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EMtaz: Kolumne Queering SoccerSpielermänner? Gibt es einfach nicht

Jan Feddersen
Kolumne
von Jan Feddersen

Was für eine Nerverei: Schon wieder schwule Sachen, jetzt auch noch zur EM. Aber ja doch: Was sein muss, muss sein.

Hübsche Buben! Foto: dpa

E s ist ja nicht so, dass sie nach nix aussehen, die Fußballer dieses Turniers. Das stimmt auch dann, wenn ein Schmuckstück wie Karim Benzema fehlt. Dafür ist Jonathan Tah dabei (ganz neu). Und Benedikt Höwedes. Das ist geschmacklich vielleicht nicht für jeden der Typ für ersehnte Schäferstündchen, aber sie haben so schöne Augen, da führt kein Weg dran vorbei.

Man muss nicht, aber man kann eine Männer-Europameisterschaft auch durch nichtheteronormative Augen in den Blick nehmen. Das ist ja nicht unziemlich, sogar die Deutsche Bahn hat vor Kurzem einen sehr possierlichen Werbeclip veröffentlicht, in dem ein Fußballfan als Mann eines Spielers kenntlich wird.

Dafür erntete die Bahn tüchtig Hass im Internet – und viel Lob aus queeren Kreisen. Denn wahr ist: Es gibt schwule Männer, für die sportlich – aktiv wie passiv – nichts über Fußball geht. Nur sieht man sie nicht bei dieser EM. Googelt man die Wortkombination „em fußball spielermann“, kommen 28.200 Einträge; nach Änderung der Sucheingabe in „em fußball spielerfrau“ schnellt die Trefferzahl auf 245.000 hoch.

Sie mögen jetzt fragen: Weshalb muss das denn jetzt erörtert werden? Wieso mäkelt da einer schon wieder rum und kommt auf diesen ganzen „Genderwahn“ zu sprechen? Nun: weil es Spaß macht. Und weil die Fakten so hübsch deprimieren: So viele Jahre Feminismus und Gendertrouble – und doch ist in Deutschland Thomas Hitzlsperger nach wie vor der einzige prominente Spieler geblieben, von dem bekannt wurde, dass er schwul ist. Und das auch erst nach dem Ende seiner Laufbahn auf dem Rasen.

Heteronormativ war der Fußball immer

Sei’s drum: Schaut man sich die Meldungen dieser Tage zum Thema Spielerfrauen an, fällt auf – einerlei, ob es um die Lebensgefährtinnen von Mario Götze, Mats Hummels, Thomas Müller oder Sami Khedira geht, oder um den Typus an sich (Victoria Beckham!, wagenradgroße Sonnenbrillen!) –, dass diese Frauen wie aufgebrezelte Konkurrentinnen und zugleich wie überfönte und überpflegte Exemplare des Weiblichen aussehen.

Irgendwie erinnern die mich an bioweibliche Avatare, die sich vielleicht nicht so zurecht backen, um ihren Freunden zu gefallen, sondern um diesen überhaupt zu gewinnen und nach dessen Eroberung wie eine Triumphatorin auszusehen: Seht her, den habe ich mir geangelt (Hummels, Müller, Neuer u. a.).

Keine der Spielerfrauen der DFB-Männer weckt nicht gleich den Eindruck, vollkommen makellos zu sein, geschmirgelt und gestriegelt: trostlos das alles, nicht wie aus dem wahren Leben.

Um zum leidigen Thema des Homosexuellen zurückzukehren: Da ist kein Land in Sicht, kein besseres, anderes Ufer. Heteronormativ war der Fußball immer, schon vor 44 Jahren beim EM-Finale in Brüssel, ebenso in Tschechien 1976 oder neulich in der Ukraine und in Polen, 2012. Nichts hat sich an dieser gusseisernen Geschlechterordnung geändert, nichts an der Sprache („Die heißesten Spielerfrauen!“, Focus), nichts an den Performances.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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14 Kommentare

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  • So ein Quatsch. Als ob bei GNTM von Heidi K. demnächst Männer in Kleidchen über den Laufsteg stöckeln ...

     

    Spielerfrauen haben nix mit echter Partnerschaft oder gar gelebter Sexualität zu tun. Die stammen aus einem Paralleluniversum, welches sich dem gemeinen TAZ-Leser niemals erschliessen kann.

     

    Wer gleichgeschlechtliche Partnerschaften sehen will, muss zum Frauenfussball gehen.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      "Wer gleichgeschlechtliche Partnerschaften sehen will, muss zum Frauenfussball gehen."

       

      Das halte ich für ein Gerücht. In einer Partnerschaft hat immer eine oder eine die sprichwortliche Hose an.

  • 3G
    34420 (Profil gelöscht)

    Auf zur ersten rein schwulen Nationalmannschaft. Und die Spielermänner ins Focus-Spielermänner-Ranking. Aber ob dann alles "gut" wäre?

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @34420 (Profil gelöscht):

      Nein dann wäre alles anders scheiße.

       

      Dieser Gedanke das alles immer mindestens eine perfekte Repräsentation der Gesellschaft sein sollte ist absoluter Unfug. Es kann doch nicht darum gehen überall Quoten und Zwänge einzuführen, es sollte um Akzeptanz gehen.

      Die Frage die ich mir immer stelle ist: Mit welcher Reaktion muss ein schwuler Nationalspieler rechnen wenn er sich outet?

      Ich kann mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen das das heutzutage noch ein Problem ist. Allerdings bestehen viele Menschen darauf das dies immer noch ein Problem sei. Meist sind das ältere Menschen, zu meiner Lebensrealität passt diese Annahme ehrlich gesagt nicht.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @34420 (Profil gelöscht):

      Es wäre nicht alles gut, es wäre nur etwas besser.

      • 3G
        34420 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Wirklich?

         

        Und wenn dann die Spielerinnenmänner und natürlich auch die Spielerinnenfrauen in Eintracht auf der Tribüne...

         

        Wie wäre es mit einer WM/EM/BuLi... mit gemischten Mannschaften?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @34420 (Profil gelöscht):

          Mir ging es nur darum zu sagen, dass ich es wünschenswert finde, dass sich die gesellschaftliche Wirklichkeit in Sachen sexuelle Orientierung in möglichst vielen Bereichen abbilden würde.

           

          Schnell geschrieben, schwer gemacht.

          • 4G
            4845 (Profil gelöscht)
            @88181 (Profil gelöscht):

            "Mir ging es nur darum zu sagen, dass ich es wünschenswert finde, dass sich die gesellschaftliche Wirklichkeit in Sachen sexuelle Orientierung in möglichst vielen Bereichen abbilden würde."

             

            Das tut es doch auch. Das Fußballgeschäft ist so intolerant wie die Gesellschaft auch. Also bilded die deutsche Nationalmannschaft ganz genau den Status Quo der deutschen Gesellschaft dar. Sei es in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund oder eben in Bezug auf Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz sexueller Orientierung. Intoleranz gegenüber Homosexuelle im Fußball ist nicht die Krankheit, es ist das Symptom. Im Fußball wird es sich erst ändern, wenn es sich auch in der Gesellschaft änder. Daher ist das rumgeheule über Schwule im Fußball völlig sinnlos. Wichtiger ist es an der Toleranz der gesamten Gesellschaft zu arbeiten.

          • 4G
            4845 (Profil gelöscht)
            @88181 (Profil gelöscht):

            Entscheidend ist die Leistung der Spieler auf dem Rasen. Mit wem die zusammen sind und welche Sexuelleorientierung haben ist mir persönlich völlig Bums. Und genau genommen geht das auch niemanden etwas an.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @4845 (Profil gelöscht):

              Natürlich geht das keinen etwas an.

               

              Aber: Wie viele heterosexuelle Fußballspieler gibt es, die sich gezwungen sehen ihre sexuelle Orientierung zu verheimlichen?

              • 4G
                4845 (Profil gelöscht)
                @88181 (Profil gelöscht):

                "Aber: Wie viele heterosexuelle Fußballspieler gibt es, die sich gezwungen sehen ihre sexuelle Orientierung zu verheimlichen?"

                 

                Da das keiner weiß, kann ma nur Spekulieren. Vielleicht keiner, vielleicht alle, vielleicht einskommadrei.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Nun ist die Mehrheit der Menschen nun Mal hetereosexuell ausgerichtet und daher ist es einfach ein Ergebnis mathematischer Wahrscheinlichkeit, dass sich in einer Nationalmannschaft keine bis wenige Homosexuelle befinden. Das ist weder gut noch schlecht. Es ist halt ein statistisches Faktum. Wenn Sie unbedingt Spielermänner sehen wollen, dann schauen Sie doch Frauenfußball.

  • Mal ganz blauäugig - 2 x Karl May -

    "Durch das wilde Genderwahn" -

    Reicht für diese EM!

    Danke;()

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die Beurteilung der Spielerfrauen finde ich ein bisschen unfair. Mag wohl daran liegen, dass mein einziges Interesse am Fußball ihnen gilt. Ungeachtet dessen würde ich es sehr begrüßen, es gäbe den einen oder anderen Spielermann.

     

    Aber ich fürchte der Mob würde den Fußball spielenden Teil dieser Liason in Stücke reissen.