Drohnenflüge über Atomanlagen: UFOs im Norden
In Brunsbüttel und Stade überfliegen unbekannte Drohnen die Industriegebiete. Dort lagern auch radioaktive Abfälle aus den stillgelegten AKW.
Berichte über nächtliche Drohnenflüge über Industriekomplexen in Stade und Brunsbüttel beunruhigen Anwohner und Umweltschützer. Atomkraftgegner sorgen sich um die dort lagernden radioaktiven Abfälle. „In Niedersachsen sind im Bereich Stade seit Mitte August 2024 gerade in der Nachtzeit verdächtige Feststellungen mit auffälligen Lichtern am Himmel wahrzunehmen, die von Flugobjekten stammen könnten“, sagte die Sprecherin des Landesinnenministeriums, Svenja Mischel, der taz.
Eine Verbindung zu mutmaßlichen Drohnenüberflügen über dem schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sei nicht auszuschließen. Beide Städte liegen etwa 40 Kilometer Luftlinie auseinander.
Um welche Art von Flugobjekten es sich tatsächlich handelt, wird Mischel zufolge noch ermittelt. Relevante Unternehmen in Stade sowie die Polizei seien bereits „entsprechend sensibilisiert“ worden. Untersucht würden mögliche Verstöße gegen das Luftverkehrsgesetz. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ist in der Sache federführend.
„Es gibt auch Kampfdrohnen“
Betroffen von den Überflügen waren in beiden Städten auch die Industrieparks ChemCoast. In Brunsbüttel liegen direkt daneben ein Flüssiggas-Terminal und das stillgelegte Atomkraftwerk, wo in einer Halle – ohne Genehmigung – hoch radioaktive abgebrannte Brennelemente in Castorbehältern lagern.
In Stade ist neben dem abgeschalteten AKW ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll in Betrieb. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg fordert nun rasche Verbesserungen beim Schutz der deutschen Atommüll-Zwischenlager.
Die Sicherung der Anlagen hinke den tatsächlichen Bedrohungsszenarien hinterher, erklärt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Der bisher geplante Bau einer 10 Meter hohen Mauer um die Castorhalle in Gorleben herum, die selbst aber 20 Meter hoch sei und eine Deckenstärke von lediglich 20 Zentimeter habe, könne nicht die Antwort auf neue Bedrohungsszenarien sein.
Für die beiden zentralen Zwischenlager in Gorleben und im westfälischen Ahaus bestünden nicht einmal Überflugverbote, weil es keine AKW-Standorte seien. „Es gibt nicht nur Spionagedrohnen, es gibt auch Kampfdrohnen“, betont Ehmke.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau