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Ehemodelle in FrankreichDauert nur fünf Minuten

Seit 1999 gibt es in Frankreich eine Alternative zur Ehe. Damals gab es Kritik, heute ist Pacsen fast so beliebt wie Heiraten.

Ursprünglich für homosexuelle Paare gedacht, pacsen heute vor allem heterosexuelle Paare Foto: Facellydpa/picture alliance

Paris taz | Als die Nationalversammlung am 15. November 1999 das Gesetz zum Pacte civile de solidarité (PACS) verabschiedete, wusste sie noch nicht, dass sie eine der bekanntesten Abkürzungen Frankreichs geschaffen hatte. „Pacsen“ ist inzwischen fast ebenso beliebt wie heiraten. Dabei wollte die sozialistische Regierung mit dem zivilen Solidaritätspakt damals vor allem Schwulen und Lesben die Möglichkeit geben, beurkundet zusammenzuleben und so abgesichert zu sein.

„Das Gesetz über den PACS war ein Fortschritt, denn es hat es erlaubt, zu ganz Frankreich über die Homosexualität zu sprechen“, sagte der Vorkämpfer der Rechte von Schwulen und Lesben, Jan-Paul Pouliquen, 2021 der Zeitung Le Monde. Das Thema führte allerdings in der Nationalversammlung zu heftigen Debatten, in deren Verlauf die erzkonservative Abgeordnete Christine Boutin sogar eine Bibel aus der Handtasche zog.

Die konservative Opposition und katholische Kreise sahen die traditionelle Ehe und Familie durch den Pakt gefährdet. Knapp 100.000 Menschen gingen mit Slogans wie „Schwule zum Metzger“ auf die Straße.

Heute entscheiden sich vor allem heterosexuelle Paare für den PACS, weil er ganz unbürokratisch in fünf Minuten mit einer Unterschrift im Standesamt geschlossen werden kann. Für die Auflösung ist lediglich ein unterschriebenes Formular nötig, das per Einschreiben ans Rathaus geschickt werden muss.

Die Güter bleiben getrennt

„Der PACS ist ein von zwei volljährigen Personen desselben oder anderen Geschlechts geschlossener Vertrag, um ihr gemeinsames Leben zu organisieren“, steht im Code Civil, dem bürgerlichen Gesetzbuch. Die beiden Partner, die zusammenleben müssen, verpflichten sich, im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit finanziell füreinander einzustehen.

Bei der Steuer und der Sozialversicherung sind die Paare den Verheirateten gleichgestellt. Die Güter bleiben dagegen in der Regel getrennt und werden auch im Todesfall nicht vererbt. Im Gegensatz zu Verheirateten haben Verpacste im Todesfall auch keinen Anspruch auf die Rente des/der anderen. Ein weiterer Nachteil: Der PACS wird in Ländern wie Deutschland lediglich bei gleichgeschlechtlichen Paaren anerkannt.

Die eingetragene Partnerschaft in Frankreich ein Erfolgsmodell

Seit vergangenem Jahr können PACS-Paare auch Kinder adoptieren. Für die Kinder, die der Partner oder die Partnerin mit in die Beziehung bringt, hat der andere allerdings kein Sorgerecht. Dennoch ist die eingetragene Partnerschaft in Frankreich ein Erfolgsmodell.

Nachdem in den ersten Jahren nur rund 20.000 PACS-Paare pro Jahr registriert wurden, ein Viertel davon homosexuell, sind es inzwischen mehr als 190.000. Während die Zahl der Eheschließungen immer weiter zurückgeht, steigt die Zahl der verpacsten Paare. Auch die Einführung der Ehe für alle 2013 brach den Trend zum PACS nicht. Bei homosexuellen Paaren ist das Pacsen heute noch deutlich beliebter als das Heiraten.

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8 Kommentare

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  • 9G
    94799 (Profil gelöscht)

    In anderen Ländern gibt es was ähnliches, zB. Portugal, da gibt es das "registrierte Konkubinat".

  • Weder die gebildeten höheren Stände noch der ungebildete Pöbel konnten mit der Bildungsbürger-Ehe etwas anfangen.



    Beim Finanzamt getrennte oder gemeinsame Veranlagung beantragen, egal ob Doppelbett, Harem oder Männerkloster.

  • Mir kommt das vor wie heiraten, nur ein bisschen unverbindlicher.

    Man muss sich keine Gedanken über die "Güter" machen, ans Erben denkt man in der Regel beim Heiraten ohnehin nicht. Und wenns nicht mehr passt - Unterschrift genügt und die Trennung ist wie ohne Trauschein eine Frage der emotionalen Stärke.

    Passt für mich absolut zum Zeitgeist.

    • @Frl. Rottenmeier:

      Der Unterschied zum Heiraten ist, dass das jedes unverheiratete Paar machen kann d.h. auch Geschwister, die in einer Alters-WG zusammenleben.

      • @The61YearOldHippy:

        Das ist mir durchaus bewusst - ich hob auf die "normalen" Paare ab, die diesen Weg statt der Heirat wählen.

  • "Der PACS wird in Ländern wie Deutschland lediglich bei gleichgeschlechtlichen Paaren anerkannt."

    An dieser Diskriminierung krankte schon die eingetragene Lebenspartnerschaft in Deutschland.

    Wenn ich nicht schon verheiratet gewesen wäre, hätte es mich gejuckt, dagegen zu klagen.

    Es wird Zeit, dass Deutschland mit diesem identitären Kram aufhört.

    Welches Geschlecht mein Ehe- oder eingetragener Lebenspartner hat, geht den Staat nichts an.



    Das ist allein meine Sache.

    • @rero:

      Die Schlechterstellung von Lebens- ggü. Ehepartnern wog einiges schwerer, wie sich an zahlreichen Urteilen der obersten Gerichte zwischen 2001 und 2016 zeigen lässt, die diese Schlechterstellung nach und nach (und aufgrund mühsamer und oft Jahre dauernder Klageverfahren durch Paare) beseitigten. Dieser offensichtliche Strukturfehler der Lebenspartnerschaft, d.h. Nicht-Offenheit für gemischtgeschlechtliche Paare, war kein bloßes Manko aufgrund mangelnden Willens oder Geschicks, sondern war expliziter politischer Wille: Man wollte um jeden Preis gleichgeschlechtliche Paare aus der Ehe ausgegrenzt halten.

    • @rero:

      Ganz genau !