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Die Linke in NiedersachsenDas System Diether Dehm

Diether Dehm ist Schlagersänger, Romanautor, Millionär und Politiker der Linkspartei. Seinen Landesverband Niedersachsen hat er fest im Griff.

Diether Dehm im Bundestag, 2016 Foto: dpa

Berlin/Hannover taz | Aha. Didi Hallervorden hat also Geburtstag. Zu Beginn der Zugfahrt nach Hannover platziert Diether Dehm seinen Rollkoffer im hinteren Teil des Speisewagens, setzt sich an einen Restauranttisch und zieht das Telefon aus der Tasche. Ob er vor dem Interview noch kurz einen alten Freund anrufen könne, um zum Geburtstag zu gratulieren?

Na klar. Ist ja kein Geheimnis, dass Dehm mit dem Kabarettisten vertrauten Umgang pflegt, genauso wie mit Peter Gauweiler (CSU), Christian Wulff (CDU), Sahra Wagenknecht (Linke), Konstantin Wecker (Liedermacher), Christian Klar (Webmaster), Sabine Kebir (Autorin), Peter Sodann (Schauspieler), Wolf Biermann – ach nee, Biermann nicht mehr, so ein „Kriegstreiber und Staatsdichter“.

Alles Namen, die während der eineinhalbstündigen Zugfahrt fallen. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass Diether Dehm, Politiker, Schlagersänger, Romanautor, Millionär, Tabubrecher, einer der bestvernetzten Strippenzieher in der Linkspartei ist.

Seinen niedersächsischen Landesverband hat er jedenfalls seit 15 Jahren im Griff. Nächstes Wochenende wird der Hannoveraner Landtag neu gewählt, die Linkspartei hofft nach vierjähriger Abstinenz auf den Wiedereinzug. Die Spitzenkandidaten der Linken heißen Adler, Stoeck, Weißer-Roelle, Behrens – Personen, die man jenseits des Harzes nicht kennt. Anders als Diether Dehm, den heimlichen Hannoveraner Häuptling der Linkspartei: „Keiner kann an ihm vorbei“, sagt Gunda Pollok-Jabbi.

Finanziell unabhängig

Sie ist ehemalige Ratsfrau der Linken in Hannover und im September aus der Partei ausgetreten. Per Pressemitteilung schob sie nach, im Landesverband herrschten unerträgliche Zustände. Es gehe nur darum, dem Bundestagsabgeordneten Dehm die Macht zu sichern. Vom „System Diether Dehm“ spricht sie. Ein System, das auf Belohnung und Bedrohung basiert, wenn man denen glauben mag, die mit Dehm noch ein Hühnchen zu rupfen haben. „Wer nicht in den Kram passt, wird angefeindet“, sagt Pollok-Jabbi.

Alles frei erfunden von einer, die nicht mehr für den Stadtrat aufgestellt wurde, wie der Kreisvorsitzende Johannes Drücker klarstellt. Oder ist doch was dran? Nachfragen führen oft zu Leuten, die wie Pollok-Jabbi ausgetreten sind und nichts mehr zu verlieren haben. Aktive Mitglieder halten sich mit Kritik an Diether Dehm zurück. Er wolle noch was werden in der Landespartei, sagt einer.

Seine Kritiker verortet Diether Dehm vor allem beim rosa-grünlichen Teil von Partei und Medien. Sie verachteten die „alten weißen Männer“

Dehm stieß 2001 zur niedersächsischen PDS. Göttinger Genossen hatten den Ex-SPDler als Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl vorgeschlagen. Dehm reiste durchs Land, zeigte Präsenz wie kein anderer PDS-Kandidat zuvor. Er war finanziell unabhängig, hatte für Wahlveranstaltungen immer eine Truppe von Künstlern im Schlepptau und konnte mit jedem: „Er gibt dem kleinsten Ortsvereinsvorsitzenden das Gefühl, dass dieser der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt ist“, meint Juan Sanchez Brakebusch, damals im Landesvorstand aktiv.

Dehm, der Umarmer, so lernten ihn die Genossen kennen. Die PDS verpasste 2002 zwar den Einzug in den Bundestag und Dehm blieb ohne Mandat. Doch in Niedersachsen hatte er sich wie weiches Wasser in den Stein gegraben. „Nach und nach hat er alle alten Strukturen und Personen verdrängt, darunter mich“, sagt Brakebusch.

Strömungsübergreifende gemeinsame Linie

Dehm versah den bisher glanzlosen Landesverband mit Glamour. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass 2008 der Einzug in den Landtag gelang. Er schwor die diversen Grüppchen auf eine strömungsübergreifende gemeinsame Linie ein. So lautet die eine Version der Erzählung. Andere berichten, dass Dehm gern Gefälligkeiten verteile – hier die Aussicht auf einen Bürojob, da eine Materialspende, auch mal etwas Geld. Viele Mitglieder der niedersächsischen Linken lebten in prekären Verhältnissen, da seien 100 Euro willkommen, meint ein ehemaliges Parteimitglied, das Dehms Aufstieg mitverfolgte und aus beruflichen Gründen anonym bleiben will.

Belege für Geldzuwendungen an Parteimitglieder gibt es nicht. „Diether habe ich eher als geizig wahrgenommen, er hat selten mal ’ne Runde spendiert, wenn wir alle zusammensaßen“, meint Brakebusch. Ein Mäzen sei Dehm nicht, aber ein Geschäftsmann, der knallhart kalkuliere.

Das scheint auch ein Brief an das Büro des damaligen PDS-Vizes Dehm zu belegen, der der taz vorliegt. Sahra Wagenknecht-Niemeyer, damals noch ziemlich abgebranntes, einfaches Parteivorstandsmitglied, stellte Dehm im September 2002 eine Rechnung für Wahlkampfauftritte. Dehms Büro hatte offenbar pauschal 1.000 Euro versprochen. Doch das hätte bedeutet, so Wagenknecht, „dass ich die Hälfte der Veranstaltungen bei euch kostenfrei hätte machen müssen“, und verlangt stattdessen 1.953 Euro.

Dehm und Wagenknecht hatten mal eine Affäre, politische Freunde sind sie bis heute geblieben. Er organisiert das linke Lager in der Fraktion für sie. Doch beim Geld hört ja die Freundschaft oft auf.

Lerryn und „Plärryn“

Die Grünen-Mitgründerin Jutta Ditfurth begegnete Dehm 1979. Damals organisierten beide in einem breiten Bündnis das zweitägige Open-Air Festival „Rock gegen rechts“. Dehm, der Schallplatten unter dem Künstlernamen Lerryn produzierte, hieß bei Ditfurth und ihren Freunden nur „Plärryn“. „Wegen seiner schrecklichen Musik.“

Die „Rock gegen rechts“-Konzerte, auf denen unter anderem die niederländische Band Bots auftrat, wurden ein Erfolg. Als sich das Bündnis das nächste Mal traf, sagte Dehm zu Ditfurth: „Jutta, weißt du, was ich mache? Ich fahre jetzt in die Niederlande und hole mir einen Exklusivvertrag mit den Bots.“ Typisch Dehm, sagt Ditfurth: „Er hat ein politisches Ereignis genutzt, um daraus geschäftliches Kapital zu schlagen.“

Dass er polarisiert, ist Dehm selbst bewusst, er genießt das sogar. „Wenn ich in den Raum komme, teilt sich das Meer wie bei Moses“, sagt er im Speisewagen. Seine Kritiker verortet er vor allem beim „rosa-grünlichen“ Teil von Partei und Medien. Sie verachteten die „alten weißen Männer“, die einfachen Industriearbeiter. Er hingegen fühle sich immer noch dem IG-Metaller verbunden. Vielleicht auch durch ein gemeinsam verortetes Misstrauen gegen „emanzipationstheoretische Bevormundung“ und eine schwärmerische Begeisterung für starke Frauen. Frauen wie Sahra Wagenknecht.

Kurz vor der Bundestagswahl in Hannover: Dehms Team hat an jeder freien Laterne vor der Geschäftsstelle des Kreisverbandes Plakate der Spitzenkandidatin aufgehängt. Ein Mitarbeiter macht den Chef darauf aufmerksam: „Haste gesehen, Diether, da hängt die Sahra.“ Eine Laterne war allerdings schon besetzt mit einem Plakat, von Parteichefin Katja Kipping. Dehm mustert das Bild. „Der Blick“, murmelt er, „da gefriert’s mir.“

Gegen das Grundeinkommen

Das Grundeinkommen, für welches Kipping sich einsetzt, lehnt er ab, es sei im Grunde ein Alimentierungsprogramm für RTL-II-Zuschauer, bei Schonung von Kapitalprofiten. Die Avancen der Parteivorsitzenden an das grüne, großstädtische Milieu betrachtet er mit Misstrauen. Dehms Ansichten seien Konsens in der Landespartei, seufzen Kritiker.

Doch Dehm gilt als angezählt. Zur Listenaufstellung im Januar schickten drei Kreisverbände mit dem 35-jährigen Victor Perli einen Gegenkandidaten ins Feld, der in der Stichwahl um Platz 2 nur knapp gegen Dehm verlor. Es sei so langsam Zeit für eine Verjüngung, hieß es aus den Kreisverbänden.

Bevor wir in Hannover aussteigen, kommt der Kellner mit der Rechnung. „Lassen Sie mal“, sagt Dehm. Ich übernehme das.“ Und als das abgelehnt wird: „Das war wohl der Versuch, eine Journalistin zu bestechen.“ Wir lachen.

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39 Kommentare

 / 
  • Tja die einstigen macho-spdler a la schroeder, lafontaine und dehm sind dieselben karrieristen geblieben, die sie immer gewesen sind.

  • Bei allen Lobeshymnen: Lerryn hat ja vorher in Frankfurt Spuren hinterlassen - auch als "MIethai". M.W. ist öffentlich bestätigt, dass er Wolf Biermann als TM bespitzelt hat und man muss Jutta nicht mögen, um ihre Einschätzung zu teilen. Dem Vernehmen nach hat er außerdem in der Bundesgeschäftsstelle der "Linken" Spitzelsystem aufgebaut gehabt, was vor Jahren auch durch die Presse ging. Da er ja gar nicht in Niedersachsen für den Landtag kandidiert, sehe ich die unterstellte Einflußnahme auch nicht.

  • Ok - denn mal politisch eingewertet -

    Frisch aus dem teefaxbeutel gestaubt -

     

    "Moinmoin

     

    "Der Versuch, Die Linke Niedersachsen als eine Partei "fest im Griff" (m)einer Person, also undemokratisch, darzustellen, und dies 96 Stunden vor Öffnung der dortigen Wahllokale, ist so grün wie durchsichtig..." Recht hat er. taz goes Kloake.

     

    Hab den Leserbrief von Dehm aus der paper-taz vom wochenende ausgeschnitten (s. Anlage)"

     

    Korrekt. So sehr mir solch traurige Gestalten wie Dieter Dehm & Wolf B.

    Schräg runtergehen -

    Das miese schwatz-grüne Geschäft der taz ist nicht zu übersehen.

    So dreist fett knapp vor der Wahl -

    Sach ich mal.

    • @Lowandorder:

      Hier nochmal der Link zum paper-taz- Leserbrief von D. Dehm ... weil's in der Tat der Wahrheitsfindung dient:

      https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5452654&s=Diether+Dehm&SuchRahmen=Print/

      • @esgehtauchanders:

        Danke. & geb's gern rechtzeitig weiter -

         

        "Manchmal denke ich: "Etwas Besseres als die taz finden wir überall"

        (frei nach Jacob und Wilhelm Grimm)"

        Auch wieder wahr.

        Wenn auch nicht so in echt heiter!

        • @Lowandorder:

          Moinsen,

           

          etwas besseres als in so manchen Redaktionsstuben finden wir tatsächlich.

          Eseleien … zu unterst … als Schublade und ohne Hund, Katze, Hahn obendrauf allerdings zu oft.

           

          In meiner alten Heimatstadt, … die mit den vier , eigentlich ganz netten Tieren vorm Rathaus, sacht man zu so ´nem Artikel: „Aavglitscht“

           

          Und zu DD … kann man in der Tat geteilter Meinung sein. Lieben muss man weder Politiker noch Staaten. Dazu halte ich´s auch wie Justav Heinemann...

           

          Ne linke Opposition mit zu organisieren, wie DD es versucht, ist schon Job genug.

           

          Und außerdem hatter sich mal als Werder-Anhänger geoutet. Das ergibt noch´n Viertel-Hilfspunkt bei mir persönlich. ;-)

          • @esgehtauchanders:

            Soso - 1/4 Hilfspunkt!;)

             

            Naja - Bas Sax - Bremen - Hannover

            Auf der Weser 'nen Einer -

            Auf'm Maschsee 'nen Achter.

            Alles lange her. Das war's.

            Pascht scho &

            Na. Schaun'mer mal.

  • Aus dem Leben des Handelskapitalisten und sozial-revolutionären Bourgeois, des internationalen Proletariats, Friedrich Engels:

     

    Farblos und eintönig waren die Büro- und Lagerräume, in denen Engels, umgeben von Garnen und Zwirnen, zu verhandeln hatte, Kontoauszüge anfertigte, die Korrespondenz abwickelte, Handels- und Börsennachrichten studierte. Nach Frankreich und Italien, nach der Schweiz, Deutschland, Österreich, Holland und Rußland, ja nach Amerika und Indien und selbstverständlich in zahrlreiche Orte Englands und Schottlands gingen die von Engels' Hand geschriebenen Geschäftsbriefe, denn in alle diese Länder und Städte lieferte die Firma Ermen & Engels die in ihren Fabriken gesponnenen, gezwirnten, gebleichten oder gefärbten Garne und Zwirne.

     

    Erst Mitte der fünfziger Jahre erhöhte sich der Gewinnanteil auf 7 1/2, ab 1860 dann auf 10 Prozent. In den Jahren 1854/1855 entsprach das einem Gesamtjahreseinkommen von etwa 265 Pfund, so steigerte sich diese Summe in den Jahren 1856 bis 1859 von rund 500 auf nahezu 1000 Pfund. Erst jetzt konnte Friedrich Engels den geistigen Revolutionär Karl Marx regelmäßig unterstützen. Es sollte aber noch Jahre dauern, bis seine Einkünfte so groß waren, dass er dem Freunde alle verzweifelten Situationen ersparen konnte.

     

    Als Angestellter einer renommierten Manchester Firma und Sproß einer angesehenen Fabrikanten- und kaufmannsfamilie musste der Bourgeois Engels natürlich sehr auf Etikette achten und sich den Lebensgewohnheiten der englischen Kaufmannskreise anpassen. Das fiel ihm nicht leicht. Aber er musste sich fügen, sosehr er auch in seinen Briefen über die Engstirnigkeit und Heuchelei der ihn umgebenden Krämerseelen spottete und sich über sein "Doppelleben" lustig machte.

     

    So war das im 19. Jahrhundert, wenn man die Seite gewechselt hatte und das Privatvermögen aus Produktion und Ausbeutung für die soziale Revolution und die Beseitigung der Machtstellung der eigenen Klasse einsetzen wollte. Und wie steht es heute damit?

    • @Reinhold Schramm:

      Und Dehm? ... Ist der jetzt der Friedrich Engels der Linkspartei, weil "Typisch Dehm, sagt Ditfurth: „Er hat ein politisches Ereignis genutzt, um daraus geschäftliches Kapital zu schlagen.“" wohl kaum

      • @Rudolf Fissner:

        Ja und?

        Ein Rio Reiser hatte in den 80ern bei einer Major-Plattenfirma unterschrieben und mit starken Solohits ("König von Deutschland", "Junimond") verdientermaßen auch mal a bisserl Kohle gemacht.

        Auch damals gab's ja diese 150-Prozentigen Jammerlinken, die sauertöpfisch auf der Stuhlkante kauerten und ganz doll übel nahmen.

  • Ja, der Dehm ...

     

    Seine Querfront-Affinität und zum Teil offene Kooperation mit Leuten aus diesem anrüchigen Umfeld ist abstoßend.

     

    Trotzdem, wie unten einige bereits anmerken. Man/frau muss auch schon mal taktisch wählen.

     

    Bei den letzten Umfragezahlen mit Linke auf der Kippe mit 5 % würde ich jedem "Die Partei" - Sympathisanten oder den letzten Linken in der SPD oder Grünen raten die Linke zu wählen.

    Wenn die drin sind, würde zumindest eine Zählmehrheit von Schwarz-Gelb-Blaubraun verhindert werden.

    • @esgehtauchanders:

      ... und Rot-Grün als Option schreddern. RRG wird’s auch in Niedersachsen nicht geben. Das würde die SPD schreddern.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Was wollen Sie bei der SPD noch schreddern?

  • Also erstmal zur Beruhigung.

    Dehm steht afaik nicht auf der Liste zur Landtagswahl. Der stand dafür auf der Landesliste für den Bundestag. Entweder hat man ihn schon gewählt oder eben nicht.

     

    Wer in Niedersachsen lebt und LINKE wählen will, dem bleibt als vernünftigen Menschen nicht erspart, sich mit Dehm auseinander zu setzen.

    Ich habe mich bei beiden Wahlen zum Teil für LINKE entschieden und zwar TROTZ Dehm. (Trotz dehm, schönes Wortspiel,. sollte noch jemanden heiraten, der "Alle" heißt, um einen Doppelnamen zu bekommen.)

    In dem Artikel wird nur politisch krudes Zeug angesprochen. Problemantisch ist für mich bei Dehm viel mehr seine Haltung zu den Querbündnissen im "Friedenswinter" und seine letztendlich passive Haltung in der Sache der Abgeordneten Wegener, die damals von der LINKEN rausgeschmissen wurde, was ich als abartiges Benehmen einfach beurteile, völlig unabhängig davon, was sie evtl. für einen Blödsinn von sich gegeben hat.

     

    Zur Zeit wird ein Einzug der LINKEN in einen westdeutschen Landtag eben eher als ein Zeichen für Veränderung in die linke Richtung gesehen und nicht als Zeichen für das System Dehm. Mit solchen Feinheiten beschäftigen sich die Menschen nicht.

     

    Ich kann aber auch nicht sagen, dass ich traurig bei der letzten Landtagswahl war, dass die rausgeflogen waren. Gibt hier aber auch keine Alternativen. DIE PARTEI ist noch zu schwach, um über 5% zu kommen. Und die Grünen sind nun ja nach der Twesten-Affäre und Jamaica völlig unwählbar.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Genau weil es in 27 Jahren nicht gelungen ist, Strukturen aufzubauen, die verhindern, dass sich solche Prozesse vollziehen und es keine Loslösung aus dem veralteten ideologischen Kontext gegeben hat, habe ich mit der Linken gebrochen. Lange genug habe ich ihr eine Chance gegeben, aber diesmal war's vorbei mit der Geduld. Gleich nach der Wahl haben sie bewiesen, warum ich recht tat, sie nicht zu wählen, als die Kaderkräfte verlautbaren ließen, man wolle jetzt die Gelder zur Rückgewinnung der zu AfD abgewanderten Wähler nutzen. Selbst langjährige LinkenwählerInnen aus meiner Familie haben ganz unabhängig von mir dasselbe entschieden.

    Wenn die Grüne einen Wahlkampf und ein Programm mit Mut gemacht hätte statt mit Anbiederung und sie nicht auch so unehrlich wäre, bei den hochgesteckten Zielen auf Kuschelkurs mit der Union zu gehen, hätte sie was reißen können, zumindest bei der Zahl der Wähler*innen.

     

    Aber schon im NSU-Untersuchungsausschuss hat man gesehen, dass auch der/die VertreterIn (weiß nicht genau) nicht den Mut hatte, an der Mär zu rütteln, es hätte "keine Indizien" für eine Beteiligung des Staates gegeben, sondern dass alles nur dem Versagen einzelner Staatsbediensteter anzulasten sei.

     

    "Keine Indizien", wie es Edathy behauptete - das ist eine glatte Lüge, man muss nur mal lesen, was die Kritischen Polizisten dazu schreiben.

    Der ehemalige V-Mann-Führer von "Piatto" ist übrigens jetzt sächsicher VS-Chef und hat bis zuletzt verschwiegen, dass er Alter Herr in einer Schlagenden Vereinigung ist.

    Er wurde eingesetzt, um für "Transparenz" und einen "Philosophiewechsel" zu sorgen.

    Mit dieser Union wollen die Grünen zusammn regieren.

  • Wolf Biermanns "Ausbürgerung" war eher selbst eingefädelt: http://www.focus.de/panorama/boulevard/zeitgeschichte-bettgefluester-um-biermann_aid_225967.html

    Jutta Ditfurths inferiorer Sozialneid auf Dehm zeugt wohl von mangelndem eigenen Geschick, mit Geld vernünftig umzugehen: https://www.abendblatt.de/archiv/1998/article204192179/Teure-Schwarzfahrt.html

    Wer solche Leute gegen sich hat, kann nicht so verkehrt liegen.

  • Es ist schon bezeichnen wie Redakteurin Lehmann vor einer Wahl ,auf Die Linke reagiert. Da werden olle Kamellen rausgesucht, da wird negertiv über Personen berichtet die etwas mehr Geld haben als der Durchschnitt der Bevölkerung. Ises Neid oder will mann oder frau etwas ans Zeug flicken oder gar der Organisation der Linken?

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @bernhard piwon:

      Negertiv?

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @bernhard piwon:

      Haha, zur Verteidigung eines Linkspartei-Politikers das Sozialneid-Argument ins Felde zu führen, ist schon sehr geile Realsatire! Chapeau!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...klar, die Grünen leben natürlich nur von Luft und Liebe. Politiker dieser Partei müssen kein Geld verdienen. Und Leute wie Palmer oder Kretschmann, die diese Partei vor sich hertreiben, sind für so manchen Journalisten nicht von Bedeutung. Nur, die Grünen regieren ab November diese Land, nicht Die Linke.

    Dann wünsche ich noch viel Spaß ; )

  • Wenn sich bei der taz jemand auf unfreiwillige Wahlkampfhilfe für die Linke versteht, dann ist das garantiert Anna Lehmann. Gut vernetzte, finanziell unabhängige Kandidaten sind doch allemal ein Pluspunkt für jede Partei.

    Vielen Dank dafür auch aus Hamburg-Altona, dem bislang bundesweit erfolgreichsten westdeutschen Bezirk der Linke. Weiter so!

    • @Rainer B.:

      "Vorwärts nimmer, rückwärts nimmer" ...

      • @Rudolf Fissner:

        Wen oder was zitieren Sie denn da?

  • Interessant, wie hier urdeutsche Denunziationen auch bei angeblichen Linksintellektuellen fröhliche Urständ' feiern. Wen interessiert eigentlich ein Diether Dehm? Dieser provinzielle Klatsch und Tratsch ist doch völlig unerheblich angesichts der Tatsache, dass eine Partei es schaffen muss wieder in den Landtag einzuziehen. Doch in allerbester Untertanenmanier wird hier über einen "Führer" hergezogen, so als hätten es die Deutschen bis heute noch nicht gelernt selbst Verantwortung zu übernehmen und nicht immer auf einen Heil-and zu warten, der ihnen die Kartoffeln aus dem Feuer holt. Ergo: sie haben nichts gelernt aus der Vergangenheit.

     

    Die Linke war eine Gysi-Partei, weil die eingefleischten SPD-Koalitionsideologen so unterhaltsam wie Brie-Käse waren, und der Rest in fundamentalen Diskussionen zur Gestaltung der Revolution zum St. Nimmerleinstag feststeckte. Gregor Gysi brachte wenigstens etwas Unterhaltungswert mit sich. Das honorierte auch der Wähler.

     

    Dasselbe gilt für Diether Dehm, denn im finsteren Hannover, wo man viel auf die "Geradlinigkeit" und "Offenheit" seiner Bürger wert legt, findet der auswärtige Besucher dafür nur die Begriffe "Sturheit" und "Muffigkeit". Aus dieser Calenberger Tristesse ragt dann auch ein Diether Dehm wohltuend hervor, nachdem der einzige Kulturbotschafter dieser Region Dietrich Kittner schon lange verblichen ist.

     

    Alle, die wir uns glücklich preisen können, dort nicht zu leben, müssen eben auch einmal etwas Verständnis für jene Genossen "an der Laane" aufbringen. Warten wir also die Wahl ab.

  • Ist es wirklich schon (wieder) so weit? Ich meine: Ist die Linke inzwischen – selbst im angeblich besonders freien und demokratischen Westen – schon (wieder) so etabliert, dass Machtmissbrauch sich lohnt für sie und also zum Problem werden kann?

     

    Das wäre schade. Links sein und Macht missbrauchen geht für mich nämlich nicht zusammen. Und wenn tatsächlich „keiner […] vorbei“ könnte am „Hannoveraner Häuptling der Linkspartei“, müsste ich meine Wahlentscheidung beim nächsten Mal ganz dringend korrigieren.

     

    Ich selber bin übrigens bisher ganz gut vorbei gekommen an diesem Mann. Ich kenne weder den „Schlagersänger“ Dehm (der Liedtext „1000 und eine Nacht“ sagt mir nur im Zusammenhang mit Klaus Lage was), noch den Romanautor (als solcher ist der Mann offenbar so erfolglos, dass mein Lexikon das Wort Roman nicht mal erwähnt im Zusammenhang mit seinem Namen). Den Millionär Dehm muss ich schon gar nicht kennen, denn ich brauche keine Millionen und brauch auch keine los werden. Als Tabubrecher kann ich mich notfalls selber versuchen. Und „Strippenzieher“? Wer braucht schon „Strippenzieher“?

     

    Vielleicht ist der Typ ja eher ein Hannoveraner Problem. Was sich natürlich ändern kann, wenn die Hannoveraner ihr Problem nicht lösen. Dann greift vielleicht das sogenannte Peter-Prinzip und der erfolglose Autor etc. wird zum erfolgreichen Diktator. Einfach weil er in jeder anderen Rolle enge Grenzen hat und nur im Fach Machtmissbrauch eine Eins Plus mit Bienchen.

     

    Aber selbst wenn die Linke ihn zu ihrem Guru machen und Deutschland mitregieren würde (ich hoffe sehr, dass mich die taz rechtzeitig informiert, wenn die Gefahr besteht) hätte ich noch immer eine Chance, an Dehm vorbei zu kommen. Es gibt ja schließlich jede Menge Kleinstparteien hierzulande. Dann wähle ich eben die Tierschutzpartei oder die Magdeburger Gartenpartei.

     

    Noch brauche ich mir keine Angst machen lassen von Anna Lehmann. Ich hoffe, sie kommt damit klar, weil das „System Diether Dehm“ nicht auch ihrs ist.

  • Eben Polletick...

     

    "„Wer nicht in den Kram passt, wird angefeindet“, sagt Pollok-Jabbi."

    Das ist in jeder Partei so.

    Die Steigerungsform von Feind lautet:

    Feind-Todfeind-Parteifreund.

    So is Polletick.

    ...

  • Immer wieder köstlich. So turnusmäßig alle paar Jahre kommt auch die taz mit ´nem totalen Diether Dehm-Verriss.

     

    Das letzte Mal bei diesem journalistischen Hate-Poetry-Slam, ich erinnere mich, war der Autor männlichen Geschlechts. Und gleich fand sich unter den Kommentatoren jemand, der dem Diether beisprang mit dem Spruch:

     

    "Was geht denn hier ab? Hat Ihnen der Diether Dehm mal die Freundin ausgespannt!?"

    • @Tom Zwanziger:

      Mal vorm ins Lüftchen gehen

      Erst mal eine selber drehen.

      Denn so recht bei Licht besehen -

      Reicht's für fat slam-poetry -

      Abersatt&mehr als wie!

  • "Das Grundeinkommen, für welches Kipping sich einsetzt, lehnt er ab, es sei im Grunde ein Alimentierungsprogramm für RTL-II-Zuschauer, bei Schonung von Kapitalprofiten."

     

    *** - ) So ist es !

     

    Das war wohl das Beste von allem.

  • Wer noch etwas mehr zur politischen Vita des Herrn Dehm wissen möchte, sollte in Frankfurt / Main außer bei Jutta Ditfurth mal bei seinen alten SPD-Parteigenossen aus der Zeit vor 2002 erkundigen.

     

    Die Erzählungen über seine Ego-Trips & die verbrannte Erde, die dort vor dem Abgang zur PDS hinterlassen wurde, kennen leider nur noch die Insider der früher ja durchaus "linken" Frankfurter SPD.

  • Ach ja, der Dehm. Der in Frankfurt lebende. Vor ein paar Jahren (4 +/- x), ich weiss es nicht mehr ganz genau. Es war der Herbstempfang der Partei DIE LINKE im niedersächsischen Landesmuseum. Dehm war da, Wagenknecht war da usw. usf..

    Es wurde geredet und erzählt. Dann wurde verköstigt. Die Bedienungen erzählten mir dann, dass sie leider hier, also dem Ausschank etc. , keinen von der Linken geforderten Mindestlohn von 10 Euro bekommen. Motto: wenn die Linke das will kann sie hier ja mal damit anfangen. Also ging ich zu Herrn Dehm und konfrontierte ihn mit der Entlohnung der Angestellten. Was ich als Antwort bekam war schon bemerkenswert.

    Sinngemäß antworte der Herr Dehm: »Das interessiert mich nicht. Ich bin hier nur Gast. Punkt.« Wohlbemerkt der Herbstempfang der niedersächsischen Die Linke.

    Soviel zu Herrn Dehm. Ich persönlich, nach mehreren Begegnungen (Freizeitheim Linden etc.), für die Blaupause eines Salonsozialisten. Und am Sonntag weiss ich nicht exakt ob ich die Linke wähle, und zwar wegen ihm.

    • @j k:

      Leider gibt es einige, die die Linke wegen solch seltsamen Personals nicht wählen.

  • Nichtmal Linkspartei kann man noch wählen, wenn man nicht von Millionären vertreten werden möchte...

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    "(...) Wolf Biermann – ach nee, Biermann nicht mehr, so ein „Kriegstreiber und Staatsdichter“."

     

    Die Ablehnung ist von Biermann ausgegangen, nachdem er in seinen Stasiakten gelesen hat. "Lerryn", alias "Plärryn", alias "IM Dieter", alias "IM Willy" war als Spitzel auf ihn angesetzt und soll das Gerücht in die Welt gesetzt haben, er habe was mit Margot Honecker gehabt.

     

    Das MfS war mit den Spitzeldiensten sehr zufrieden. So zitiert Biermann in seiner Autobiographie "Warte nicht auf bessre Zeiten", Berlin 2016, S. 475f., das Wirken von "IM Willy" laut Stasiakten so:

     

    "Schon 1977 wurde „IM Willy“ durch das MfS für eine Auszeichnung mit einer Geldprämie von 500,-DM West mit den unter anderem festgehaltenen Worten vorgeschlagen: „Der IM arbeitet zuverlässig, auf der Basis der politischen Überzeugung, mit dem MfS zusammen. ... ist es gelungen, Biermann nach dessen Ausbürgerung im Operationsgebiet zeitweilig gut unter Kontrolle zu bekommen. Der IM erarbeitete wertvolle Informationen zur Person des Biermann, dessen Pläne und Absichten sowie der politischen Wirksamkeit...“

    https://de.wikipedia.org/wiki/Diether_Dehm#Zusammenarbeit_mit_dem_Ministerium_f.C3.BCr_Staatssicherheit

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Naja - wer davon das größere Asshole - lasse mer mal offe - Newahr!;)

       

      Aber dess mit Margot H. is ja nu keen Gerücht - kerr!

      have a look at ~> http://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/01/18/zuviel-der-ehre-fuer-wolf-biermann/

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Kenn ich. Is tendenziöser Unsinn, aber egal.

        Mit Margot hatte Biermann aber nix gehabt, das entspringt schmutziger Phantasie von "IM Willy".

        Und wie semper aliquid haeret.

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Sicher - aber so - frei erfunden?

           

          "»Zum Schluss kann ich es mir nicht verkneifen, Wolf Biermann einen Spruch aus meiner jiddischen Muttersprache auf den Weg zu geben: ›Nicht gedacht soll seiner werden.‹«

          ebenda - Sie hams ja gelesen - gell!;)(

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Gelb spricht aus der neiderträchtigen Schrift.

            Biermann wird bleiben.

            Und: Wer ist der größte Lump im ganzen Land ...