Drohende Gasknappheit: Warnungen für Verbraucher
Wirtschaftsminister Habeck und Netzagentur-Chef Müller mahnen Vorbereitungen auf die Heizsaison an. Bei der Einsparung von Gas gibt es erste Erfolge.
Er hatte am 23. Juni die zweite Krisenstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Mitte Juli will Gazprom die Pipeline einer zehntägigen Wartung unterziehen. Wie es danach weitergeht, ist offen. Auch Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller rief zu größeren Anstrengungen beim Energiesparen auf.
Ein gewisser Erfolg ist dabei schon zu verzeichnen: Deutschland hat in den fünf Monaten bis Ende Mai etwa ein Siebtel weniger Erdgas verbraucht als im Vorjahreszeitraum. Laut Energiewirtschaftsverband BDEW liegt das auch nicht nur am milden Frühjahr, durch das wenig geheizt wurde. Rechnet man diesen Temperatureffekt heraus, ging der Gasverbrauch immer noch um 6,4 Prozent zurück.
BDEW-Chefin Kerstin Andreae erklärte, es sei davon auszugehen, dass der Gasverbrauch vor allem wegen der steigenden Gaspreise weiter zurückgehe. „Aber auch die wirtschaftliche Eintrübung, Appelle zum Energiesparen oder persönlich motivierte Einspareffekte spielen eine Rolle.“
Netzagentur-Chef Müller sagte den Funke-Zeitungen vom Samstag, die zwölf Wochen bis zum Beginn der nächsten Heizsaison müssten gut genutzt werden. Er appellierte an alle Haus- und Wohnungsbesitzer:innen, ihre Gasbrennwertkessel und Heizkörper rasch zu überprüfen und effizient einstellen zu lassen.
„Eine Wartung kann den Gasverbrauch um 10 bis 15 Prozent senken“, sagte der Behördenchef. „Das muss jetzt passieren und nicht erst im Herbst.“ Er warnte vor hohen Nachzahlungen. „Viele Verbraucher werden schockiert sein, wenn sie Post von ihrem Energieversorger bekommen“, sagte er. Es sei „eine Verdreifachung drin“.
Gibt es zu wenig Gas für alle, sind die Privathaushalte besonders geschützt – erst wird der Industrie der Hahn zugedreht. Müller sagte, in einer Gasnotlage „können wir nicht jeden Betrieb als systemrelevant einstufen“.
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