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Ebola-Tagebuch – Folge 12Helferansturm bei der Bundeswehr

Tausende folgen einem Aufruf der deutschen Regierung, sich freiwillig zum Einsatz gegen Ebola zu melden. Doch der Einsatz der Helfer dürfte sich verzögern.

In Afrika bekommt kein Ebola-Patient eine solche Pflege: Isolationsbett in Atlanta, USA. Bild: reuters

BERLIN taz | Der „Tagesbefehl“ der Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen erging am vergangenen Montag. „Ich bitte Sie, sich zu melden, wenn Sie einen Beitrag leisten können und wollen!“, schrieb Ursula von der Leyen in Bezug auf Ebola in Westafrika an die „Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.

Gesucht werden medizinisches Fachpersonal sowie Logistiker und Techniker zum Betrieb der Ebola-Krankenstation mit insgesamt 300 Betten, die die Bundesregierung plant. „Daran wird sich die Bundeswehr selbstverständlich beteiligen“, so der Tagesbefehl weiter. „Ich bitte Sie deshalb, sich für diese außergewöhnliche Aufgabe freiwillig zur Verfügung zu stellen.“

Der Rücklauf übertrifft offenbar alle Erwartungen. Berichten zufolge haben sich bis zum Mittwoch rund 2.000 zivile und militärische Mitarbeiter der Bundeswehr gemeldet. „Bewegt und überwältigt“ sei sie, sagte die Ministerin in Berlin. Jetzt müsse geklärt werden, welche Berufe die Interessenten hätten und wie ihr Impfstatus sei.

Auf scharfe Kritik war noch vor einer Woche die Zusage der Bundesregierung gestoßen, zwar Hilfsmaterial inklusive einer 50-Betten-Station der Bundeswehr über eine Luftbrücke nach Liberia zu bringen, aber nicht das Personal dazu. Die Kritik ist offenbar angekommen – genau rechtzeitig vor der Sondersitzung der UN-Vollversammlung zu Ebola am Donnerstag.

Mobiles Krankenhaus

Konkret plant Deutschland mittlerweile nach Regierungsangaben folgende Ebola-Hilfen: ein mobiles Krankenhaus des Deutschen Roten Kreuzes mit mehr als 200 Betten, dazu zwei Basisgesundheitsstationen, die nicht nur aufgebaut, sondern auch betrieben werden sollen; eine Bundeswehrstation mit 50 Betten; die Entsendung von „weiterem notwendigen medizinischen Hilfspersonal“; logistische Unterstützung durch das Technische Hilfswerk; die Lieferung medizinischer Materialien und Ausbildung des medizinischen Personals vor Ort.

Damit bleibt Deutschland immer noch weit zurück hinter zum Beispiel Großbritannien, das umgerechnet fast 130 Millionen Euro in die Ebola-Bekämpfung steckt und allein in Sierra Leone 700 Ebola-Betten aufstellen und betreiben will. Die USA sprechen gar von 1.700 Ebola-Betten und Tausenden zivilen und militärischen Helfern in Liberia. Die ersten US-Soldaten sind eingetroffen; bis Ende der Woche werden 100 erwartet.

Der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP in Liberias Hauptstadt Monrovia, Antonio Vigilante, zeichnete am Dienstag ein düsteres Bild der Lage. 150 ausländische Experten, die meisten von „Ärzte ohne Grenzen“, seien derzeit in Liberia tätig; benötigt würden aber weitere 600 bis 700.

Die Grünen-Fraktion im Bundestag forderte am Mittwoch die Regierung auf, ein „Aktionsprogramm Soforthilfe Ebola“ aufzusetzen, „mindestens im Wert von 50 Millionen Euro“ – dreimal so viel wie die deutschen Hilfszusagen bisher. Die Regierung solle „gemeinsam mit den Nichtregierungsorganisationen identifizieren, welche technischen, personellen und logistischen Kapazitäten von staatlichen und zivilen Organisationen in Deutschland sofort verfügbar sind“. Denn eines ist sicher: Die Freiwilligen aus Deutschland werden nicht sofort losfliegen. Es dürfte Wochen dauern, bis ihr Einsatz beginnt. Bis dahin werden weitere Tausende gestorben sein. (mit afp, dpa)

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8 Kommentare

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  • Netter PR-Gag der Bundeswehr.

    • @Rainer B.:

      Was heißt hier PR-Gag? Die Hilfe wird in Westafrika dringendst benötigt und ich glaube nicht, dass es in unserem Lande irgendeine Organisation außer der Bundeswehr gibt, die spontan mal 2000 Leute zur Verfügung stellen kann. Ich bin als friedliebender Mensch der Bundeswehr gegenüber in vielen Dingen kritisch eingestellt, aber dieser Einsatz ist definitiv eine gute Sache.

      • @Ein alter Kauz:

        Jetzt sollen es also schon 2.000 "Freiwillige" sein, die von der Bundeswehr "spontan zur Verfügung gestellt" werden.

        • @Rainer B.:

          Selbst gezählt habe ich die Helfer freilich nicht, aber die Zahl steht so in dem Artikel und ich sehe keinen Grund, dem nicht zu vertrauen. Oder hegen Sie etwa Verschwörungstheorien, nach denen die Taz als Bundeswehr-Propaganda-Zeitung aus dem Verteidigungshaushalt gesponsert sein soll? Ich bitte Sie...

          • @Ein alter Kauz:

            Wie man "Freiwillige zur Verfügung stellen" kann, ist mir schleierhaft. Bei mir ist das ein Gegensatz in sich, aber anderen scheint es wohl gar nicht mehr aufzufallen, dass "Freiwilligkeit" nicht "zur Verfügung gestellt" werden kann, sondern nur auf dem freien Willen Einzelner beruhen kann.

            Bislang ist nicht ein Bundeswehrsoldat - ob nun freiwillig, oder nicht - zur Ebola-Bekämpfung in Westafrika und man darf auch bezweifeln, dass sich daran in absehbarer Zeit was ändern wird - also keine echte Meldung, sondern ein PR-Gag.

  • Die Bundesblendgranate von der Leyen ist doch selbst approbierte Ärztin. Noch dazu mit Berufserfahrung in der Epidemiologie.

    Sie sollte den ersten Trupp persönlich anführen und dort mitmachen. Das gibt ein gutes Beispiel.

     

    Wenn sie das überlebt, dann wird sie Kanzlerin...

  • Wie ich die BW kenne, wird es ein unglaubliches organisatorisches & bürokratisches Vorbereitungschaos geben. Alle möglichen worst-cast Eventualitäten werden beamtenrechtlich detailliert betrachtet werden. Vermutlich wird in absehbarer Zeit keiner aus der Truppe losfliegen. Die Mittel wären eindeutig besser und vor allem schneller bei den Organisationen aufgehoben, die die Verhältnisse vor Ort kennen.

  • Ich hab großen Respekt vor diesen Menschen, die bereit sind sich in solche Gefahren zu begeben, um Anderen zu helfen; seien sie nun Angehörige der Bundeswehr oder Medizinier, die dies z.B. bei den Ärzten ohne Grenzen tun! Die militärischen Ressourcen der BW (das, was nicht defekt ist ;-) sind in diesem Zusammenhang sicherlich sehr nützlich. Danke!