Ebola-Epidemie in Westafrika: „Die Welt verliert den Kampf“
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnt davor, dass man Ebola nicht in den Griff bekommen wird. Unterdessen hat sich ein weiterer US-Arzt infiziert.
NEW YORK ap | Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat davor gewarnt, dass die Weltgemeinschaft die Ebola-Epidemie nicht in den Griff bekommen könnte. „Nach sechs Monaten der schlimmsten Ebola-Epidemie der Geschichte ist die Welt dabei, den Kampf zu verlieren, um das Virus einzudämmen“, sagte die Präsidentin der Organisation, Joanne Liu, während eines UN-Treffens zur Epidemie am Dienstag (Ortszeit) in New York. Derweil wurde bekannt, dass sich ein weiterer Arzt aus den USA in Liberia mit dem meist tödlichen Erreger angesteckt hat.
In Sierra Leone würden Leichen von Infizierten in den Straßen verrotten, in Liberia baue man lieber ein neues Krematorium statt neuer Behandlungszentren, kritisierte Liu. „Ebola-Behandlungszentren werden reduziert zu Orten, wo Menschen alleine sterben, wo nicht mehr als ein wenig lindernde Pflege angeboten wird.“ Ärzte ohne Grenzen hat nach eigenen Angaben seit dem Ausbruch der Epidemie im März mehr als 1000 Ebola-Patienten in Westafrika behandelt.
Die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, dankte den Ländern, die im Ebola-Kampf helfen würden, stellte aber zugleich fest: „Wir brauchen mehr von euch. Und wir benötigen auch diejenigen Länder, die bislang noch nicht mit an Bord sind.“ An die Menschen in Westafrika gerichtet sagte US-Präsident Barack Obama in einer Videobotschaft des Weißen Hauses, ein Eindämmen von Ebola werde nicht einfach, aber „wir wissen, wie wir das machen werden.“
Währenddessen wurde bekannt, dass sich erneut ein Arzt aus den USA in Westafrika mit dem tödlichen Ebola-Virus infiziert hat. Wie das Missionswerk Serving in Mission am Dienstag mitteilte, arbeitete der Mediziner in einem Krankenhaus in der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Unklar blieb den Angaben zufolge, wie er sich infizierte. Er habe nicht mit Ebola-Patienten zu tun gehabt, sondern in der Gynäkologie gearbeitet. Liberia ist das am stärksten von der Epidemie betroffene Land.
Weiterer infizierter US-Arzt
Als erster Mediziner aus den USA hatte sich der Arzt Kent Brantly bei dem jüngsten Ausbruch in Liberia infiziert. Er und die ebenfalls in Liberia an Ebola erkrankte Missionarin Nancy Writebol waren Anfang August zur Behandlung in die USA ausgeflogen worden. Beide bekamen Dosen des noch nicht zugelassenen Mittels ZMapp und konnten mittlerweile das Krankenhaus verlassen.
Brantly äußerte sein Mitgefühl für den weiteren Infizierten. Er fühle sich mit ihm sehr verbunden und habe unter Tränen für ihn gebetet, sagte der Mediziner dem amerikanischen Nachrichtensender NBC News. Gleichzeitig berichtete er davon, wie ernst seine Lage gewesen sei. „Ich fühlte mich, als ob ich am Sterben gewesen sei.“
An der Ebola-Epidemie sind im Westen Afrikas nach WHO-Angaben bereits mehr als 1500 Menschen gestorben. Das oft zum Tode führende Virus verbreitet sich über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Blut. Ein lizenziertes Medikament oder einen Impfstoff gibt es noch nicht. Neben Liberia gibt es in Guinea und Sierra Leone die meisten Ebola-Fälle.
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