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Donald Trumps ZollpolitikEnormes Krisenpotenzial

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Donald Trumps Zölle drohen sich drastisch auf Deutschland auszuwirken. Doch das echte Risiko liegt in einer weiteren globalen Eskalation des Streits.

Die deutsche Autoindustrie wird von Strafzöllen betroffen sein: BMW- und Mercedes-Neuwagen in Bremerhaven auf dem Autoterminal Foto: Ingo Wagner/dpa

U S-Präsident Donald Trump macht Ernst mit seiner bedrohlichen Zollpolitik. Nachdem er die Einfuhrabgaben auf Waren aus Mexiko, Kanada und China er- und angehoben hat, werden bald drastische Zollsteigerungen für die EU und damit auch für Deutschland folgen. Das ist der Beginn dessen, was Öko­no­m:in­nen „Handelskrieg“ nennen. Der Weltwirtschaft drohen harte Zeiten. Für die extrem ex­port­orien­tierte deutsche Volkswirtschaft erscheint das besonders bitter. Aber die wirkliche Gefahr liegt nicht darin, dass deutsche Firmen einen wichtigen Absatzmarkt verlieren.

Für die deutsche Wirtschaft sind die USA der größte, aber bei Weitem nicht der einzige Absatzmarkt. Rund 10 Prozent der Exporte aus der Bundesrepublik gehen in die Vereinigten Staaten, vor allem Autos, Maschinen und chemische Produkte. Dabei handelt es sich meist um Güter sehr hoher Qualität, für die nicht der Preiswettbewerb entscheidend ist. Wer eine deutsche Luxuskarosse kauft, ist im Zweifel bereit, mehr zu zahlen. Deutsche Maschinen haben keinen Weltklasseruf, weil sie so billig sind. Sie sind auch nicht ohne Weiteres ersetzbar, weil viele Firmen extrem spezialisiert sind.

Angesichts der unberechenbaren Kapriolen des US-Präsidenten wäre es für deutsche Firmen allerdings schon aus Gründen der Risikovorbeugung besser, sich andere Absatzmärkte zu suchen. Trumps Zollattacken können gar nicht ernst genug genommen werden, denn sie zielen auf die brachiale Veränderung der Weltwirtschaft. Die mögliche Eskalation der Zölle auf allen Seiten birgt ein enormes Krisenpotenzial, weil die Preise drastisch steigen werden und der wirtschaftliche Austausch viel schwieriger wird.

Viele Staaten werden versucht sein, nicht nur mit höheren Abgaben auf US-Waren zu reagieren, sondern auch auf Produkte aus anderen Ländern. Sie werden sich vor einer Überschwemmung mit Gütern fürchten, die nicht mehr in die Vereinigten Staaten geliefert werden. Dabei wäre die richtige Antwort auf Trump, dass die übrige Staatengemeinschaft neue Handelsallianzen ohne die USA bilden, die fairen Regeln folgen.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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10 Kommentare

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  • Die EU sollte sich in der Tat wegorientieren von den USA, und stattdessen andere Handelspartner suchen. Eine langfristige, gerechte Beziehung mit afrikanischen Staaten z.b. wäre durchaus in Europas Interesse. Aber auch mit asiatischen Staaten gibt es viel Potenzial.



    Genauso wie Russland, sind die USA ein sterbendes Imperium. Sogar unter einer gemäßigteren Präsidentschaft wäre der Niedergang von statten gegangen. Nur etwas langsamer. Die Folgen eines neoliberalen Kapitalismus sind halt wie sie sind.

  • Ehrlichkeit danach ist jetzt, die Schuldenbremse abzuschaffen, da Flexibilität in zu vielen Bereichen jetzt zwingend notwendig ist.



    Ich hoffe mal, die Grüne Partei fordert das jetzt ein, die Linke macht da ja mit. Die CDu,CSU macht sich dann ehrlich und blockiert hoffentlich nicht mehr das Notwendigem

  • Ich bezweifle das Trumps Zölle langfristig bleiben. Trump versucht nur gerade durch maximalen Ellbogeneinsatz Vorteile auf dem internationalen Parkett den betroffenen Staaten abzupressen - sei es die Hoheit über den Panamakanal, über Bodenschätze in Grönland oder der Ukraine oder eben das Europa massiv aufrüstet...



    Das alles ist alles andere als die feine Art, aber letztlich doch durchschaubar. Trump zieht (erwartungsgemäß) sein America-First-Versprechen knallhart durch.

  • Machen wir es doch wie die Chinesen: Einfuhrzölle auf Luxus- und Fertigprodukte. Da wären Whisky, Autos, Motorräder, Fertignahrungsmittel u.s.w. Nichts davon brauchen wir wirklich. Es geht darum, den Exporteuren zu schaden, aber im Importland keinen wesentlichen Mangel (Preissteigerung=Inflation) zu erzeugen.

    • @Jörg Schubert:

      Wie wäre es, ganz banal mit der Besteuerung von facebook, google, Apple etc. in Europa zu beginnen.... ?



      Da werden massive Steuern vermieden und Trump wäre echt angefasst.

      • @nutzer:

        Cory Doctorow hatte in seinem "pluralistic" - Blog auch eine gute Idee zu dem Thema:

        Art. 6 der European Copyright Direktive in die Tonne hauen, dieses Ding hier:



        eur-lex.europa.eu/...&qid=1741161428451

        Das träfe dann wohl vor allem die Leute, die den Horrorclown ins Amt gebracht haben.

      • @nutzer:

        Gewinnbesteuerung? DAS wäre allerdings mal sinnvoll. Ggf. nicht ganz einfach umzusetzen.

        • @Dr. Idiotas:

          Bei MIR gab es schon immer Gewinnbesteuerung. Aber meine Gewinne waren für die Besteuerer auch sehr überschaubar, und die Fachleute zur Steuervermeidung sowie Steuerflucht konnte ich mir nicht leisten.

          • @Erfahrungssammler:

            Die freundlichen Kontrolleure der TAZ hatten meinen ersten Kommentar leider nicht durchgelassen, daher steht der zweite etwas vereinsamt da.^^

            Gewinnbesteuerung ist ja durchaus üblich, aber gerade die Digitalkonzerne der USA haben es in Europa leicht die Steuern zu umgehen. Trump wird das auch nicht gern ändern. Von daher braucht es schon einen Handelskrieg um das bei uns durchzusetzen. Und wenn wir ehrlich sind, kennt auch ein Handelskrieg - so wie jeder andere Krieg - sehr viele Verlierer und herzlich wenig echte Gewinner.

    • @Jörg Schubert:

      Die Schotten machen ohnehin den besseren Whisky. Um Längen!