Bundesverdienstkreuz für Dominik Bloh: Mobile Duschen für Obdachlose

Dominik Bloh war selbst obdachlos. Nun betreibt er einen umgebauten Bus, in dem Obdachlose duschen können. Dafür bekam er das Bundesverdienstkreuz.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an Dominik Bloh aus Hamburg.

Von der Obdachlosigkeit ins Schloss Bellevue: Dominik Bloh bei der Orden-Verleihung am 5.12.2022 Foto: dpa / Wolfgang Kumm

HAMBURG taz | Ein Duschbus rollt seit 2019 durch die Straßen Hamburgs und ermöglicht es Obdach- und Wohnungslosen, sich kostenlos zu waschen und „mal absperren zu können“, wie Ini­tiator Dominik Bloh sagt. Am Montag wurde er für seine Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bloh, der selbst zehn Jahre auf der Straße lebte, gründete gemeinsam mit Un­ter­stüt­ze­r*in­nen die gemeinnützige GmbH GoBanyo, die seit drei Jahren einen ausgebauten Linienbus betreibt. Bloh bezeichnet ihn als „Duschkopf für Menschen auf der Straße“. Dieser Duschkopf beinhalte drei voll ausgestattete Badezimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken und sei an fünf Tagen die Woche von morgens bis nachmittags in verschiedenen Standorten Hamburgs unterwegs.

Die tägliche Auseinandersetzung mit Obdach- und Wohnungslosen empfindet Bloh als inspirierend. Viele der Leute, die zum Duschbus kommen, schöpften Mut aus seiner Geschichte, wenn sie erfahren: „Einer von uns hat es geschafft!“

Als er noch auf der Straße lebte, begann Bloh, seine Geschichte aufzuschreiben. Später wurde daraus sein erstes Buch „Unter Palmen aus Stahl“. „Die Wörter sorgen dafür, dass ich ein Dach über dem Kopf habe“, sagt der Aktivist und Autor. Aktuell schreibt er an seinem zweiten Buch, das Anfang 2023 erscheinen soll.

Auch wenn er seit über sechs Jahren im Besitz von Wohnungsschlüsseln sei, fühle er sich bis jetzt noch nicht zu Hause, sagt Bloh. „Ich bin der festen Überzeugung, dass einen Schlüssel in die Hand zu bekommen noch nicht das Happy End ist.“ Die Wohnung befriedige seine elementaren Bedürfnisse, um jeden Tag Energie zum Arbeiten zu haben. „Ein Zuhause zu schaffen“ sei der nächste, wichtige Schritt.

Ein ungerechtes System

Dass sein Projekt im Rahmen des Tages des Ehrenamts mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, sei ein „krasses Gefühl“, erzählt Bloh. Neben ihm wurden noch 14 andere Projekte ausgezeichnet, die sich in der Armutsbekämpfung engagieren. Bloh freut, dass ihr Einsatz für Menschenrechte durch die Auszeichnungen wertgeschätzt wird.

Von der Auszeichnung, die seine Lebensgeschichte wie den amerikanischen Traum anmuten lässt – „von der Straße ins Schloss Bellevue“ – erhofft sich der 34-Jährige Sichtbarkeit für seine Anliegen.

Doch Bloh sieht die eigene Arbeit auch kritisch und betont, dass Menschen in ehrenamtlichen Tätigkeiten sich immer wieder hinterfragen müssen, inwiefern die eigene Arbeit das Leben von Marginalisierten verbessert und inwiefern es dazu beiträgt, ein ungerechtes System aufrechtzuerhalten. Deshalb solle seine Arbeit „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein. Langfristig ginge es darum, Menschen von der Straße zu holen und vor allem, Obdachlosigkeit abzuschaffen und Wohnraum für alle zu ermöglichen.

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