Dialog mit Vermittlern der USA und UNO: Vorverhandlungen für Sudan beginnen

Vertreter beider Kriegsparteien reisen nach Saudi-Arabien. Es geht zunächst ausschließlich um Gespräche über die humanitäre Lage. Der Krieg tobt weiter.

Sudanesische Flüchtlinge Richtung Tschad

Su­da­ne­s:in­nen fliehen Richtung Koufroun, Tschad, am 6. Mai 2023 Foto: Zohra Bensemra/Reuters

BERLIN taz | Drei Wochen nach Beginn des blutigen Machtkampfes zwischen Armee und der Miliz RSF (Rapid Support Forces) in Sudan gibt es einen ersten Hoffnungsschimmer. Beide Seiten entsandten Delegierte ins saudische Dschiddah für Gespräche unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens, die am Sonntag beginnen sollten. Martin Griffiths, UN-Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten, traf am Sonntag in Dschiddah ein, um die beiden Delegationen zu treffen. Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater der US-Regierung, traf ebenfalls in Saudi-Arabien ein.

Es sind offenbar keine direkten Gespräche und es geht auch nicht um eine Lösung des Konflikts, in dem sich Sudans Staats- und Armeechef Abdelfattah al-Burhan und seinen Stellvertreter und RSF-Chef Hamdan Daglo Hametti gegenüberstehen. Die USA und Saudi-Arabien, die die Gespräche eingefädelt haben, begrüßten am Freitagabend zwar den „Beginn von Direktgesprächen“, aber die Webseite Sudan Tribune zitierte einen an den Gesprächen beteiligten Diplomaten mit den Worten: „Die beiden Parteien werden nicht aufeinandertreffen. Die USA, Saudi-Arabien, die Tripartite-Gruppe (UN, AU und IGAD) und das Quad (USA, Saudi-Arabien, Großbritannien, Vereinigte Arabische Emirate) werden die Diskussionen vermitteln.“

Thema dieser „Vorverhandlungen“, wie es die gemeinsame amerikanisch-saudische Erklärung formuliert, ist laut einem Statement der sudanesischen Armee „die Details einer Feuerpause, um Bedingungen für den Umgang mit den humanitären Belangen unserer Bürger im Lichte der gegenwärtigen Krise sicherzustellen und zu schaffen“. Die USA und Saudi-Arabien nannten als ihre Ziele bei den Gesprächen „einen Waffenstillstand und ein Ende des Konflikts, um dem sudanesischen Volk Leid zu nehmen und die Verfügbarkeit humanitärer Hilfe in betroffenen Gebieten sicherzustellen“. Sie baten um „fortgesetzte und koordinierte internationale Unterstützung für einen erweiterten Verhandlungsprozess, der alle sudanesischen Parteien einbeziehen sollte“. Damit sind vermutlich die diversen zivilgesellschaftlichen Gruppen von Sudans Demokratiebewegung sowie die politischen Parteien und Rebellenorganisationen Sudans gemeint.

Hunderttausende Menschen vertrieben

Die Afrikanische Union rief die Kriegsparteien am Samstag dazu auf, „dringend eine humanitäre Feuerpause zu vereinbaren, als ersten Schritt, um die sofortige Lieferung von Hilfsgütern zur Linderung des Leids sudanesischer Zivilisten zu ermöglichen“. Armee und RSF sollten „humanitäre Korridore“ öffnen, „um die Verteilung überlebenswichtiger Güter und die Wiederherstellung von Dienstleistungen zu erleichtern“.

Die Vielfalt und Vielzahl der Forderungen an Sudans Konfliktparteien spiegelt die extrem große internationale Sorge über die Folgen eines langen Machtkampfes in Sudan wider. Befürchtet wird eine humanitäre Katastrophe mit Millionen Flüchtlingen und einer Ausweitung über Sudans Landesgrenzen hinaus.

Ungeachtet der Gespräche gehen die Kämpfe in Sudan weiter, insbesondere in der Hauptstadt Khartum, trotz mehrerer Zusagen von Feuerpausen in der vergangenen Woche. Am Sonntag meldeten sudanesische Medien, Rauch steige aus dem Gelände des Präsidentenpalastes auf. Berichten zufolge versucht Sudans Luftwaffe, die RSF-Stellungen zu zerstören, mit denen das Präsidialgelände belagert wird. UN-Angaben zufolge haben die Kämpfe seit ihrem Ausbruch am 15. April 700 Tote gefordert, die meisten in Khartum und in der Region Darfur. Hunderttausende Menschen wurden vertrieben.

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