Deutschland als Weltmarktführer: Branche im Windjammer
Verbände für Offshore-Windkraft prophezeien eine dreijährige Flaute in Deutschland. Im Ausland hingegen boomt das Geschäft.
Offshore-Wind sei einer der letzten Märkte mit deutscher Spitzenposition, sagte Andreas Wellbrock, Geschäftsführer des Branchennetzwerks WAB. Wenn jetzt der Heimatmarkt politisch abgewürgt werde, fehle das Schaufenster für das Exportgeschäft. Zudem würden die klugen Köpfe der Branche zunehmend ins Ausland abwandern, wo sich der Offshore-Boom weiter beschleunige. Nur Deutschland bremse, sagte Marc Becker vom Anlagenbauer Siemens-Gamesa. Die Offshore-Branche hat in Deutschland 26.000 Arbeitsplätze. Das sind 30 Prozent mehr als im Braunkohle-Sektor.
Vergangenes Jahr gingen laut Branchenvertreter 136 neue Anlagen ans Netz mit einer Leistung von 969 Megawatt – das entspricht etwa einem großen Atommeiler. Weitere 46 Anlagen mit 276 MW wurden errichtet, die noch keinen Strom eingespeist haben. Der Ausbau deckte damit etwa zwei Drittel der Produktionskapazitäten.
Auch 2019 erwarten die Verbände noch einmal einen ansehnlichen Zubau. Dann drohe eine große, drei Jahre anhaltende Flaute. Denn die nächste Auktionsrunde mit der Vergabe neuer Anlagen sei erst für 2021 terminiert.
Stromverbrauch könnte sich verdoppeln
Um den „abrupten Abbruch mit drastischen Folgen“ zu verhindern, so Knud Rehfeldt, Geschäftsführer der Deutschen Windguard, verlangt die Branche schnelle zusätzliche Ausschreibungen, wie sie im Koalitionsvertrag zugesichert worden seien, und „klare Signale“ der Politik. Klimaziele und die Ausbauziele für die Erneuerbaren Energien würden sonst gerissen. Der Zubau müsse sich auch deshalb beschleunigen, weil sich bis zur Jahrhundertmitte der Stromverbrauch verdoppeln könnte.
Der stagnierende Netzausbau macht der Offshore-Branche ebenfalls Sorgen. Ein Sonderzubau von 1.500 MW könne aber über die bestehenden Netzstrukturen gut abtransportiert werden, hieß es.
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