„Die Agentin“ im ZDF: Es braucht volle Konzentration
Im Sommerloch gibt es einen neuen Thriller zu sehen. Die Geschichte dreht sich um wirre Verstrickungen in Geheimdienstkreisen und große Zweifel.
Am Rhein spaziert Thomas Hirsch (Martin Freeman) gerade durch die Gegend, als ihn ein Telefonanruf erreicht, der kryptischer nicht sein könnte: „Mein Vater ist gestorben“, sagt eine Frauenstimme, „zum zweiten Mal.“ Kurz danach klingelt das Mobiltelefon erneut. „Komm nach Tel Aviv, wir brauchen dich!“, heißt es im Befehlston. Als Hirsch darauf partout keine Lust hat, wird eingelenkt. Ein Flug ist nicht nötig: „Wir haben eine sichere Wohnung in Köln.“
„Die Agentin“,
Mo., 22.15 Uhr,
ZDF,
danach in der Mediathek
Achtung, Achtung: Wir befinden uns in Geheimdienstkreisen! Sie müssen also von Anfang an höllisch aufpassen, sonst kommen Sie weder in die etwas umständlich erzählte Geschichte hinein, noch können Sie dem detailliert erzählten, hübsch ausstaffierten Thriller folgen. Denn es lohnt sich. Zumal „Die Agentin“, eine Koproduktion zwischen Deutschland, Frankreich, Israel, Großbritannien und den USA, mitten im Krimi-Sommerloch als Free-TV-Premiere gesendet wird und dann für vier Wochen in der Mediathek zur Verfügung steht.
Worum geht es? Um eine Abrechnung. Deshalb spielt der spannende Film auf zwei Ebenen, das muss man aber erst mal schnallen und dann auch auseinanderhalten können.
Mit dem kryptischen Code meldet sich Rachel Currin (Diane Kruger) nach einem Jahr des Untertauchens bei ihrem ehemaligen Mossad-Führungsoffizier Hirsch. Das ist ein britischer Jude, der vor allem in Deutschland arbeitet und die Spionagekarriere von Rachel Currin befördert hat. Sie wurde in Deutschland ausgebildet, lebt gerade in Leipzig und wird vom israelischen Geheimdienst als Spionin rekrutiert. Currin geht als Deutschlehrerin in den Iran auf Mission.
Szenen wurden mit dem Handy aufgenommen
Mit modernsten, mitunter unorthodoxen, ja hanebüchenen Geheimdienstmitteln soll die Agentin dabei helfen, das Atomprogramm des Iran zu sabotieren. Dazu bandelt sie mit dem Geschäftsmann Farhad Razavi (Cas Anvar) erfolgreich an, dessen Firma in illegale Softwaredeals mit dem westlichen Ausland (Embargo!) beteiligt ist.
Das Spektakuläre an dem Film sind einige Szenen, die in Teheran mit dem Handy aufgenommen worden sind. Oder die Alltagsszenen auf dem Markt, in den Straßen, im Café, und illegale Partys mit Alkohol und Drogen etc. Auch schön: Der Spionagethriller lässt Ambivalenzen zu. Hauptheldin ist hier eine Frau, die skrupellos Menschen über die Klinge springen lässt, sobald sie und ihr Auftrag in Gefahr sind. Mit der Zeit aber kommen ihr immer mehr Zweifel an ihrem Tun. Und damit wird sie selbst zur Zielscheibe.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!