piwik no script img

EU-Abgeordnete fordern U-AusschussBeeinflusst Monsanto die Forschung?

Abgeordnete des Europaparlaments haben einen Untersuchungsausschuss zu Monsanto gefordert. Die Sicherheit von Glyphosat sei nicht ausreichend geklärt.

Der Einsatz des Herbizids Glyphosat ist in Europa hoch umstritten Foto: reuters

Brüssel afp | Im Streit um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat haben Abgeordnete des Europaparlaments einen Untersuchungsausschuss gefordert, der eine mögliche Einflussnahme des US-Agrarkonzerns Monsanto auf die Forschung beleuchten soll. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Bildung einer Untersuchungskommission erforderlich ist“, erklärten die sozialistischen EU-Abgeordneten Eric Andrieu aus Frankreich und Marc Tarabella aus Belgien. Es gebe zu viele ungeklärte Fragen über die Sicherheit von Glyphosat.

Die Parlamentarier hatten am Mittwoch mehrere Experten zu einer Anhörung geladen, um über den Vorwurf zu beraten, Monsanto habe versucht, die wissenschaftliche Forschung über mögliche Gesundheitsrisiken von Glyphosat zu beeinflussen. Der Konzern hatte eine Einladung des Parlaments zur Teilnahme an der Anhörung ausgeschlagen.

Der Einsatz des Herbizids ist in Europa hoch umstritten: Während das Internationale Krebsforschungszentrum die Chemikalie als „wahrscheinlich“ krebserregend einstufte, kamen Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU zu einem anderen Schluss. Die EU-Kommission hatte die Zulassung für den Unkrautvernichter vorläufig bis Ende dieses Jahres verlängert und zuletzt vorgeschlagen, dem Expertenausschuss eine Verlängerung der Zulassung um zehn Jahre vorzuschlagen.

Die italienische Zeitung La Stampa und der britische Guardian hatten vergangenen Monat berichtet, die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (Efsa) habe teilweise die Argumentation des Herstellers übernommen. Die Kapitel im Efsa-Bericht über die bislang veröffentlichten Studien zur Wirkung von Glyphosat auf die menschliche Gesundheit seien „quasi Wort für Wort von einem Monsanto-Bericht aus dem Jahre 2012 übernommen“ worden, schrieb La Stampa.

Der Plagiatsprüfer Stefan Weber erklärte vergangene Woche zudem, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) habe für seinen Glyphosat-Bericht wesentliche Angaben von Herstellern des umstrittenen Unkrautgifts wörtlich übernommen. Der Bewertungsbericht des BfR und damit die wissenschaftliche Grundlage für die von der EU-Kommission vorgeschlagene Zulassungsverlängerung von Glyphosat für weitere zehn Jahre erfülle in wesentlichen Teilen die „Kriterien eines Textplagiats“, erklärte er.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • "Beeinflusst Monsanto die Forschung?"

     

    Gehört der Papst der katholischen Kirche an?

     

    Ist Wasser nass?

     

    Ist es in der Wüste trocken?

     

    Ist die Sonne heiß?

  • Ich würde vorschlagen, zusätzlich die einzelnen mit Expertisen betrauten Mitglieder von EfSA und BfR im Hinblick auf (auch vergangene) Interessenkonflikte zu überprüfen. Immer wieder wird ausschließlich auf Fachwissen geachtet anstatt auch auf mögliche Verflechtungen zu den betroffenen Firmen gerade in sensiblen Bereichen wie Gesundheit und Umwelt gesehen zu haben.