Die Wochenvorschau für Berlin: Greta, Jesus und die Klimakatastrophe
Die Karwoche steht an. Passend dazu starten die Klimaschützer von Extinction Rebellion ihre Aktionen. Ein Bischof vergleicht Greta Thunberg mit Jesus.
Greta Thunberg musste als Projektionsfläche schon für vieles herhalten, jetzt vergleicht ausgerechnet ein hochrangiger Katholik die schwedische Klimaaktivistin mit Jesus. „Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem“, sagte Berlins Erzbischof Heiner Koch am Samstag im RBB-Radio. „Auch das war für viele eine Art Triumphzug für einen Volkshelden, der bei den Menschen große Erwartungen ausgelöst hatte und auf den sich viele Hoffnungen auf Besserung richteten“, so der Bischof mit Blick auf die kommende Karwoche.
Zur Erinnerung: Die Karwoche ist die letzte Woche der Fastenzeit. Sie hat gestern mit dem Palmsonntag begonnen, an dem Jesus in Jerusalem angekommen und von einer jubelnden Menge empfangen worden sein soll. Ein paar Tage später folgten dann wohl das Abendmahl am Gründonnerstag und die Kreuzigung am Karfreitag.
Zumindest nach dem christlichen Kalender steht also eine Trauerwoche an. Da passt es ganz gut, dass die KlimaaktivistInnen von Extinction Rebellion an diesem Montag mit ihrer Aktionswoche starten. Die Bewegung stammt nicht wie Thunberg aus Schweden, sondern aus England. Mit drastischen Inszenierungen im öffentlichen Raum – die AktivistInnen legen sich wie tot auf die Straße oder verschütten große Mengen Kunstblut – wollen sie auf das Ablaufen der Zeit für Klimaschutz aufmerksam machen. Nichtstun hat tödliche Folgen, so die Botschaft. Um fünf Minuten nach zwölf Uhr wollen die Rebellen den PolitikerInnen am Reichstag ihr Anliegen erklären. Anschließend sollen mehrere Spreebrücken blockiert werden.
Als hätten sie sich abgesprochen, starten an diesem Montag auch die Umweltverbände in Brandenburg ihre Unterschriftensammlung zur Volksinitiative für mehr Artenvielfalt. Nichtstun hat auch für Bienen, Käfer und anderes Getier tödliche Folgen, sagen die UnterstützerInnen. Sie wollen den Einsatz von Pestiziden verringern und eine umweltverträgliche Landwirtschaft stärker fördern.
Bischof rudert zurück
Übrigens finden auch in dieser Woche wieder Freitagsdemos in Deutschland statt, trotz der Feiertage. Berlin steht noch nicht auf der Liste der Streikorte, aber das kann noch kommen. Womit wir wieder bei Erzbischof Koch sind. Der ruderte sofort zurück. „Es geht mir nicht darum, die jugendliche Klimaschützerin Greta zu einem weiblichen Messias zu machen, indem ich sie mit Jesus von Nazareth vergleiche“, betonte Koch. Der Palmsonntag sei eben nur ein guter Anlass, „über unsere heutigen Propheten und Vorbilder und ihre Botschaften nachzudenken“.
Aha, Greta wird bejubelt wie Jesus, aber ein Vergleich ist das nicht. Sei’s drum: Immerhin zeigen die Äußerungen, dass der Bischof ihr Anliegen anerkennt. Der Messias selbst hatte schließlich von der heraufziehenden Klimakatastrophe keinen Schimmer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren