Verfolgungsjagd auf Corona: Der Fußpilz-Vergleich

Ich fahre einen alten Ford Transit. Bei einer vermeintlichen Jagd auf einen flüchtigen Coronainfizierten bin ich damit chancenlos.

Ein alter Ford-Transit im Museum

Hat gegen das Coronavirus keine Chance: ein alter Ford Transit Foto: Henning Kaiser/dpa

Mit meinem Ford-Transit fahre ich zum Krankenhaus, um meinen wöchent­lichen PCR-Coronatest zu machen. Als ich gerade parken will, reißt jemand die Beifahrertür auf und springt rein. Ich werde am helllichten Tag überfallen!

„Nicht anhalten! Weiterfahren! Aber schnell!“, brüllt mein Entführer. „Lassen Sie mich doch am Leben! Ich werde vielleicht sowieso an Corona sterben“, flehe ich ihn an. „Das werden Sie nicht. Sie sind kerngesund, geben Sie Gas!“, befiehlt er.

„Woher wollen Sie das denn wissen, sind Sie etwa Arzt?“, frage ich hoffnungsvoll. „Genau, ich bin Arzt. Der Kerl in dem roten Auto dort vorne, der hat Corona. Er ist eben aus der Quarantäne geflüchtet. Nun geben Sie doch endlich Gas, wir müssen ihn einfangen“, brüllt er. „Also, ich weiß nicht“, stammele ich immer noch unschlüssig.

„Was wollen Sie denn noch wissen? Sie sind völlig gesund, müssen sich aber zu Hause einschließen, weil solche Ignoranten, die Corona haben, frei rumlaufen und fröhlich Leute anstecken.“ Das klingt sehr plausibel. Wenn alle Infizierten in Quarantäne wären, bräuchte ich mir keine Sorgen über eine Ansteckung zu machen. „Wegen solchen querdenkenden Virenschleudern müssen rechtschaffene Leute wie Sie seit Jahren ein Knastleben führen“, meint der nette Arzt.

Der Schlitten ist das Coronavirus!

„Sie haben mich bereits überzeugt, Herr Doktor, ich fahre schon.“„Dann geben Sie doch endlich Gas, verdammt!“ „Das tue ich bereits. Vielleicht müssen Sie sich selber fragen, ob es eine gute Entscheidung war, einen BMW-Sportwagen mit einem 68er Ford-Transit verfolgen zu wollen.“

„Ich bin kein KFZ-Mechaniker, sondern Arzt. Von Autos verstehe ich nichts.“ „Dann will ich es Ihnen mal so erklären: Der Schlitten, den der Kerl da unter dem Hintern hat, ist das Coronavirus. Was ich habe, ist Fußpilz!“ Nach zehn Minuten ruft er hastig: „Halten Sie sofort an! Er ist ausgestiegen und mischt sich unters Volk. Ich muss die Verfolgung aufnehmen“, und springt energisch raus.

„Ähm… eine Frage noch, Herr Doktor. Wie kann ich mich denn sicher vor Corona schützen?“ „Nehmen Sie keine fremden Leute mit.“„Mach ich. Bitte schnappen Sie ihn. Geben Sie Corona keine Chance“, rufe ich ihm hinterher.

Mit dem guten Gewissen, wieder etwas gegen die Coronapandemie getan zu haben, fahre ich zurück zum Krankenhaus und werde dort am Eingang von vielen Ärzten ungeduldig erwartet, die sich bei mir bedanken wollen. „Sie haben den Coronapatienten entwischen lassen“, brüllen sie mich ziemlich undankbar an. „War nichts zu machen. Er hatte einen BMW“, wehre ich mich. „Er hatte einen BMW?“, fragen mich alle Ärzte unisono.

„Ja. BMW. Ein Auto. Ich will es mal für euch Ärzte so erklären: Was der Kerl unterm Hintern hatte, ist das Coronavirus. Was ich habe, ist Fußpilz. Aber Ihr Kollege, der Herr Doktor, der wird ihn sicherlich gleich schnappen.“ „Der war kein Doktor, Sie Depp, das war doch der entflohene Coronapatient!“

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