehmet – kriege ich wenigstens ein kleines Kreuzchen?“

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2 Kommentare

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  • Lieber Osman, trag's mit Fassung - oder eben nicht.



    Das erspart dir im Alter den gebückten Gang.



    Für Mehmet muss man sich natürlich Sorgen machen.



    Nicht, dass er nach einem so frühzeitigen Kontakt mit Bundessteini noch an's Kreuz genagelt wird...

  • Tja - Wer das Kreuz trägt - segnet sich selbst zuerst!