EU-Verfahren gegen Google: Android-Betriebssystem bemängelt
Vier von fünf Handys und Tablets weltweit basieren auf Android. Die EU wirft Google vor, eigene Produkte zu bevorzugen und so seine Marktstellung zu missbrauchen.
Brüssel dpa | Die EU-Kommission hat ihr Wettbewerbsverfahren gegen den US-Internetkonzern Google verschärft. Dabei geht um es um Android, das meistbenutzte Smartphone-System der Welt, wie die Kommission am Mittwoch in Brüssel mitteilte.
Google baut der Kommission zufolge seine marktbeherrschende Stellung bei der allgemeinen Internetsuche aus. Die Google-Suche sei auf den meisten in Europa verkauften Android-Geräten vorinstalliert. Konkurrenten würde so der Marktzugang versperrt.
„Unsere bisherigen Ermittlungen lassen darauf schließen, dass Google durch sein Verhalten den Verbrauchern eine größere Auswahl an mobilen Anwendungen und Dienstleistungen vorenthält(…)“, sagte die zuständige Kommissarin Margrethe Vestager.
Die Behörde hatte erste Ermittlungen zur Wettbewerbssituation bei Android vor einem Jahr eingeleitet. Die Kommission verschickte jetzt in diesem Fall offizielle Beschwerdepunkte an den US-Konzern. Dieser kann sich nun ausführlich zu den Bedenken äußern. Die Android-Untersuchung ist Teil eines größeren EU-Verfahrens gegen Google.
Falls die europäischen Wettbewerbshüter ihre Vorwürfe beweisen können und eine förmliche Entscheidung treffen, droht dem Unternehmen ein Bußgeld von bis zu 10 Prozent eines Jahresumsatzes. Dieser Rahmen wird aber üblicherweise nicht ausgeschöpft.
Leser*innenkommentare
Christian
Irgendwie verstehe ich nicht, warum sich die EU-Kommission hier auf das relativ offene System Android einschießt und iOS komplett ignoriert. Bei Apple haben die kleinen durchdesignten Faschos aus Cupertino doch noch viel mehr den Finger drauf, hegen und pflegen ihre Monokultur und schmeißen Apps einfach so aus dem einzigen Store, den es gibt, ohne Angabe von Gründen.
Diego-Che
@Christian Android hat einen Marktanteil von über 80 %, Apple/iOS liegt bei 15 %. Die Schere geht tendenziell noch mehr auf. Apple verdient zwar am Smartphone viel mehr (ca. 500 Dollar; Google nur ca. 2 Dollar), aber die Apps sind das Geschäft, was Google fokussiert und bei 80 % Marktanteil kann man schon den Wettbewerb starkt behindern.
Ansgar Reb
Die EU wirft nicht vor. Wettbewerbspolitik funktioniert so, dass sich Mitbewerber beschwerden, die Wettbewerbskommission das untersucht und dann evtl. ein "statement of objections" abgibt. Die EU ist hier nicht "Partei" auf gleicher Ebene, sondern "Hüter" des Wettbewerbs zwischen Wettbewerben.