Ebola-Tagebuch - Folge 15: Tod im Ministerium
Ein Mitarbeiter der höchsten Gesundheitsbeamtin Liberias stirbt an Ebola. Es ist nicht der erste Regierungsangestellte, der der Seuche zum Opfer fällt.
BERLIN taz | Selbst die zentralen Schaltstellen des Kampfes gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika sind nicht vor dem tödlichen Virus gefeit. Liberias Gesundheitsministerium ist in heller Aufregung, seit der engste Mitarbeiter der obersten Gesundheitsbeamtin des Landes an Ebola gestorben ist.
Reverend Napoleon Braithwaite, Hauptassistent des „Chief Medical Officer“ Bernice Dahn, fiel der Seuche am Donnerstag in der Hauptstadt Monrovia zum Opfer. In Reaktion begab sich seine Chefin Dahn, die die Ebola-Strategie der Regierung koordiniert, in eine 21-tägige Quarantäne.
Die Nachricht von Braithwaites Tod, so berichten liberianische Medien, wurde bekannt, als das Gesundheitsministerium gerade auf einer Pressekonferenz die Übertragung verschiedener Aufgaben der Ebola-Bekämpfung an UN-Organisationen verkünden wollte. Die Pressekonferenz wurde verschoben und verlegt, das Ministerialgebäude evakuiert und desinfiziert, ohne dass dafür zunächst ein Grund genannt wurde.
Braithwaite hinterlässt sieben Kinder. Er war den Berichten zufolge seit Montag nicht mehr zur Arbeit gegangen, weil er Fieber, einen sehr hohen Blutdruck und starken Durst hatte. Am Donnerstag brachte ihn sein Bruder ins Krankenhaus, wo er starb.
Quarantäne statt Isolierstation
Mangels Informationen zirkulierten zunächst zahlreiche Gerüchte. „Braithwaites Tod ist der bisher schwerste Schlag, den Ebola gegen das Gesundheitsministerium geführt hat, und er könnte vielen in der Regierung Angst machen und den Kampf gegen einen so tödlichen Feind untergraben“, kommentiert ein Nutzer eines liberianischen Internetforums.
Hinterfragt wird auch, was Bernice Dahn damit meint, wenn sie verkündet, sich in Quarantäne begeben zu haben. Wenn sie krank sei, gehöre sie in eine Isolierstation und nicht nach Hause, meinen manche. Wenn sie nicht krank sei, sei die Maßnahme eine PR-Aktion.
Braithwaite ist der dritte hohe Regierungsbeamte aus Liberia, der an Ebola gestorben ist. Der erste war im Juli Patrick Sawyer von Liberias Finanzministerium, der ahnungslos und Ebola-infiziert zu einer Tagung nach Nigeria flog, dort erkrankte und starb und damit die mittlerweile überwundene Ebola-Epidemie in Westafrikas größtem Land auslöste.
Im August starb Sharon Shamoyan Washington, eine Mitarbeiterin des liberianischen Außenministeriums. Das Außenministerium residiert im Gebäude der Präsidentschaft und Washingtons Ehemann ist ein Mitarbeiter von Staatschefin Ellen Johnson-Sirleaf. Die Tote hatte sich bei ihrer Schwester angesteckt. Ihre Priesterin, die ihr die letzte Ölung gab, ist nun ebenfalls tot. Ihr Mann befindet sich jetzt unter Quarantäne.
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