Die Auswirkungen der Klimakrise: No Future bis zum Kommunismus

Spätestens in den vergangenen Wochen wurde klar: die Klimakrise findet nicht irgendwo statt, sondern auch hier. Und was ist jetzt mit der Zukunft?

Ein Haus wird von den Flammen eines Waldbrandes erfasst

Apokalyptische Szenen, die sich dort abspielen, wo andere sonst Urlaub machen Foto: Joseph Galanakis/imago

Urlaubsfotos mit apokalyptischem Hintergrund, sie tauchen seit einigen Wochen auf Instagram-Time­lines auf, also dem Ort, der uns eigentlich mit Tiervideos, Memes und Essensbildern von dem Untergang der Welt ablenken soll. Direkte Auswirkungen der Klimakrise sind spätestens seit diesem Jahr unmöglich zu verdrängen.

Die Waldbrände finden nicht mehr „weit weg“, sondern in Südeuropa statt. Überschwemmungen gibt es nicht mehr nur entlang der Pazifikküste, sondern in mehreren deutschen Bundesländern. Und es wird noch düsterer: Die Erderwärmung um 1,5 Grad wird laut eines Berichts des Klimarats IPCC bereits 2030 eintreten, also zehn Jahre früher als bisher angenommen. Währenddessen labern Politiker_innen was von einen Klimaziel im Jahr 2050, als wären die Bilder aus den Nachrichten aus dystopischen Blockbustern herausgeschnitten und fälschlicherweise dort gelandet.

Ich bin kein_e Freund_in des Fatalismus. So zu tun, als bliebe nichts mehr übrig, als sich dem Ende der Welt mit erhobenen Händen hinzugeben, ist nicht mein Ding. Maus neigt dazu, apathisch rumzusitzen und zu vergessen, dass das apokalyptische Szenario nicht alternativlos ist. No Future, diese Phrase ist nicht neu, wahrscheinlich ist sie sogar das wichtigste Bindeglied zwischen den Generationen X, Y und Z. Sosehr wir übereinander ablästern, können wir uns auf eine Kontinuität verlassen: Es geht stetig bergab. Und wir produzieren zu dieser Stimmung die passende Popkultur.

Es ist schwer, sich weder dem Nihilismus, noch dem Hedonismus hinzugeben. Wenn die älteren Generationen auf unseren Nacken die Welt niederbrennen, sollen wir nicht aus unseren letzten Jahren das beste rausholen und noch mal alles mitnehmen? So groß die Lust ist, sich von der Realität auszuklinken und mit seinen Freund_innen für die nächsten Jahre eine einzige, unendliche Abrissparty zu feiern, so ist der Ekel vor dem Egoismus der ­Boomer zu groß, um sich deren Verhalten anzueignen. Selbst, wenn ich selber keine Kinder haben will, so will ich für meine jüngeren Genoss_innen, zu denen selbstverständlich auch Kinder zählen, die bestmögliche Zukunft hinterlassen. Nur wie?

Denn klar ist, dass nicht individuelle Konsum­entscheidungen zu den maßgeblichen Veränderungen führen werden, auch wenn wir uns das vielleicht wünschen würden. Sondern Politiker_innen müssen endlich große Unternehmen in die Verantwortung nehmen. Es ist ein Gefühl der Ohnmacht: Die Erde geht unter und ich kann so viele Nudelstrohhalme benutzen und so viel radeln, wie ich will, aber es wird so viel am Klimaverlauf ändern wie eine schwarz-grüne Bundesregierung. Um das Klima zu retten, braucht es eine konsequent anti­kapitalistische Haltung. Die Grünen bringen die nicht mit, die CDU/CSU schon gar nicht. Zumindest verkürzt es die nächsten Gespräche über Zukunftspläne mit Boomer-Verwandten. Ich mein, was für Zukunft, Alter?

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Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.

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