Deutsche Umweltverbände: Getrennt in den Wahlkampf
Vor der Bundestagswahl können sich BUND, Greenpeace, WWF und Nabu nicht auf gemeinsame Kernforderungen an die Parteien einigen.
BERLIN taz | Am Donnerstag Nachmittag klang es noch nach einem großen Event: Die Chefs der fünf größten deutschen Umweltverbände – Greenpeace, BUND, WWF, Nabu und DNR – wollten gemeinsam in der Bundespressekonferenz in Berlin auftreten, um ihre „Forderungen an die neue Bundesregierung“ vorzustellen, wie es in der Einladung zur Pressekonferenz hieß. An diesem Dienstag war der Kreis dann deutlich geschrumpft: Greenpeace und WWF fehlten – auf dem Podium ebenso wie auf dem verteilten Positionspapier.
Als offiziellen Grund nannte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger, dass sich die Verbände nicht über den Zeitpunkt der Pressekonferenz einigen konnten – Greenpeace und WWF hätten einen Termin dichter an der Bundestagswahl bevorzugt. Das bestätigen beide Verbände; doch dass diese eher grundsätzliche Frage erst einen Tag vor dem geplanten Auftritt auffiel – da erfolgte laut Bundespressekonferenz die Absage der zwei Verbände – scheint wenig realistisch.
Tatsächlich gab es offenbar auch inhaltliche Gründe. „Wir hatten Schwierigkeiten, uns kurzfristig auf gemeinsame Kernforderungen zu einigen“, sagte der Leiter des Greenpeace-Hauptstadtbüros, Stefan Krug, der taz. Ähnlich äußerte sich Alois Vedder vom WWF.
Wo genau die Differenzen lagen, wollte keiner der beteiligten Verbände erläutern. Allerdings sind einige inhaltliche Unterschiede bekannt: So sieht etwa Greenpeace das geplante Endlager-Gesetz besonders kritisch und beteiligte sich – anders als DNR und Nabu – nicht an der Anhörung des Umweltministeriums. Der WWF setzt bei der Energiewende auf Subventionen auch für Gaskraftwerke, was andere Verbände kritischer sehen.
Mit Kernforderungen konfrontieren
Die „Kernforderungen“, die BUND, DNR und Nabu am Dienstag dann vorstellten, decken ein breites Themenspektrum. So soll die Energiewende entschlossen vorangebracht werden, die ökologische Finanzreform fortgeführt, Mittel für die Förderung der biologischen Vielfalt erhöht und die Landwirtschaft umweltverträglicher werden.
Mit diesen Forderungen sollen nun alle Bundestagskandidaten konfrontiert werden. Welche Regierung diese Wünsche am ehesten umsetzen könnte, ließen die Verbandchefs offen. „Wir werden alle Politiker unterstützen, die unsere Ziele mittragen“, sagte DNR-Präsident Harmut Vogtmann.
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