Die NPD gewinnt in Ländern: Rechte werden vor Ort stärker
Die Europawahl war für die Rechtsextremen in Deutschland ein Flopp. Bei den Kommunalwahlen, konnte die NPD dort zulegen, wo sie schon vertreten war.
HAMBURG taz | Noch kurz vor dem Wahlsonntag gab sich Udo Voigt zuversichtlich: "Zur Kommunalwahl NPD, zur Europawahl DVU wählen", tönte der Chef der rechtsextremen NPD. Doch der Deal der Neonazis ging schief. Während die NPD bei den Kommunalwahlen in einigen Ländern ihre Verankerung vor Ort ausbauen konnte, schaffte die DVU bei der Europawahl in Deutschland gerade mal 0,4 Prozent - umgerechnet sind das 111.227 Stimmen.
In Internetforen der rechten Szene wird bereits kräftig auf die DVU geschimpft. Sie hatte Plakate ins Netz gestellt, etwa mit der Aufschrift: "Islamisierung? Nein Danke! DVU Die Neue Rechte". Doch in den Städten waren die Plakate kaum wahrzunehmen. NPD-Chef Voigt hatte intern auch über den Wahlkampf der DVU geklagt. Der DVU-Bundeschef Matthias Faust ließe Chancen ungenutzt, so sein Vorwurf.
Die NPD-Führung dürfte gedacht haben, dass die finanzkräftigere DVU einen weitaus massiveren Wahlkampf führen würde. Faust selbst räumt ein: "Die Aufgabe, einen bundesweiten Wahlkampf zu bestreiten, war auf jeden Fall nicht einfach." Selbst in Brandenburg, wo die DVU im Landtag sitzt, erreichte die Partei gerade mal 1,7 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Weniger Wähler machten ihr Kreuz bei den Rechten als in NRW - rund 10.600 zu 15.377 Stimmen.
In Sachsen allerdings wurde Voigts Wahlaufruf erhört. Dort erzielte die DVU mit 18.377 Stimmen ihr bestes Ergebnis. Hier hat die NPD zudem eine Verdreifachung ihrer Mandate erreicht. 72 Abgeordnete stellt sie nun, sitzt in allen Landkreisen und allen großen Stadträten.
In Mecklenburg-Vorpommern blieb der befürchtete große Durchbruch der NPD aus, sagte Cornelia Neumann vom Mobilen Beratungsteam für demokratische Kultur am Montag. Landesweit erreichte sie 3,2 Prozent, konnte aber ihre Mandate von 10 auf 26 erhöhen. In 9 von 12 Kommunalvertretungen zieht sie ein. "Dort wo die Partei vor Ort regionale Themen aufgreift, sich im alltäglichen Leben einbringt, gelingen die Erfolge", sagte Neumann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!