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Ehepaar Klarsfeld über Frankreich„Ich kann nicht für die anderen kämpfen“

Das „Nazi-Jäger“-Ehepaar Klarsfeld stellt sich im französischen Wahlkampf hinter Marine Le Pen. Die linken Kräfte halten sie für antisemitisch.

Ikone des Antifaschismus: Beate Klarsfeld mit Mann Serge (M) und Sohn bei einem Besuch in Berlin im Mai 2024 Foto: Frederic Kern/Future Image/imago

taz: Beate und Serge Klarsfeld, Sie haben Ihr Leben lang Nazis verfolgt und vor Gericht gebracht. Seit einigen Monaten sprechen Sie sich, Herr Klarsfeld, öffentlich für Marine Le Pen und ihre rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN) aus. Warum?

Serge Klarsfeld (SK): Präsident Macron hat die Franzosen in eine schwierige Situation gebracht. Im zweiten Wahlgang wird es nur noch zwei Blöcke geben. Eine Linke, die anti-israelisch eingestellt ist, mit antisemitischem Beigeschmack. Und auf der anderen Seite eine Partei, die früher antisemitisch war und es jetzt nicht mehr ist. Manche bezweifeln, dass der Wandel ehrlich ist – ich nicht.

Serge und Beate Klarsfeld

Serge Klarsfeld ist Rechtsanwalt und Historiker und hat als Jude den Holocaust überlebt.

Beate Klarsfeld ist deutsch-französische Journalistin, die 1968 den damaligen Bundeskanzler Georg Kiesinger wegen seiner NS-Vergangenheit öffentlich ohrfeigte. Gemeinsam spürte das Paar nationalsozialistische Verbrecher auf, etwa den berüchtigten Klaus Barbie, der nach Südamerika geflüchtet war. Viele kamen durch ihre Arbeit vor Gericht und hinter Gitter.

Zuletzt erregte Serge Klarsfeld Aufsehen in Frankreich und löste ein Debatte aus, weil er Marine Le Pen für wählbar erklärte. Stimmen jüdischer Intellektueller verurteilten den Vorstoß. Es sei ein Verrat an den Frauen, Kindern und Männern, die seinetwegen heute noch in Erinnerung seien, schrieben Philosophie-Dozentin Michèle Cohen-Halimi und Schriftsteller Francis Cohen in der Tageszeitung Le Monde.

„Wenn selbst Juden sich auf die Seite der Rechtsextremen stellen, sind wir verloren“, sagte die 99-jährige Holocaust-Überlebende Ginette Kolinka gegenüber FranceInfo und warnte, dass der RN nur auf Stimmenfang aus sei.

Der RN-Vorsitzende Jordan Bardella hat 2023 gesagt, dass Parteigründer Jean-Marie Le Pen, der die NS-Gaskammern als „Detail der Geschichte“ bezeichnete, kein Antisemit sei.

SK: Naja, Bardella ist 28 Jahre alt. Seine Aussage war eine unüberlegte Reaktion, würde ich sagen. Chef der Partei ist immer noch Marine Le Pen, nicht Bardella.

Bardella könnte in Kürze französischer Premierminister werden.

Beate Klarsfeld (BK): Das war eine Dummheit. Marine Le Pen hätte ihn dafür verurteilen sollen. Ich weiß es nicht. Fragen Sie Marine Le Pen, warum sie ihn nicht verurteilt hat.

Ich frage aber Sie, weil Ihr ganzes Lebenswerk daraus besteht, Nazis und Antisemiten zu verfolgen.

BK: Wir hoffen natürlich, dass der RN keine Mehrheit im Parlament bekommt, sondern Macron.

SK: Bardella ist nach dieser Aussage zurückgerudert. Das sind keine Worte, die sein wahrhaftiges Denken widerspiegeln. Außerdem ist Bardella nicht derjenige, der diese Partei in den Wandel geführt hat.

Serge und Beate Klarsfeld auf einer pro-israelischen Demonstration in Frankreich, Januar 2024 Foto: Ait Adjedjou Karim/Abaca Press/imago

Reden wir also über Marine Le Pen. Sie stand etlichen Rechtsextremen lange sehr nahe und war mit dem verurteilten Holocaustleugner Alain Soral befreundet.

BK: Sie selbst hat sich von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen distanziert. Und von vielen anderen Dingen auch. Sie hat die Vel d’Hiv [die Massenverhaftung und Deportation Tausender Juden 1942 durch die Nazis und französische Kollaborateure, Anm. d. Red.] anerkannt und die Gayssot-Gesetze akzeptiert [Antidiskriminierungsgesetze von 1990, Anm. d. Red.].

Die Le Pens und ihre Partei

1972 wurde die rechtsextreme Partei „Front National“ von Jean-Marie Le Pen und unter anderem dem früheren Waffen-SS-Mitglied Pierre Bousquet gegründet. Jean-Marie Le Pen wurde wegen holocaustverharmlosender, rassistischer, homophober und NS-verherrlichender Aussagen mehrfach verurteilt. Auch Serge und Beate Klarsfeld gingen juristisch gegen ihn vor.

2011 übernahm seine Tochter Marine Le Pen den Parteivorsitz, 2015 wurde Jean-Marie auf ihre Initiative aus der Partei ausgeschlossen. Bis 2018 blieb Le Pen allerdings Ehrenpräsident der Partei.

2011 gründet er die Kleinpartei „Comités Jeanne“, mit der er den Front National und seine Tochter bis heute weiterhin unterstützt – etwa durch einen Kredit von 6 Millionen Euro für ihren Wahlkampf 2017.

2018 nannte sich die Partei um in „Rassemblement National“. Marine Le Pen hat maßgeblich die Strategie der „Entdämonisierung“ vorangetrieben, bei dem rechtsradikale Ideen durch verbal gemäßigtes Auftreten auch in bürgerlichen Milieus salonfähig wurden. In den letzten Jahren hat man sie nicht mehr öffentlich an der Seite notorischer Holocaustleugner oder Antisemiten etwa aus der neonazistischen und gewalttätigen Gruppe GUD („Gruppe Verteidigungsunion“) gesehen, die vorher zu ihrem Umfeld gehörten.

Im aktuellen Programm des Rassemblement National ist eine Verfassungsänderung geplant, die eine „nationale Priorität“ festschreibt. Menschen mit französischem Pass sollen auf dieser Grundlage bevorzugt werden, etwa bei Einstellung im öffentlichen Dienst, Erhalt von Sozialhilfen und Sozialwohnungen, sowie bei der Behandlung im Krankenhaus.

Jordan Bardella, seit 2022 Parteivorsitzender des RN, ist Anhänger der rechtsextremen Theorie des „Großen Austausch“, positioniert sich gegen die Ehe für alle und vertritt ein neoliberales Wirtschaftsprogramm. Er unterstützte die Gruppe der „Identitären“ als diese 2021 von der Regierung verboten wurde.

2017 sagte Le Pen, Frankreich sei für die Vel d’hiv nicht verantwortlich und leugnete somit die französische Kollaboration. 2022 sagte sie, dass ihre Partei seit der Gründung 1972 „die Flamme der Nation am Brennen gehalten hat“. Das klingt nicht so, als hätte sie mit der Vergangenheit ihrer von ehemaligen Waffen-SS-Männern gegründeten Partei gebrochen.

SK: Ich zweifle nicht an der Ehrlichkeit von Marine Le Pen. Mir ist nur bekannt, dass sie die Vel d’Hiv scharf verurteilt hat. Sie hat die Ansagen gemacht, die es brauchte. Ich habe kein Problem mehr mit ihr. Sie unterstützt Israel und den Kampf gegen Antisemitismus. Es gab kein einziges rechtsextremes Attentat gegen Juden, aber aus der radikal islamistischen Ecke gab es das sehr wohl. Die radikale Linke ist anti-israelisch geworden und in Teilen antisemitisch. Wenn sich die zwei Parteien gegenüber stehen, werde ich nicht zögern.

Moment: 2023 wurden in Frankreich in mehreren Fällen Rechtsextreme für geplante Anschläge gegen Juden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Zudem muss sich doch aus der Zurückweisung der radikalen Linken keine Unterstützung der Rechtsex­tremen ergeben.

SK: Unser Sohn Arno hat ein paar Zehntel von seinem Auge verloren, als er mit 35 Jahren auf das Podium von Jean-Marie Le Pen sprang. Wenn wir das jetzt so machen, dann eben nur, weil wir wirklich an positive Änderungen glauben. Die positive Änderung im Kampf gegen Anti­semitismus besteht darin, dass die rechtsextremen Parteien philosemitisch geworden sind. Das ist eine große Errungenschaft, die einzige.

Es ist schwer fassbar, das von Ihnen zu hören. Hinter Ihnen, Frau Klarsfeld, hängt eingerahmt der Zeitungsartikel, in dem von Ihrer Ohrfeige 1968 gegen den deutschen Bundeskanzler Georg Kiesinger für seine NSDAP-Vergangenheit berichtet wird. Auch der hat nach außenhin ein rechtschaffenes Bild abgegeben. Solche Leute haben Sie entlarvt.

SK: Wir sind keine Politiker oder Politikerinnen, wir waren noch nie in einer Partei. Unsere Priorität ist das Schicksal der Juden, mehr nicht.

BK: Viele Jahre lang haben wir Anzeigen in den Zeitungen geschaltet: Figaro, Libération – gegen den RN, für Macron. Wir haben Macron von Anfang an unterstützt. Und wir werden ihn wieder wählen. Aber es ist doch gut, wenn eine Partei sich ändert.

Die AfD ist zum Beispiel nicht bereit dazu. Alexander Gauland [Ex-AfD-Fraktionschef, Anm. d. Red.] und Björn Höcke [rechtsextremer Chef der Thüringer AfD-Fraktion, Anm. d. Red.] sind maximal antisemitisch. Sie haben gesagt, das Holocaust-Mahnmal sei eine Schande. Und sie hassen Israel.

Reicht es denn, dass eine Partei „philosemitisch“ ist, wie Sie sagen, wenn sie gleichzeitig den Hass auf andere Minderheiten schürt und verbreitet?

Der RN bekämpft den Islamismus, und das ist für Juden wichtig

Beate Klarsfeld

BK: Der RN bekämpft den Islamismus, und das ist für Juden wichtig.

Was der RN bekämpft, ist die Gesamtheit aller Einwanderer.

SK: Die Muslime haben keine Partei ergriffen. Wir haben sie nicht auf der Straße gesehen, wir haben sie in Paris nicht gegen die Hamas demonstrieren sehen.

Ob Muslime unter den 100.000 Demonstrierenden waren, können Sie doch gar nicht so genau wissen. Selbst wenn nicht: Lässt sich damit eine Diskriminierung sämtlicher Einwanderer rechtfertigen?

SK: Bestimmt ist ein Großteil der muslimischen Bevölkerung sehr glücklich, in Frankreich zu sein, und teilt wahrscheinlich nicht die Perspektive der Hamas. Bestimmt. Sie haben einfach eine allgemeine Sympathie für das Leiden der Palästinenser. Aber sie haben Angst und warten ab. Und es gibt eine große islamistische Eroberungsbewegung, für die sich manche begeistern.

Ich kann jedenfalls nicht für die anderen kämpfen. Ich kämpfe für meine eigene Seite. Dafür haben wir unser Leben und unsere Freiheit riskiert, und übrigens auch die unserer Kinder.

Der Theologe Martin Niemöller hat einmal gesagt: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, denn ich war kein Kommunist …“

SK: Ja, ja, das kennen wir.

Und am Ende war also niemand mehr da, weil jeder nur an seine Seite dachte.

Der RN ist keine faschistische Partei, sondern eine populistische

Serge Klarsfeld

SK: Aber die Ideologie des RN ist nicht faschistisch! Es ist keine faschistische Partei, sondern eine populistische.

Es ist eine Partei, die Teile der Bevölkerung diskriminiert und aus dem Land heraushaben will.

SK: In ganz West- und Zentraleuropa gibt es populistische Parteien, die pro-jüdisch und pro-israelisch sind. Außer die AfD, das bleibt eine deutsche Partei mit Nazi-Ideen. Aber die anderen haben sich davon frei gemacht, es sind keine faschistischen Parteien.

Auf EU-Ebene kooperieren diese Parteien – auch der RN – als Fraktion „Identität und Demokratie“ mit der AfD.

SK: Marine Le Pen hat mit der AfD gebrochen. Wir werden sehen, wie sich die Gruppierungen im EU-Parlament aufstellen. Die extreme Linke und der Pöbel werden sagen: „Faschisten, Faschisten.“ Man darf nicht übertreiben, das sind keine Faschisten, sondern Populisten. Sobald eine Partei nicht mehr antisemitisch ist, ist sie für mich auch nicht mehr rechtsextrem. Das ist alles. Ja, vielleicht ist das ein Blick mit Scheuklappen.

Ja, schon. Wenn andere Minderheiten diskriminiert oder entrechtet werden, ist das doch nicht vertretbar?

SK: Es kann vertretbar sein, wenn es gegen Elemente geht, die die französischen Gesetze nicht akzeptieren und eigene Gesetze umsetzen wollen, etwa die Scharia.

In einem Interview vor zwei Jahren haben Sie noch gesagt, Herr Klarsfeld: Der Rechts­extreme Eric Zemmour spreche über Muslime so, wie man früher über Juden sprach. Was ist passiert?

SK: Marine Le Pen ist nicht Zemmour und es ist offensichtlich, dass ein laizistisches Frankreich nicht akzeptieren kann, dass Muslime die Scharia durchsetzen wollen. Aber, um das klarzustellen: Wenn es ungerechte Gesetze gibt, die gegen die Menschenrechte stehen, dann werden wir dagegen protestieren.

Das Linksbündnis Nouveau Front Populaire hat sich klar gegen Antisemitismus positioniert und die Anschläge der Hamas als terroristisch verurteilt. Der jüdische Sozialist Raphaël Glucksmann hat sich gegen den Parteichef der linken La France Insoumise, Jean-Luc Mélenchon, durchgesetzt.

SK: Das ist eine wahltaktische Einigung. Unvereinbare linke Parteien haben plötzlich, in 24 Stunden, eine Einigung gefunden.

Wäre es nicht denkbar, Antisemitismus und Rassismus durch Bildung abzubauen, statt mit noch mehr Diskriminierung darauf zu antworten?

SK: Das braucht Generationen. Kinder haben Eltern. Wenn Eltern antisemitisch oder antijüdisch sind, wie soll ein Kind da anders werden?

Können Sie sich jetzt wirklich nicht dazu durchringen, zu sagen, dass Bildung gegen Antisemitismus besser hilft, als beispielsweise Abschiebung?

BK: Doch, natürlich.

SK: Wir haben Scheuklappen auf und wir können nicht alle unsere Widersprüche regeln.

Es ist ja mehr als ein innerer Widerspruch, wenn Sie sich dazu so öffentlich äußern.

SK: Wir haben uns nicht verändert, es ist ja der Rassemblement National, der sich geändert hat. Er hat Millionen Wähler gewonnen, die überhaupt nicht antisemitisch sind.

Gruppen von vermummten Rechtsextremen, die von dem RN-Erfolg bei den EU-Wahlen berauscht waren, haben in Paris, Nancy und anderen Städten Gewalttaten verübt.

SK: Millionen Franzosen sind wählen gegangen. Ganz generell sind die Franzosen nicht antisemitisch. Sie sind da offenbar pessimistischer als ich.

Ja. Auch Frankreich hat eine Nazi- beziehungsweise Kollaborationsvergangenheit, die nicht umfassend aufgearbeitet wurde. Bis heute gibt es weit verbreitete antisemitische Denkmuster.

SK: Die französische Bevölkerung hat im Zweiten Weltkrieg drei Viertel aller Juden gerettet. Man muss optimistisch sein. Mir jedenfalls ist es lieber, dass die Franzosen eine Partei wählen, die nicht antisemitisch ist und die Juden unterstützt. Ob diese Partei das ernst meint? Wir werden sehen!

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23 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wer ein entsprechendes Abo hat, kann sich auf Spiegel-Online das Interview mit Daniel Cohn-Bendit zur "Wahlempfehlung" der Klarsfelds durchlesen.

    Er lehnt diese Aussage auch strikt ab, urteilt über die Klarsfelds aber mit weniger selbstgerechter Überheblichkeit als einige Kommenatoren hier. Und seine Aussagen zur Lage in Frankreich finde ich auch durchaus lesenswert.

  • Mich macht es sehr nachdenklich, wenn die Klarsfelds ernsthaft darüber nachdenken, RN zu wählen. Ich weiß nicht welche Vorbildfunktion das Ehepaar derzeit noch in Frankreich hat. Aber die Linke in Frankreich und die paar kümmerlichen Reste der Linken (damit ist nicht nur die Partei die Linke gemeint) in Deutschland müssen sich mal ernsthaft mit ihrem jeweiligen Antisemitismus beschäftigen.

  • Sehr gutes Interview mit klaren Worten auf beiden Seiten.

    Und selbstverständlich bin ich auf Seiten von Herrn Klarsfeld.

    Und selbstverständlich auf Seiten der Juden.

    Nach den Juden stehen "Ungläubige" auf der Liste der Dschihadisten.

    Und für Frauen beginnt die Hölle.

  • das ist einfach nur verstörend

  • Wenn man lebenslang das selbe macht ist es am Ende nicht dasselbe. Das Ehepaar Klarsfeld ist jetzt 85/89. Die Wandlungen sind menschlich interessant für den , der sich für alte Menschen interessiert. Übersehen darf man nicht die außerordentlichen Verdienste und die demokratische Erkenntnis, dass Amtszeiten begrenzt werden müssen.

  • Es ist spannend, wie der Antisemitismus von RN abgebügelt wird, während gleichzeitig dem Linksbündnis abgesprochen word sich geändert zu haben. Nicht dass ich nicht glaube, dass auch da Antisemiten zu finden sind. Das Interview zeigt aber schön wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

    • @wirklich?:

      Sind Sie sich sicher, dass der RN sich wirklich nicht verändert hat?

      Teile des Linksbündnisses zeigen gerade ihren Antisemitismus.

      Wie auch Linke in Deutschland.

      Mélenchon ist ja nun niemand, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Eine verständliche Haltung seitens der Familie Klarsfeld. Man hätte gehofft, dass es ihr gelingen würde, ausreichend Druck auf Macron und die Mitte auszuüben. Allerdings werden Jüdinnen und Juden in Frankreich, wie hierzulande in der Heimat des Holocausts, auf grauenhafte Weise von der Gesellschaft im Stiche gelassen. Besonders die Linke (parteiübergreifend gemeint), von ihrem kollektiven Israel-Hass getrieben, zeigt sich nicht sonderlich daran interessiert, das Judentum im Angesicht des wiederaufgeflammten Antisemitismus, in Schutz zu nehmen.

    In Anbetracht der Menschlichkeitsversäumnisse der Progressiven ist es besonders dreist, dass sie trotzdem jüdische Wahlstimmen fordern.

  • Meine Hochachtung für die Journalistin die auf alles konkrete Fakten parat hatte und nicht locker gelassen hat.

  • Das eigentliche Deprimierende hat die Interviewerin Lea Fauth nicht wirklich angesprochen: Das die extreme antizionistsche bis teilweise antisemitische Haltung vieler Linken, gerade in Frankreich eigentlich redliche Menschen dazu bringt die extreme Rechte zu wählen. Dieser Weg ist natürlich nicht zwangsläufig, aber in das Ausmaß der Enttäuschung sollte man sich einmal hineinversetzen.

  • In welcher Blase leben die eigentlich?

    Wer nicht antisemitisch ist ist auch nicht rechtsextrem.



    Kinder werden automatisch immer wie ihre Eltern.

    Beides Aussagen, die einfach falsch sind und nicht gerade von Intelligenz zeugen.

  • "Der RN bekämpft den Islamismus, und das ist für Juden wichtig."

    Das ist auch wichtig für Frauen, emanzipierte Männer, Homosexuelle/Queers und viele andere Personengruppen, die es vielleicht (noch) nicht verstehen können. Ich erinnere an die Linken und den Iran. An die u.a. getöteten Friedensaktivisten in Israel am 07.10.23.

    Ich stimme der Familie Klarsfeld zu.

  • "Dann wählen wir halt Front National (oder wie auch immer die gerade heißen), immerhin sind die proisraelisch."

    Das ist wahrhaftig keine politische Haltung - auch wenn die Klarsfelds von sich sagen, keine Politiker zu sein, so werden sie doch wohl politische Menschen sein?

    Oder?

    Es gibt natürlich keinerlei Garantie, was der gerade kreidefressende Front National WIRKLICH einmal an die Macht gelangt machen wird.

    Und dann finde ich die menschliche Haltung sehr enttäuschend: Naja, sie mögen gegen andere Gruppen sein, aber immerhin nicht gegen Juden.

    Ich freue mich darüber, dass sich z.B. der Zentralrat der Juden in Deutschland immer konsequent gegen JEDE Diskriminierung einsetzt.

    Hoffen wir, dass dies Statements zweier alter Menschen bleiben, die durch provokante Äußerungen noch einmal relevant erscheinen wollen.

    • @Stavros:

      Die Klarsfelds dürften es nicht mehr nötig haben zu provozieren.

      Das Traurige für sie ist, dass eigentlich alles, wofür sie gekämpft haben, gerade den Bach runter geht.

      Haben Sie sich die Situation in Frankreich vergegenwärtigen?

      Die Prognosen sagen voraus, dass nach dem ersten Wahlgang nur noch der RN und das Linksbündnis mit Mélenchon.

      Letzterer spielt gerne populistische Karten und aktuell die antisemitische.

      Wenn Sie wählen müssten zwischen einer Partei, die Ihre Sicherheit gefährdet und einer, die andere ausweisen würde, wären Sie wirklich sicher, dass Sie selbstlos diejenige wählen würden, die Ihre Sicherheit gefährdet?

      Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat das Glück, dass er genug Parteien hat, die Juden konsequent schützen würden und trotzdem nicht rechts sind.

      Dieses Glück haben die Klarsfelds nicht.

      Haben Sie verstanden, wieviel Angst die Klarsfelds haben?

  • Respekt an die Interviewerin! Alle Fakten direkt parat gehabt und nicht locker gelassen. Für solche Interviews liest man die taz.

  • Mir wird schwindelig. Mich erinnert das an Aipac, oder an das zweierlei Maß in England, wo ein Corbyn wegen mangelnder Distanzierung zu Antisemitismus (zu Recht!) auseinandergenommen wird, sich aber scheinbar niemand daran stört, dass Farage früher von Gaskammern und Enoch Powell fantasiert hat.

  • Das Ehepaar passt jetzt leider nicht mehr in die linke Schablone- sorry!

  • Ein hochinteressanter Artikel, der zu denken gibt. Danke!

  • Es sollte den Linken zumindest zu denken geben, wenn so konsequente Menschen ihnen in der für sie alles entscheidenden (Über-) Lebensfrage nicht trauen können. Da wäre wohl mal wie bei Labour eine breite Diskussion über die eigenen Standpunkte angebracht. Von der europäischen Kulturszene gar nicht zu reden.

  • "Wir haben uns nicht verändert, es ist ja der Rassemblement National, der sich geändert hat."[sic]



    Durchaus reden die Neonazis von heute, anders als vor 15 Jahren.



    Wenn sich die Klarfelds wirklich nicht geändert haben, dann hat die öffentliche Wahrnehmung für mehrere Jahrzehnte ein sehr schiefes Bild der Beiden gezeichnet.

  • Bis jetzt hatte ich eigentlich immer Hochachtung und Respekt vor der scheinbaren Integrität der Klarsfelds.



    Offensichtlich habe ich mich getäuscht oder sie wurden einer Gehirnwäsche unterzogen.



    GRAVE et plus que DOMMAGE

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Also mit "Gehirnwäsche" sprechen sie einfach nur den Beiden ihre Haltung ab, demütigen sie (da sie sich dagegen ja nicht wehren konnten oder nichts entgegenzuhalten hatten) und setzten sie herab zu Spielbällen von Dingen die sie nicht (mehr) verstehen. Das negiert ihre Haltung und das was sie sagen und schreitet einfach über sie hinweg ...

      Sprache ist wichtig, und jedes Wort das man schreibt sollte wohl bedacht sein. Und "Gehirnwäsche" war hier wohl nicht wohl bedacht.

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Das erinnert mich an meinen Schwiegervater, der in den 80ern sein Leben für Solidarnosc gegeben hat und plötzlich für PiS ist und der Propaganda blind vertraut :-( Eine 180° Wendung und er bemerkt nicht, wie er von der PiS von vorne bis hinten belogen wird. Heutzutage ist es sehr schwer, zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden zu können. Und das machen sich die Faschisten und Nazis zu nutze.