piwik no script img

Diskussion um SchulöffnungenAuf oder ein bisschen zu?

Lehrerverband mahnt zu mehr Vorsicht und Homeschooling. In Neukölln sieht man das kritisch, man „verliere“ die Kinder.

Eine Maskenpflicht im Unterricht gibt es in Berlin derzeit nur für die Oberstufe und im Lehrerzimmer Foto: picture alliance/Uli Deck/dpa

BERLIN taz | In der Diskussion um Schulöffnungen während der Corona-Pandemie verhärten sich die Fronten: Der Deutsche Lehrerverband warnte am Donnerstag erneut vor einem „von manchen Politikern erweckten Eindruck, dass Schulen im Infektionsgeschehen keine oder nur eine geringe Rolle spielten.“ Explizit mit Blick auf das Infektionsgeschehen in Berlin hieß es, die dortige Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen weise „aktuell die höchsten Ansteckungsraten überhaupt“ auf. Laut Fallstatistik der Senatsverwaltung für Gesundheit hat diese Altersgruppe mit einem Wert von 304,4 tatsächlich derzeit die höchste 7-Tage-Inzidenz, das Berliner Mittel lag am Mittwoch bei 187,3.

Zugleich zeigt die aktuelle Fallzahlstatistik der Senatsbildungsverwaltung aber auch: 365 Lerngruppen und damit etwa 10.000 SchülerInnen, ein Anteil von lediglich rund drei Prozent, sind derzeit in Quarantäne, wie ein Sprecher von Senatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag „statistisch nicht 100-prozentig“ nachzuvollziehen vermochte, aber auch nicht dementierte.

Die Zahl der tatsächlich positiv getesteten Fälle unter SchülerInnen lag vergangene Woche mit 0,2 Prozent noch weitaus darunter. Die aktuellen Zahlen werden immer freitags gemeldet. Eine Antwort der Gesundheitsverwaltung auf eine CDU-Anfrage zeigt zudem, dass von den aktuell rund 30 Prozent noch nachvollziehbaren Fällen weniger als 3 Prozent zum Ansteckungsort Schule verweisen.

Die Neuköllner Schulstadträtin Karin Korte (SPD) sagte der taz, sie sehe ein Zurück zum teilweisen Homeschooling, wie es auch die Lehrergewerkschaft GEW fordert, deshalb kritisch: „Die Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht und dem Gesundheitsamt läuft, und zudem sagen uns gerade die Grundschulen im Bezirk: Lasst bitte die Schulen auf, sonst verlieren wir zu viele Kinder, die wir zu Hause nicht erreichen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!