Donald Trumps Zolldrohungen: Besser auflaufen lassen
Bitte keine Deals mit Trump bei Zöllen: Wer sich darauf einlässt, verhindert nicht etwas Schlimmeres, sondern beschleunigt es.
E s geht los: US-Präsident Donald Trump bläst mit seiner Ankündigung, Zölle auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren in die Vereinigten Staaten zu erheben, zur Attacke auf die geltende Welthandelsordnung. Trump sprengt nach wenigen Wochen im Amt bestehende Regeln und Grundsätze. In Aussicht gestellte Abgaben auf Stahl und Aluminium sind erst der Anfang.
Der US-Markt ist für die deutschen Stahlhersteller äußerst wichtig: Sie würden nicht nur direkt unter den Trump-Zöllen leiden, sondern auch indirekt. Denn der Konkurrenzdruck würde heftiger werden. Stahl etwa aus Asien, der nicht mehr in die USA geht, drängt dann auf andere Märkte wie den europäischen. Für die deutschen Stahlhersteller ist das schlecht – zumal ihre Branche vor dem klimagerechten Umbau steht. Der wird jetzt nicht einfacher.
Nach dem Muster von Stahlzöllen könnte die Industrie auch in anderen Bereichen von zwei Seiten unter Druck geraten. Trumps Zollattacken treffen die deutsche Wirtschaft zur Unzeit: Die Industrie leidet unter fehlenden Investitionen – die in unsicheren Zeiten noch weiter aufgeschoben werden. Das Bruttoinlandsprodukt ist in den vergangenen beiden Jahren gesunken; Zölle treiben es noch weiter nach unten. Ja, das ist nicht gut. Aber trotzdem darf eines nicht passieren: Dass europäische Handelspolitiker:innen willfährig Trumps Wünschen nachgeben, weil sie glauben, so Schlimmeres zu verhindern.
Ein aus Trumps Sicht guter Deal könnte die Lieferung von Öl und Flüssiggas nach Europa sein – als Gegenleistung für den Verzicht auf Zölle. Wer sich darauf einlässt und den Ausbau der erneuerbaren Energien oder den klimagerechten Umbau der Industrie hierzulande vernachlässigt, der oder die verhindert nicht etwas Schlimmeres, sondern beschleunigt es. Auch Gegen-Zölle auf US-Waren zu verhängen ist keine gute Idee, denn das treibt nur die Inflation. Besser wäre es, Trump auflaufen zu lassen und systematisch nach neuen Handelspartnern zu suchen. Wer eskalieren will, braucht schließlich einen Gegenpart, der mitmacht.
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