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E-Mobilität bei VWDie Antriebswende misslingt

Für Porsche läuft es gut. Doch der Luxusautobauer setzt wieder auf Verbrenner – wie andere deutsche Hersteller. Woanders klappt E-Mobilität besser.

Erst das zweite vollelektrische Modell des Sportwagenherstellers: der Porsche Macan Foto: Jan Woitas/dpa

Berlin taz | Die Bundesregierung will in Deutschland bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf die Straße bringen. Auf dieses Ziel setze die Ampelkoalition weiterhin, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach einer Sitzung seines Kabinetts am Mittwoch in der Sommerpressekonferenz. Die deutschen Autobauer seien schon jetzt „Weltspitze“ in ihrer Branche, betonte Scholz. Er rechne damit, dass sie der E-Mobilität in Deutschland bald zu einem „Boost“ verhelfen.

Die Porsche AG kündigte allerdings am selben Tag an, sich wieder stärker auf die Produktion von Verbrennern fokussieren zu wollen. Die Transformation zur Elektromobilität entwickle sich weltweit sehr unterschiedlich, erklärte Porsche-Finanzchef Lutz Meschke in einer Mitteilung. „Wir haben bereits begonnen, Projekte und Produkte auch im Hinblick auf die Verbrennertechnologie neu zu priorisieren“, hieß es weiter.

Dabei lief es für die Porsche AG im zweiten Quartal finanziell besser als Anfang des Jahres. Der Sportwagenbauer mit Sitz in Stuttgart berichtete, dass die operative Umsatzrendite von April bis Juni bei 17 Prozent gelegen habe. Die Umsatzrendite gibt an, wie viel Gewinn ein Unternehmen pro Geldeinheit Umsatz erwirtschaftet, operativ bedeutet, dass noch keine Steuern abgezogen wurden. Im ersten Quartal waren es 14,2 Prozent.

„Die Entscheidung von Porsche, wieder mehr auf die Produktion von Verbrennungsmotoren zu setzen, mag kurzfristig für das Unternehmen und seine Gewinnziele Sinn machen“, sagte Bernd Riexinger, Sprecher für klimafreundliche Mobilität bei der Linken im Bundestag, der taz. „Aber mittel- und langfristig ist es ein absoluter wirtschaftlicher und klimapolitischer Irrweg.“

Wenn die deutsche Autoindustrie weiter auf Verbrenner setze, werde sie früher oder später von chinesischen Herstellern überrollt, die massiv in E-Autos investieren. Hiesige Autobauer sollten für eine klimagerechte Verkehrswende mehr günstige E-Kleinwagen entwickeln, „statt immer größere und teurere E-Luxuskarossen“, so Riexinger.

Auch VW und Audi wenden sich von E-Autos ab

Porsche gehört mehrheitlich zum Volkswagen-Konzern. Erst seit Kurzem ist bekannt, dass VW in seinem Werk in Zwickau bis Ende 2025 rund 1.000 Stellen streichen will – weil der sogenannte Markthochlauf der E-Autos schlechter laufe als geplant.

Langfristig ist es ein wirtschaftlicher und klimapolitischer Irrweg

Bernd Riexinger, Die Linke

Die Volkswagen-Tochter Audi hat Anfang Juli die Produktion ihres Oberklasse-E-Modells Q8 e-­tron gestoppt und in den Raum gestellt, ihr kleinstes Werk in Brüssel zu schließen – auch wegen der schwachen Nachfrage nach Elek­tro­autos.

Der Verkauf batterie­elektri­scher Fahrzeuge im ersten Halbjahr 2024 lief vor allem in Deutschland schlecht – hier gingen die Verkäufe um 16,4 Prozent zurück. In den anderen EU-Staaten aber stieg die Zahl der verkauften Fahrzeuge zusammengerechnet um 9,4 Prozent, das hat die Organisation Transport & Environment (T&E) errechnet.

E-Mobilität lässt sich wie zum Beispiel in Frankreich mit einem Social-Leasing-Programm fördern, das Haushalten mit wenig Einkommen E-Mobilität ermöglicht. In Belgien haben vor allem batteriebetriebene Firmenwagen den Absatz in die Höhe getrieben.

Die Bundesregierung plant eine sogenannte Wachstumsinitiative, mit der sie auch den deutschen E-Auto-Markt in Schwung bringen will. Die Beratung der Mi­nis­te­r:in­nen darüber war ursprünglich am Mittwoch erwartet, dann aber kurzfristig vertagt worden.

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18 Kommentare

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  • Das Geld für die Innovation wurde ins Salben von Union und FDP vergeudet (und die anderen Parteien bekamen auch noch etwas).



    Dass in Deutschland der Volks-Wagen weiterhin wüte.

  • taz: *Die Bundesregierung will in Deutschland bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf die Straße bringen.*

    Wie wäre es denn mal mit sehr vielen Straßenbahnen in deutschen Städten, und mit dem Ausbau des regionalen Schienennetzes und des Schienenpersonenfernverkehrs? Ach ja, ich vergaß, dass wir ja das 'Land der Autobauer und der Autobahnen' sind und sogar reiche US-Amerikaner extra nach Deutschland fliegen, um hier 'mal so richtig' auf den deutschen Autobahnen den "Asphaltcowboy" raushängen zu lassen.

    Wer glaubt eigentlich noch ernsthaft daran, dass E-Autos umweltfreundlicher sind und weniger CO2 erzeugen, als die alten Benzin- und Dieselkutschen? Aber da uns ja der chinesische Autobauer im Nacken sitzt, wird die Idiotie mit den Autos natürlich nicht aufhören, egal ob nun mit Verbrennern oder mit den angeblich so klimafreundlichen E-Autos.

    Weshalb redet man hier eigentlich über Porsche? Porsche können sich vielleicht einige reiche FDP-Wähler leisten, aber sicherlich nicht der Normalbürger. Der Porsche Taycan, das einzige E-Auto von Porsche, fängt bei einem Preis von 99.000 Euro an und hat eine Motorleistung zwischen 400 und 1100 PS – wer braucht so ein Auto?

  • Deutschland ist für die deutschen Autokonzerne nur noch ein sehr kleiner Markt. Das Geschäft wird längst anderswo gemacht - und dort spielt E-Mobilität weiterhin eine große Rolle, steht E-Mobilität für technologischen Fortschritt und der Verbrenner für die Vergangenheit. So ist die nun von den VW-Marken süffisant verkündete Rückkehr zum guten alten Verbrenner nichts anderes als ein Eingeständnis des Scheiterns. Man hinkt inzwischen den Wettbewerb so weit hinterher, dass man offenbar in den Chefetagen die Hoffnung bereits aufgegeben hat, den Rückstand einholen und im Bereich E-Mobilität noch punkten zu können. Die jetzt gewählte Strategie mag noch eine gewisse Zeit gutgehen, aber bald schon wird sich zeigen, dass sie nur die unvermeidliche Krise etwas herausschiebt. Die Autowerker in den deutschen Fabriken sollten sich also ihrer Jobs nicht zu sicher sein und die Zulieferer sollten besser nicht darauf verlassen, dass aus dem Gestern auch das Morgen wird.

  • Reichweite zw. 300-400 km. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt unter 10000€. Batterie natürlich neu. Das sind so unsere Kriterien.

  • Ausgerechnet der Q8 E-Tron wird als Beispiel angeführt? Das ist Audis ältestes Modell und natürlich will den kaum noch einer haben. Alle warten auf die neue Plattform (war es PPE?) aber die scheint einfach zu lange zu dauern.

  • Solange Verbrenner deutlich günstiger in der Anschaffung sind, besonders bei Kleinwagen, solange werden die eAutos nicht zum Hit. Ein Renault Twingo als eAuto mit 28.000 € oder ein FIAT 500 mit Elektroantrieb mit 35.000 €, sind einfach irre. Kein Wunder, dass die zum Ladenhüter werden.

  • Verpasst hat es die unsere Automobil-Industrie. Das wird nix mehr. Am Ende werden wir Steuerzahler die Unfähigkeit des Mangement wieder bezahlen dürfen, um die sog. Arbeitsplätze zu retten.



    Dabei sind die Porscheverbrenner lahme dugs im Vergleich zu sportlichen Elektrofahrzeugen. Da verlieren sich eben keine Kräfte auf dem Weg zum Strassenbelag, und die Erderwärmung wird schon allein durch den geringeren Abwärmeanteil des "Brennstoffs" begrenzt.

  • Dies ist einmal wieder ein deutscher Sonderweg. Überall auf der Welt steigen die Anteile von EVs, nur in Deutschland nicht. Zur Erinnerung: EVs brauchen 20 bis 25% der Energie die ein Verbrenner braucht. Die Gesamtemissionen sind wesentlich geringer. Und Batterien sind vollständig wieder verwertbar. So wie Deutschland zweimal seine regenerative Industrie zerstört hat, zerstört es jetzt seine E-Autoindustrie.

    • @Kahlschlagbauer:

      Wieso? Weil Luxuskarossen von VW/Porsche nicht mehr subventioniert werden? Offensichtlich sind die Kunden weltweit nicht genügend an Porsche E-Autos interessiert bzw. kaufen lieber die Verbrennermodelle. Was soll die deutsche Regierung da machen?

  • Anders gesagt, immer, wo es gerade ein Förderprogramm gibt, werden ebenjene eAutos gekauft.



    Wie war das noch mit dem Artikel dieser Tage, dass sie sich eben nicht so von selbst durchsetzen, wie damals die Verbrenner.

    • @fly:

      Deutschland stoesst ca 8 bis 10 mal soviel CO2 fuer dieselbe Menge Strom aus und der Strom ist deutlicher teurer als in Frankreich.



      Kein Wunder, dass in Frankreich E-Autos beliebter sind, klimafreundlicher und billiger.

      Unabhaengig davon kann man Lithium-Ionen-Akkus nur ca 1000 bis 1500 mal laden. Und da der Austausch des Akkus wirtschaftlich uninteressant ist, ist so ein E-Auto wie eine Waermepumpe zwar deutlich teurer, aber was die Nutzungdauer betrifft ein deutlicher Rueckschritt.

      Wenn wir nicht schnellstens anfangen die Stromkosten zu reduzieren, wird die Energie- und Waermewende an zu hohen Strompreisen scheitern. Ist aber nicht zu erwarten, da die Energie- und Waermewende die Hauptursache fuer die hohen Strompreise ist.

      • @elektrozwerg:

        Das stimmt nur, wenn die Batterie auf 0% entladen und dann auf 100% geladen wird. Die meisten Ladezyklen sind aber zwischen 20 und 80%. Dann hält so eine EV-Batterie viele Jahre - länger als ein Verbrennungsmotor. Und Batterien sind zu 100% rezyklierbar.

        • @Kahlschlagbauer:

          So ein Akku besteht aus vielen kleinen Zellen. Wenn Sie statt 100% der Zellen nur 60% beim Ladevorgang nutzen und die Elektronik dafuer sorgt, dass es nicht immer dieselben 60% sind, haelt der Akku 40% laenger.



          Es versteht sich von selbst, dass die Angaben der Hersteller unter Laborbedingungen zutreffen. Wird bei niedrigen Temperaturen oder gar via Schnelllader geladen, verringert sich die Lebensdauer zusaetzlich. Am besten ist der Temperaturbereich zwischen 15 und 25 Grad.



          Beim Vergleich mit dem Verbrennungsmotor ist die Frage, was man unter Halten versteht. Definiert man Halten als Nutzungsmoeglichkeit der vollen Kapazitaet ueber eine gewisse Zeit, haelt der Akku sicher nicht laenger. Geht es nur darum, dass der Akku ueberhaupt funktioniert, und sei es mit einem Bruchteil seiner urspruenglichen Kapazitaet, kann er laenger halten als ein Verbrennungsmotor.

      • @elektrozwerg:

        Absolut richtig!



        Während wir hier Ölprodukte subventionieren, machen die Franzosen mit Steuergeld den Strom billig!

        Dass man nicht mehr in BaWü, sondern in Frankreich ist, erkennt man nicht nur an der Geschwindigkeit des Zuges: In Frankreich kann man sehr viele Windkraftanlagen-Baustellen bestaunen. In BaWü nix.

        Ich bin auch enttäuscht von der Lebensdauer der Akkus: 1000-1500x laden bedeutet, wenn man realtistisch rechnet und nicht die Fantasieangaben der Hersteller nimmt, gerade einmal eine Lebensdauer von 3-500.000 km. Dabei sollten die Kisten wegen der angeblich fehlenden Verschleißteile doch ewig halten.

      • @elektrozwerg:

        Die Hauptkostentreiber auf dem deutschen Strommarkt sind die Netzgebühren und die fehlenden Verbindungstrassen.

        "die Energie- und Waermewende die Hauptursache fuer die hohen Strompreise ist."

        Nur im dem Sinne, dass eine hohe initiale Investition getätigt und abbezahlt werden muss.

        Auf lange Sicht spart die Energie und Wärmewende erhebliche Kosten. Zum einen, weil die Erneuerbaren günstiger produzieren, und zum anderen, weil jedes halbe Grad mehr Erderwärmung uns später Folgekosten von dutzenden bis zu hunderten Milliarden einbrockt, ganz zu schweigen von einer historischen Massenflucht wie sie die Menschheit noch nie erlebt hat (wirklich noch nie - die Völkerwanderung ist ein Klacks dagegen).

        In der Erzeugung ist der Strom in Deutschland jetzt schon günstiger als in Frankreich. Frankreich hat den Preis bisher nur durch einen Preisdeckel künstlich niedrig gehalten.

      • @elektrozwerg:

        Bitte nichts nur behaupten bzw. genauer ausdrücken.



        Die Strompreise sind hoch wegen Merit Order (Monopolpreis im Oligopol) plus hohen Gaspreisen, das wäre früher genau so herausgekommen.



        Niedrige Strompreise kommen dann, wenn bereits die Nachhaltigen auf dem entscheidenden Platz sind. Und wir den Industriepreis nicht auf Kosten der Privaten niedrig hätten.



        Von welchem technischen Stand gehen Sie ansonsten bei Wärmepumpen da noch aus?

        Bevor "Frankreich" noch mal kommt: der politisch viel zu niedrige Preis dort treibt die EDF in die tiefroten Zahlen.



        Um aber auch noch eine Gemeinsamkeit zu finden: Braunkohle und Steinkohle müssen auch noch weg, ja!

      • @elektrozwerg:

        Lieber Elektrozwerg, selbst wenn es nur die 1500 (Voll-)zyklen wären - und das ist mit der aktuellen Technologie eher die Unterkante - sind wir bei niedrig angenommener Reichweite von 250km bei 1500 Zyklen schon 325tkm gefahren. . Da sind 95% der Verbrenner auch schon lange Alteisen bzw ein Austauschmotor dann auch unwirtschaftlich. Das Nutzungsdauerargument trifft wenn überhaupt - antriebsunabhängig Verbrenner wie E-Auto - aufgrund der Vielzahl verbauter Sensoriksysteme und Rechner im gleichen Maß. Tendenziell Verbrenner aber stärker, da wesentlich mehr Teile, höhere Komplexität und daher früherer Systemausfall. KFZ.Stromkostenreduktion gerne. Am scnellsten mit gut ausgebauten Netzen

      • @elektrozwerg:

        "Unabhaengig davon kann man Lithium-Ionen-Akkus nur ca 1000 bis 1500 mal laden."

        und da 1000 ladevollzyklen (die sind es nämlich) 500.000 km bedeuten und wenn man schonend lädt (was man macht, wenn man daheim den Wagen nach Rückkehr immer an die WG hängt) sind es auch gerne 700.000 oder 800.000 km. Das wären dann auf 15 Nutzungjahre im schlechtesten Fall ca 35.000 km/Jahr.



        Das schaffen die allerwenigsten Verbrenner und wenn dann nur mit unzähligen Reparaturen an AGR, Auspuff, Einspritzdüsen usw



        Pluspunkt für BEV