Ehemaliger Generalsekretär der Fatah: Einige hoffen auf Barghuti
Der ehemalige Fatah-Generalsekretär Marwan Barghuti sitzt wegen Mitwirkung an Terroranschlägen auf Israelis im Gefängnis. Er könnte jedoch freikommen.
Es gibt gute Gründe, weshalb die Freilassung des 64-Jährigen, der seit mehr als zwei Jahrzehnten hinter Gittern sitzt, zwar schon häufig zur Debatte stand, letztlich aber nie umgesetzt wurde. Ein wesentlicher: Barghuti pendelt zwischen Politik und Gewalt. Geboren 1959 nahe Ramallah, schloss er sich mit 15 Jahren der Partei Fatah von Jassir Arafat, dem späteren Palästinenserpräsidenten, an.
Mit 18 Jahren saß er zum ersten Mal im Gefängnis. Als 1987 die Erste Intifada begann, der palästinensische Volksaufstand, wurde Barghuti rasch nach Jordanien ausgewiesen, weil er Zusammenstöße mit israelischen Sicherheitskräften angezettelt haben soll.
Nach seiner Rückkehr stieg er in der Fatah zum Generalsekretär auf und übernahm die Führung der paramilitärischen Tansim-Miliz. Als der Oslo-Friedensprozess Anfang der 2000er-Jahre endgültig mit der wesentlich blutigeren Zweiten Intifada endete, wurde Barghuti erneut verhaftet und verurteilt. Diesmal bekam er als Drahtzieher mehrerer tödlicher Terroranschläge fünfmal lebenslange Haft sowie 40 Jahre zusätzlich.
„Palästinensischer Nelson Mandela“
Zu Barghutis Weg gehört aber auch, dass er sich wiederholt zum Frieden mit Israel und zur Zweistaatenlösung bekannt hat. Zudem verfügt er über Unterstützung in der palästinensischen Gesellschaft und lässt trotz seiner Inhaftierung in Umfragen regelmäßig alle anderen politischen Anführer wie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas oder Hamas-Chef Ismail Hanijeh weit hinter sich. Vielen Palästinensern gilt er als integer, auch weil er bereits als Fatah-Generalsekretär in den 90er-Jahren Korruption anprangerte. Seine Zeit im Gefängnis hat ihm zudem bei vielen den Beinamen „palästinensischer Nelson Mandela“ eingebracht. Auch dieser habe lange Zeit im Gefängnis verbracht, bevor er als schwarzer Präsident das Ende der Apartheid in Südafrika herbeiführte.
Der frühere Chef des israelischen Inlandsgeheimdiensts Shin Bet, Ami Ajalon, sagte der Zeitung Ha’aretz im Dezember, sein Land müsse Barghuti freilassen. Nur er könne eine „geeinte und legitime palästinensische Führung auf dem Weg zu einer einvernehmlichen Trennung von Israel führen“. Doch Barghuti hat Israel auch immer wieder gewaltsam bekämpft. Seine Freilassung würde wohl bei vielen Israelis Empörung auslösen. Er selbst hat zuletzt im Dezember aus seiner Zelle heraus dazu aufgerufen, an der derzeit laufenden palästinensischen „Befreiungskampagne“ teilzunehmen.
Israels Premier Benjamin Netanjahu und seine in Teilen rechtsextreme Regierung haben sich zudem in den vergangenen Wochen alles andere als interessiert an Gesprächen über eine Zweistaatenlösung gezeigt. Stattdessen wiederholt der Regierungschef derzeit regelmäßig, dass ein Abkommen „nicht um jeden Preis“ und nicht im Austausch für „Tausende Terroristen“ stattfinden werde. Explizit ausgeschlossen hat Netanjahu die Freilassung von Barghuti und anderen bekannten Palästinenserführern aber auch nicht.
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