Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die SPD besetzt ihren Frontmann neu, die AfD bleibt ihrem Bernd treu – und Emma ist keine Feministin, sondern das BVB-Vereinsmaskottchen.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Sigmar Gabriel hat viele Journalisten empört, indem er seinen Zeitplan um drei Tage variierte.
Und was wird besser in dieser?
Sigi feixt.
Eine Woche Donald Trump als Präsident. Wo fängt man da an, bestürzt zu sein?
Alle Täter von 9/11 dürften auch nach Trumps Bannfluch einreisen, ihre Herkunftsländer stehen nicht auf der Liste. Andere Terroranschläge in den USA wurden von Einwohnern verübt. Wenn das IS-Missionswerk noch ein paar Argumente braucht, wer der böseste von allen ist: Amerika liefert. Kanzlerin Merkel ließ ausrichten, man werde „die Interessen deutscher Doppelstaatsbürger […] gegenüber unseren amerikanischen Partnern vertreten“. Es wird jetzt schwer für die AfD, zu erzählen, wir seien das Produkt von US-Reeducation.
Martin Schulz geht für die SPD als Kanzlerkandidat ins Rennen. Ein schlauer Schritt?
Die Union hat eine Kanzlerkandidatin, an der sie zweifelt. Die SPD hat mit drei fast guten Kandidaten die Schlüsselpositionen Bundespräsident, Außenminister und Libero ohne Kabinettszwang besetzt. Zwei Mikado-Jobs: Als BuPrä oder Chefdiplomat reüssierten schon drolligere Figuren durch konsequentes Stillhalten. Und als Frontmann der, der Wahlkampf kann. Wir werden Würselen. Oder die Weiterentwicklung von Schröders „Danke, Helmut – es reicht“ zu „Danke, Frau Merkel – jetzt ist Schulz.“ Wer Europapolitik in verständliche Dreiwortsätze bekommt, lässt sich nicht zum Auswärtsspiel in Merkels Valiumrhetorik verleiten. Sonst: aua!
Jetzt kommt es darauf an, mit einer klaren Machtalternative anzutreten. Die „Steine“, -meier und –brück, wurden für Agenda und auch das ungenaue GroKo-Angebot abgestraft. Wer GroKo will, wählt Merkel. Die Grünen können die Wahl entscheiden, wenn sie den gleichen Fehler machen. Die Wagenknecht-Lafontaine-Sekte kann ihrer Lust an der Zerstörung und Rechthaberei erliegen. Schulz kann sagen: Rot-Rot-Grün.
Sigmar Gabriel ist neuer Außenminister – jedenfalls bis zur Bundestagswahl im September. Müssen wir uns auf Monate voller diplomatischer Krisen gefasst machen?
Wohlmeinende Sigiletten deuteten seinen Kurs so: Er musste Merkels Vize sein und Merkels stärkster Gegner; Minister der Wirtschaft und als SPD-Chef Gewerkschaftsfreund; die reaktionären Schmidt-Wähler halten und den abwesenden linken Flügel eurythmisch vortanzen. Jetzt ist er dies Muttitasking los, und die gute Nachricht ist: Nun können wir Gabriel pur erleben. Was womöglich die schlechte Nachricht ist, okay. Melancholisch mutet an: Er hat 2013 im tiefsten Koalitionsverhandlungssumpf mit der Union die Tür aufgetreten für Koalitionen mit der Linken. Er hat Merkel mit der Bundespräsidentschaft Steinmeiers den Ball durch die Hosenträger gespielt. Er hat mit Schulz den gefährlichsten Wahlkämpfer richtig platziert. Fazit: Der SPD-Chef hat einmal alles gut gemacht. Weg isser.
Mexikos Präsident Peña Nieto hat seinen Besuch bei Trump abgesagt. Vorbildlich?
Man hat Cocktails schon weniger würdige Namen gegeben.
Die AfD hat sich entschlossen, Björn Höcke trotz seiner Aussagen in Dresden zur „erinnerungspolitischen Wende“ nicht rauszuwerfen. Damit ist nun immerhin der letzte bürgerliche Putz von der Partei abgeblättert – oder?
Ok, das Auto wurde in Frankreich erfunden, Beethoven war Chinese, und die AfD hat 1936 die Olympiade nach Deutschland geholt. Patriotismus ist das Gegenteil von „Austritt aus der eigenen Geschichte“, und wir haben keine Auswahl. Psychologisch betrachtet führt die Verdrängung von Schuldgefühlen zu Depression und seelischer Erkrankung. Höcke ist da gut unterwegs.
Zur Bewältigung der sogenannten Flüchtlingskrise hat die Bundesregierung 2016 rund 21,7 Milliarden Euro ausgegeben. Ist das zu wenig, zu viel oder gerade angemessen?
Legt man die gesunkenen Arbeitslosenzahlen und die Rekordüberschüsse der öffentlichen Haushalte daneben, war es das erfolgreichste Konjunkturprogramm dieser Bundesregierung. Das missachtet die menschliche Not der Flüchtlinge, müsste also auch für FDP-Wähler sehr sexy sein.
Emma ist 40 geworden – ihr Geburtstagsgruß?
Emma ist das Vereinsmaskottchen des BVB und als solches zwölf Jahre alt. Benannt nach dem unvergessenen Tortitanen Lothar Emmerich. Ich kann aber gleich unter der BVB-Frage etwas über eine selbstherrliche feministische Illustrierte schreiben.
Und was machen die Borussen?
Ach nee, doch nicht.
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