Deutsche Kulturinstitute: Goethe-Institut schaut nach Osten
Die deutschen Kulturinstitute transformieren sich. Neun Büros schließen, die Arbeit in Osteuropa und im Südpazifik wird ausgebaut.
24 Millionen Euro sollen so mittelfristig eingespart werden. Dieses Geld wird jedoch an anderer Stelle eingesetzt. „Wir wollen Strukturkosten verringern, um mehr Geld in die Kulturarbeit zu investieren“, sagt Ebert. Laut der Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz reagiere man so auf den radikalen Wandel der geostrategischen Koordinaten sowie den zunehmenden Populismus und Nationalismus.
So erklärt sich auch der vorgesehene Ausbau in Osteuropa. Geplant ist ein Ausbau der Präsenzen im Kaukasus, auch in der Republik Moldau will sich das Goethe-Institut stärker engagieren. In Polen soll neben den Instituten in Warschau und Krakau eine weitere Präsenz hinzukommen.
Doch auch in weiter entfernt liegenden Erdteilen sind Kontaktstellen in Planung: im Südpazifik ebenso wie in den USA. Außer in Chicago sei man in den Vereinigten Staaten nur an den Küsten mit Goethe-Instituten präsent, sagt Ebert. Das soll sich nun mit einer weiteren Dependance in Texas und im Mittleren Westen ändern.
Mehr und bessere Sprachkurse
Neben geostrategischen Überlegungen steht auch die Sprachvermittlung im Fokus: Sprachkurse sollen „digitaler und effektiver“ gestaltet werden, heißt es. Im Bereich der Fachkräfteeinwanderung soll die Arbeit insbesondere in Ländern wie Mexiko, Brasilien und Indonesien intensiviert werden.
Die Transformationen werden im Netzwerk des Goethe-Instituts voraussichtlich zum Abbau von 110 Stellen führen. Nicht alle Mitarbeiter:innen des Goethe-Instituts sind damit einverstanden. Bei der internen Verkündung der Sparmaßnahmen und Institutsschließungen am Donnerstagvormittag habe es Protest gegeben, sagt Axel Stein, der sich im Pariser Goethe-Institut um IT-Fragen kümmert.
Dass in Frankreich drei Institute schließen sollen, kann Stein nicht nachvollziehen. „Wir haben dann in Frankreich nur mehr fünf Institute“. Umgekehrt unterhalte das Institut français in Deutschland 13 Standorte. „Das zeigt, wie unterschiedlich die beiden Länder ihre Prioritäten setzten“.
Auch die Zentrale in München werde von Einsparungen betroffen sein, so Ebert. Konkreteres lasse sich aber erst Mitte des nächsten Jahres sagen, wenn ein entsprechender Strukturplan ausgearbeitet sei. Der nun beschlossenen Transformation ging eine Entscheidung des Haushaltsausschusses des Bundestags voraus. Dieser hatte den gesperrten Anteil des Budgets von 2023 in Höhe von 14 Millionen Euro freigegeben, der an die Vorlage eines Konzepts zur Entwicklung des Goethe-Instituts geknüpft war.
Kürzungen abgewendet
Im vergangenen Jahr sah der Haushaltsentwurf der Bundesregierung eine Kürzung beim Goethe-Institut vor. Statt 235 Millionen Euro sollte es in diesem Jahr nur mehr 226 Millionen Euro aus dem Etat des Auswärtigen Amtes geben. Auch andere Träger der deutschen Kulturpolitik im Ausland, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), waren zunächst von den Ampel-Sparplänen betroffen.
Letztlich nahm der Haushaltsausschuss im Bundestag die Sparpläne nach anhaltender Kritik zurück und bewilligte für 2023 sogar höhere Budgets als im Vorjahr. Das Goethe-Institut erhielt in diesem Jahr 15,1 Millionen mehr als ursprünglich vorgesehen. Für 2024 sind 226 Millionen Euro eingeplant.
Auch der DAAD soll im kommenden Jahr eine Kürzung des Budgets um knapp 7 Millionen Euro hinnehmen, teilte die Bundesregierung zuletzt mit. Gegenüber der taz teilte der DAAD mit, er werde „die weitere Entwicklung des Haushaltsentwurfs im parlamentarischen Verfahren begleiten“. Heißt: Wenn der Bundestag die Sparpläne einmal zurücknehmen kann, dann kann dies vielleicht auch ein zweites Mal geschehen.
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