piwik no script img

Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Doch kein Putsch in der Union, US-Präsident Donald Trump gibt Zuckerbrot ohne Peitsche und Horst Seehofer fantasiert wilde Zahlen.

Herr Küppersbuschs Vorname kann sich von den Strapazen erholen: Es ist ein AKK! Foto: ap

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergange-nen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Autoputsch in der Union blieb aus.

Und was wird besser in dieser?

Mein Vorname kann sich von den Strapazen erholen.

AKK ist neue CDU-Vorsitzende. Hier ist Ihr Platz, um persönlich zu gratulieren:

Jürgen Habermas’ genialische Antwort auf die Frage, was „’68“ Positives gebracht habe: Rita Süssmuth. Auf welche Frage sind jetzt eigentlich Sie die Antwort?

Wie fanden Sie denn eigentlich den CDU-Parteitag? Haben Sie auch den ganzen Tag vor Phoenix gesessen?

NTV. Im Ergebnis Vereinigungsparteitag von Merkelisten und der 80er-Show. Das Wahlergebnis, knapp 50/50, bedeutet Frieden bis zur Europawahl. Merz implodierte mit einer schwachen Rede und bezog nach der Niederlage keine Lauerposition, Black Rock wartet, das gibt AKK Luft. Die CDU ist vorerst zwei Parteien zum Preis von einer. AKK hat die Chance, mehr zu werden als die Pausentaste im Zerreißprozess. – Bei allem Jubel um die Demokratisierung der Union – über Programm und Inhalte kam wenig durch, Medien und Parteitagsregie haben da ein ziemlich amerikanisiertes Bild geliefert.

In Kanada wurde auf Veranlassung der USA Meng Wan­zhou, die Finanzchefin des chinesischen Mobilfunk-Konzerns Huawei, festgenommen. Warum durften die Dieselbetrüger von Volkswagen und Daimler, Herbert Diess und Dieter Zetsche, am Dienstag das Weiße Haus als freie Männer verlassen?

Die verhaftete Tochter des Huawei-Gründers kann keinen Deal anbieten, gute Teile der Produktion in die USA zu verlagern. BMW versprach, größter Auto-Exporteur der USA zu bleiben; VW kuschelte mit Ford und Microsoft, und insgesamt kann man den deutschen Managern keinen überzogenen Nationalismus vorwerfen. Auch tunnelten sie alle Bestrebungen der EU, den Handelsstreit politisch zu lösen. Im Hintergrund wabern noch internationale Haftbefehle gegen sechs VW-Manager herum, einer sitzt für sieben Jahre in US-Haft. Die Trump-Administration hat das Konzept „Zuckerbrot und Peitsche“ weiterentwickelt, das Zuckerbrot fällt jetzt weg.

CSU-Horst Seehofer hatte vor dem Familiennachzug von Flüchtlingen mit eingeschränktem Schutzstatus gewarnt: Bis zu 300.000 Angehörige würden nach Deutschland kommen wollen! Nun gibt es Zahlen: In drei Monaten wurden 786 Visa für den Familiennachzug erteilt. Insgesamt wurden 3.480 bearbeitete Anträge von den deutschen Auslandsvertretungen an die Ausländerbehörden übergeben. Hat da etwa ein Innenminister bewusst Panik geschürt? Das kann doch gar nicht sein …

Gut, dass die Linken-Abgeordnete Jelpke nachgefragt hat. Seehofer hatte damals schlicht fantasiert, die 300.000 in Deutschland lebenden subsidiär Geschützten würden je ein Familienmitglied nachholen wollen. Immerhin kann man sagen, dass Seehofer die Migration sehr schätzt. Die Paranoia-Fraktion von der AfD eskalierte auf „millionenfachen Nachzug“ und der Rest ist Bayernwahl-vergeigt und AfD-gestärkt. Die Groko deckelte damals den Familiennachzug auf 1.000 Menschen pro Monat, nun offenbart sich: Selbst diese minimale menschliche Geste wurde nicht ausgeschöpft bisher. Auch weil die Behörden zu langsam arbeiten. Sie unterstehen dem Innenminister.

Apropos Seehofer. Mittlerweile haben sich ja fast alle Cola-Produzenten gegen rechts positioniert. Ist 2018 das Jahr, in dem Brausehersteller mehr gegen rechte Populisten getan haben als der Innenminister?

Brausköppe, hergehört: Während des Vogelschisses erfanden deutsche Brauer ersatzhalber „Fanta“, weil die Rohstoffe für Cola nicht mehr zu haben waren. Zudem galt der Coke-Konzern jüdischer Aufsichtsräte wegen als missliebig. Fanta wurde auf „Molkebasis“ gepanscht; die wässrige, gelb-grünliche Restflüssigkeit aus der Käseherstellung. Lecker! Solang die AfD sich dran stört, dass Pepsi und Coca Distanz zu ihr suchen, ist die Euterplörre die vaterländische Alternative für Deutschland. Originalrezeptur, Prösterchen.

Beate Zschäpe wird womöglich bald in die JVA Chemnitz verlegt. Fällt Ihnen irgendwas ein, was dagegen sprechen könnte?

Nachdem ein Rechtsterrorist der „Freien Kameradschaft Dresden“ aus der Haft munter netzwerken durfte, warnen Linke und Grüne vor Ort vor einem Wallfahrtsknast. Es fordert großzügige Menschlichkeit, wenn der Staat ausgerechnet an Zschä­pe die Fehler der RAF-Hochsicherheitstrakte vermeiden will.

Und was machen die Borussen?

Da Alcacer grundsätzlich nur Tore macht, wenn er spät eingewechselt wird, überlegt Trainer Favre, ihn von Beginn an spielen zu lassen, in der 60. Minute aus- und in der 62. wieder einzuwechseln. Mal probieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 7G
    70704 (Profil gelöscht)

    Im letzten Absatz sind vermutlich "Tore" gemeint und nicht "Tote"...

    • @70704 (Profil gelöscht):

      Nicht zwingend. Alcácer soll schließlich einer dieser „Stürmer mit Killerinstinkt“ sein (;-))