Die Schultore öffnen sich: Eine falsche Sicherheit
Ab Montag kommen weitere Klassen zurück in die Schulen. Die Öffnung ist richtig, aber klar ist auch: Die Hygieneregeln werden kaum einzuhalten sein.
D ie Schulleitungen waren Ende der Woche ziemlich geplättet, als klar war: Jetzt kommen ab dem heutigen Montag nicht nur die fünften Klassen tageweise zurück in ihre Klassenräume, sondern obendrein auch die ErstklässlerInnen und an den Gymnasien und Sekundarschulen die siebten Klassen. Plus diejenigen „mit besonderem Unterstützungsbedarf“, wie es bei der Bildungsverwaltung heißt, und zwar egal, welcher Jahrgangsstufe sie angehören. Das alles, versteht sich, bei Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.
Zeit, das alles zu organisieren, hatten die Schulleitungen quasi keine: Am späten Mittwochabend kam das Schreiben der Bildungsverwaltung in den Sekretariaten an, nach der Schalte der LänderchefInnen mit der Bundeskanzlerin. Blieb mit dem Donnerstag noch ein regulärer Arbeitstag – der Freitag war ja Feiertag –, um irgendwie einen Plan zu fassen, wie der Montag coronakorrekt ablaufen könnte.
Unmöglich, hieß es seitens mancher Schulleitung, die sich in Elternbriefen am Wochenende schon mal dafür entschuldigten, dass Transparenz, auch gegenüber den Eltern, bei den Planungen anders aussähe, aber die Zeitvorgaben seien eben knackig.
Schrittweise Öffnung ist richtig
Nun ist es richtig, die Schulen schrittweise zu öffnen. Nicht damit die ErstklässlerInnen noch einen Buchstaben mehr lernen bis zu den Sommerferien oder damit die fünften Klassen noch zweimal Mathe als Präsenzerlebnis haben. Sondern weil Schule vor allem auch eine soziale Institution ist, ein Stück Normalität, das auch Kinder inzwischen dringend wieder brauchen, und ein Rettungsanker für die „mit besonderem Unterstützungsbedarf“.
Das Problem ist: Die Hygieneregeln werden bei einer weiteren Schulöffnung kaum einzuhalten sein. Die Bildungsverwaltung gibt den Druck gerade massiv an die Schulleitungen weiter: Die müssen das zunehmend Unmögliche organisieren – schnelle Schulöffnung und strenge Hygieneregeln – und gleichzeitig den Eltern und SchülerInnen irgendwie ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Ehrlicher wäre es, zu sagen: Die Schulöffnung ist richtig, aber sie wird ein Risiko. Wie in vielen anderen Bereichen, siehe Gastronomie, ja auch. Die Hygieneregeln der Bildungsverwaltung sind eine falsche Sicherheit.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Treffen in Riad
Russland und USA beschnuppern sich vorsichtig