Ebola-Tagebuch – Folge 7: Merkel will „schnell agieren“
Nach dem in der taz dokumentierten Hilfsappell aus Liberia verspricht die Bundeskanzlerin Lufttransporte und eine Krankenstation.
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BERLIN taz | Deutschland wird sich verstärkt an der internationalen Hilfe für Liberia zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie beteiligen, aber die genauen Details müssen offenbar noch geklärt werden. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz sagte am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe der Präsidentin von Liberia, Ellen Johnson Sirleaf, Unterstützung angeboten.
„Die Hilfe wird Ihnen im Detail mitgeteilt werden, aber es geht um Lufttransporte und um die Frage, ob Helfer aus dem Bereich der zivilen Organisationen, zum Beispiel Ärzte, auch wieder sicher zurücktransportiert werden können. Es geht auch um eine Krankenstation“, sagte Angela Merkel. „Wir werden sehr schnell agieren und mit all dem, was wir zur Verfügung haben, bereitstehen; denn die Situation ist in der Tat dramatisch.“ In Berichten hieß es, Einzelheiten müssten noch zwischen den Ministerien geklärt werden.
Merkel äußerte sich in Reaktion auf einen persönlichen Brief der liberianischen Präsidentin, den die taz am Dienstag dokumentiert hatte. Darin hatte Johnson-Sirleaf Deutschland unter anderem gebeten, in Liberias Hauptstadt Monrovia eine Ebola-Station einzurichten und in zehn Gesundheitszentren außerhalb der Hauptstadt die Grundversorgung zu gewährleisten. Nach Informationen der taz wurde am Mittwoch eine Antwort gesandt, die aber nicht öffentlich wurde.
In einem Bericht von Spiegel Online unter Berufung auf Quellen im Bundesverteidigungsministeriums heißt es, Merkel habe in Reaktion auf den Brief einen „Prüfvorgang“ angeordnet, um mögliche Unterstützungsleistungen anzuzeigen. So solle eine mobile Feldklinik mit 50 Betten nach Liberia geschickt werden, aber ohne Einsatz von Bundeswehrpersonal. Es sei auch eine Luftbrücke aus dem Senegal angedacht, von wo aus die Bundeswehr bereits Transportflüge nach Mali unternimmt.
Öffentlich macht die Bundesregierung geltend, sie habe bisher an die 12 Millionen Euro gegen Ebola in Westafrika zugesagt. Das führende Hilfswerk im Kampf gegen Ebola in Westafrika, Ärzte ohne Grenzen, reagierte am Mittwoch mit scharfer Kritik. In einem eigenen offenen Brief an Merkel, der der taz vorliegt, heißt es: „Die Bundesregierung hat bisher kaum auf die Epidemie reagiert. Anstatt mit aller Entschlossenheit die in Deutschland vorhandenen Kapazitäten zum Aufbau und Betrieb von Isolierstationen und anderer medizinischer Maßnahmen in Westafrika zu nutzen, beschränkt sich das deutsche Engagement bislang lediglich auf die finanzielle Unterstützung vor Ort tätiger Organisationen, darunter auch Ärzte ohne Grenzen. […] Wir rufen Sie dazu auf, dringend benötigte Ressourcen zum Aufbau und Betrieb von Isolierzentren, insbesondere ausgebildetes Personal sowie Labor- und Transportkapazitäten, umgehend in die betreffenden Regionen zu entsenden. Das betrifft sowohl zivile als in diesem Ausnahmefall auch militärische Teams.“
Vorreiter sind derzeit die USA. Am Dienstagabend hatte US-Präsident Barack Obama in Atlanta einen eigenen Aktionsplan zur Ebola-Bekämpfung verkündet, der auch die Beteiligung des Militärs vorsieht. Das US-Paket beinhaltet eine Kommandozentrale in Liberia, ein Logistikzentrum im Senegal, eine Luftbrücke sowie die Einrichtung von „über 1.000“ Plätzen in Ebola-Stationen. Obamas Ankündigung blieb allerdings hinter Vorabberichten über den Aufbau von 1.700 Ebola-Betten und die Entsendung von 3.000 Militärangehörigen zurück. Am Donnerstag berät der UN-Sicherheitsrat über die Ebola-Krise.
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