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heute in hamburg„Die Sprache ist das, was wir aus ihr machen“

Online-Lesung Kübra Gümüşay: „Sprache und Sein“ im Rahmen des Projekts „#dubisthier – Mit Zivilcourage gegen Hass im Netz“: 19.30 Uhr per Zoom, kostenlos, Anmeldung per Mail an dubisthier@buecherhallen.de

Interview Isabella Boor

taz: Frau Gümüşay, denken Sie, ihr Buch „Sprache und Sein“ hat im vergangenen Jahr schon etwas bewirkt?

Kübra Gümüşay: Aufgrund der zahlreichen Rückmeldungen kann ich sagen, dass das Buch bei den Leser*innen ein Bewusstsein von der Macht der Sprache geschaffen hat. Das hilft, Ungerechtigkeiten in unserer Sprache zu erkennen. Viele bemühen sich jetzt um eine gerechtere Sprache, die die Menschen, die diese Sprache benutzen, umfassen kann.

Was kann da ein Buch bewirken?

Ich glaube ein Buch ist wirkungsvoll, wenn es Menschen erreicht, wenn es schafft, sie abzuholen, ihnen die Tür zu öffnen zu einem neuen unbekannten Thema und sie mitnehmen kann auf eine Reise. Sonst bleibt es, obwohl es geöffnet ist, ein geschlossenes Buch.

Welcher Wunsch steht hinter Ihrem Buch?

Es sind mehrere Wünsche, die an einen großen geknüpft sind. Und zwar, dass das Bemühen um Gerechtigkeit ein Auftrag an alle ist. Dafür ist es wichtig, die Strukturen der Sprache zu sehen, zu entdecken, wie sie uns formen und prägen – und dann auch das Negative daran zu sehen: Wie sie unterdrücken, ausschließen oder gar Gewalt ausüben kann. Zum Schluss geht es dann darum, die Ärmel hochzukrempeln, um an diesen Strukturen zu arbeiten, sodass wir in einer gerechteren Welt leben können.

Geschieht Diskriminierung über Sprache?

Nicht nur, aber auch. In der Sprache und ihrer Struktur können sich Missstände manifestieren und Unterdrückung verstetigen. Oft gar nicht, weil Menschen beim Sprechen dezidiert die Absicht hätten zu diskriminieren, sondern aus Gewohnheit. Deshalb lohnt sich ein kritischer Blick auf die Struktur der Sprache jenseits der einzelnen Sprechenden.

Foto: Claudius Pflug/ZDF/dpa

32, ist feministische und antirassistische Aktivistin. Ihr Karriere als Autorin begann sie bei der taz.

Steckt in Ihrem Buch auch der Appell an Einwander*Innen, sich die Sprache der Mehrheitsgesellschaft anzueignen?

Eigentlich ein Appell an alle. Sprache ist ständig im Wandel. Sie ist das, was wir aus ihr machen. Das Buch ist ein Appell an alle Menschen, die sich eine gerechtere Zukunft wünschen, an den Strukturen zu arbeiten, die uns umgeben. Und wie der afroamerikanische Schriftsteller James Baldwin über die englische Sprache schrieb: „Vielleicht war die Sprache nicht meine, weil ich nie versucht hatte, sie zu benutzen, sondern nur gelernt hatte, sie zu imitieren. Wenn dem so war, dann wäre sie vielleicht formbar genug, um die Last meiner Erfahrung zu tragen […].“ Ich denke, er hat Recht.

Warum werden Sie dafür kritisiert, dass sie Kopftuch tragen, wenn Sie Feministin sind?

Wir nehmen verschiedene Bevölkerungsgruppen durch sehr enge Kategorien wahr, mit klaren Definitionen. Wenn Menschen denen nicht zuzuweisen sind und sie durch ihre Existenz sprengen, führt das zu Irritation, weil so Weltbilder ins Wanken geraten.

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